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Niklas Levinsohn·4. März 2021
Gibt es Scripting in FIFA? Diese Nachricht könnte die Antwort liefern

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Niklas Levinsohn·4. März 2021
Es ist eine Frage, die fast so alt ist wie die Videospiel-Reihe FIFA selbst: Manipuliert Entwickler EA den Spielverlauf einer Partie? Ein eingestelltes Gerichtsverfahren könnte die Antwort liefern.
Jeder FIFA-Spieler kennt es: Man spielt eine Online-Partie und führt vielleicht knapp oder es steht Unentschieden. Dann bricht die Nachspielzeit an und der Gegner ist in Ballbesitz. Im Inneren regt sich schon die dunkle Vorahnung, dass er oder sie natürlich ausgerechnet jetzt ein Tor schießt. Genau so kommt es auch. Der Controller fliegt durch den Raum, böse Wörter hinterher. Und dann fällt er, dieser Satz, den so viele sicher schon mal frustriert gebrüllt haben: „Das ist doch gescriptet!“ Aber ist es das wirklich?
Davon waren zumindest drei Personen aus Kalifornien überzeugt, die laut der Gaming-Seite ‚Eurogamer‘ Entwickler EA im November des Vorjahres verklagt hatten. Der Vorwurf: Heimliche Einflussnahme auf den Spielverlauf mithilfe einer patentierten Technologie, die sich Dynamic Difficulty Adjustment oder auch DDA nennt. Also dynamische Anpassung der Schwierigkeit. Den Klägern zufolge sollte beim Kunden so der Anreiz geschaffen werden, mehr Echtgeld in beispielsweise FIFA zu investieren, um bessere Spieler kaufen zu können. In der Hoffnung, dass es mit diesen besser läuft.
Dass EA im Besitz dieses Patents ist, das hat das 1991 gegründete Unternehmen bereits zugegeben. EA hat aber stets vehement bestritten, DDA in Games wie FIFA beispielsweise bei Online-Spielen zu verwenden. Am Mittwoch teilte der Spieleentwickler nun mit, dass die Klage mit dem entsprechenden Vorwurf des Scriptings zurückgezogen worden sei. Dies sei geschehen nachdem die Kläger Einsicht in technische Unterlagen sowie Zugang in Gesprächen zu den am Spiel arbeitenden Entwicklern erhalten hätten, so EA in einem offiziellen Statement.
Sind häufige Gegentore in der Nachspielzeit oder eigentlich verlässliche Stürmer, die plötzlich nur den Pfosten treffen, also bloß Hirngespinste des Spielenden? Sicherlich hin und wieder auch das. Aber es könnte noch einen weiteren Grund geben. ‚Eurogamer‘ zufolge erklärte Matt Prior, Creative Director von FIFA, bereits vor vier Jahren, dass es in den Algorithmen des Spiels eine Fehler-Variable gebe. „Es gibt Fehler im Fußball und genau das macht den Fußball zu dem, was er ist“, wird Prior zitiert. FIFA ahmt also sozusagen den Zufall, den es auch im echten Fußball gibt, nach.
Natürlich kann auch das für den Betroffenen enorm frustrierend sein. Natürlich lässt sich trotzdem darüber diskutieren, ob und bis zu welchem Grad eine solche Fehler-Variable sinnvoll ist. Und erst recht ändert das natürlich nichts daran, dass FIFA in seinem aktuellen Zustand ein Spiel ist, mit dem weite Teile der Userbase nicht zufrieden sind. Von Scripting zu sprechen, im Sinne von bewusster Spielmanipulation, ist allerdings nach aktuellem Kenntnisstand vorerst nicht mehr wirklich zielführend.