Gewinner & Verlierer nach Frankreich-Sieg: Herrscher Kroos und die Verzichtbaren | OneFootball

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·24. März 2024

Gewinner & Verlierer nach Frankreich-Sieg: Herrscher Kroos und die Verzichtbaren

Artikelbild:Gewinner & Verlierer nach Frankreich-Sieg: Herrscher Kroos und die Verzichtbaren

Nach dem Sieg des DFB-Teams gegen Frankreich wird vor allem Rückkehrer Toni Kroos gefeiert. Aber nicht alle haben Grund zur Freude. Die Gewinner und Verlierer der Partie.

Der mutige Umbruch von Bundestrainer Julian Nagelsmann kann als voller Erfolg bewertet werden. Mit dem prestigeträchtigen Sieg in Frankreich hat das DFB-Team wieder EM-Euphorie geschürt. Trotz des 2:0-Erfolgs gibt es aber neben vier großen deutschen Gewinnern auch Verlierer.


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Toni Kroos: Er kam, sah und siegte. Wenn es noch irgendwelche Zweifel an der Sinnhaftigkeit seines Comebacks gegeben hatte, zerstreute der Real-Star diese mit einem atemberaubenden Auftritt. Von Beginn an war er der Herrscher auf dem Platz und leitete mit dem einstudierten Anstoß die deutsche Blitz-Führung nach acht Sekunden an. Auch danach hielt er das Zepter fest in den Händen. Kroos verlieh dem deutschen Spiel eine Sicherheit, die man lange nicht mehr beim DFB-Team erlebt hat. Mit 137 Ballkontakten war er Schaltzentrale und Rhythmusgeber. Dank seiner Regisseur-Fähigkeiten dominierte die deutsche Mannschaft Vizeweltmeister Frankreich phasenweise. Aber entgegen früherer Vorurteile warf sich Kroos auch in die Zweikämpfe, grätschte und stoppte Angriffe der Gastgeber. Kroos zurückzuholen, war eine goldrichtige Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. So besteht doch noch Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM.

Jamal Musiala & Florian Wirtz: Im vergangenen Jahr gab es zeitweise die Diskussion, ob Musiala und Wirtz überhaupt beide in der Startelf stehen könnten oder ob das nicht ein offensiver Zauberer zu viel sei. Die Antwort nach dem Sieg gegen Frankreich lautet: Ja, sie können. Und wie! Die beiden Supertalente profitieren sogar voneinander. Das 2:0 bereiteten die beiden im Duett vor. Wirtz schickte mit einem Traumpass Musiala, der mit einer seiner geschickten Körpertäuschungen den französischen Keeper Brice Samba austanzte und für Torschütze Kai Havertz querlegte. Zuvor hatte Wirtz den Führungstreffer selbst besorgt. Der Rekord-Hammer nach acht Sekunden war das langersehnte erste Länderspieltor des 20-Jährigen. Das Interesse des FC Bayern an Wirtz wird nach der Partie in Lyon jedenfalls nicht kleiner geworden sein. Auch wenn ein Transfer des Leverkuseners nach München in diesem Sommer wohl nicht zur Debatte steht und dieser auch international Begehrlichkeiten geweckt hat – Musiala und Wirtz zusammen im Bayern-Trikot zaubern zu sehen wird nach diesem Länderspielabend erst recht zum Traum von Fans und Verantwortlichen des Rekordmeisters.

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Foto: IMAGO

Kai Havertz: Schon in seinen ersten Wochen als Bundestrainer betonte Julian Nagelsmann die große Wertschätzung für den Arsenal-Star. Er wollte ihn unbedingt in der Startelf des DFB-Teams sehen und ließ ihn sogar als linker Außenverteidiger auflaufen. Gegen Frankreich durfte Havertz nun dort spielen, wo er am meisten Wirkung erzielen kann: als spielender Mittelstürmer im Angriffszentrum auf der Neun. Dort knüpfte der 24-Jährige an die Leistungen an, die er zuletzt auch bei Arsenal gezeigt hat. Vier Tore erzielte er in den vergangenen vier Premier-League-Spielen für die Gunners. Am Samstagabend schloss er auch im Nationaltrikot einen deutschen Angriff eiskalt zum 2:0 ab. Dass er der Mann für die wichtigen Tore sein kann, bewies er, als er Chelsea 2021 zum Champions-League schoss. Wenn Havertz seine Topform bis zum Sommer hält, kann er auch bei der EM für große Momente sorgen.

Verlierer:

Ilkay Gündogan: Wenn man nach einem Schwachpunkt im DFB-Team suchen will, dann war es ausgerechnet der Kapitän. Gündogan, der durch das Comeback von Toni Kroos im deutschen Spiel wieder weiter nach vorne gerückt ist, war zwar viel unterwegs. Er leistete sich aber auch einige Ballverluste. Als „Zauberer-Lehrer“ war der Barca-Star vor der Partie gegen Frankreich tituliert worden. Gündogan sollte die offensiven Wirbler Musiala und Wirtz auf dem Spielfeld führen. Nach dem starken Auftritt der beiden gegen Les Bleus stellt sich die Frage, ob sie überhaupt noch einen Lehrer brauchen. Das deutsche Spiel jedenfalls wurde nicht von Gündogan geführt, sondern von Kroos. Nagelsmann hält grundsätzlich viel vom 33-Jährigen als Kapitän. Auf dem Spielfeld muss er seine neue Rolle wohl noch finden. Gegen Frankreich erschien der Barca-Star am ehesten verzichtbar.

Leon Goretzka: Wirkliche Verlierer des Testspiels waren aber die Daheimgebliebenen. Nagelsmanns Nominierung von sechs Neulingen, von denen drei gegen Frankreich zum Einsatz kamen, hat sich ausgezahlt. Der Mix in der neuformierten Mannschaft aus Routiniers, Newcomern und jungen Wilden scheint zu passen. Für die nicht berücksichtigten Spieler wird es nun umso schwerer, noch auf dem EM-Zug aufzuspringen. Das gilt vor allem für Leon Goretzka. Nach der Partie am Samstagabend ist fraglich, wo in der Startelf für ihn ein Platz sein soll. Auch wenn er in den vergangenen Spielen bei den Bayern in einer neuen Rolle als Quarterback aufgeblüht ist – das neuformierte defensive Mittelfeld mit Toni Kroos als Schaltzentrale und Robert Andrich als Abschirmer in Kroos‘ Rücken funktionierte derart gut, dass man sich gar keine andere Variante vorstellen kann. Was es für Goretzka noch schwerer macht: Nagelsmann betonte zuletzt, dass er nur 13 Spieler in den Kader berufen will, die wirklich um einen Platz in der ersten Elf kämpfen sollen. Dass der Bundestrainer Goretzka als unpassend für eine Jokerrolle erachtet, daraus machte er keinen Hehl.

Leroy Sané: Auch Goretzkas Bayern-Teamkollege Sané muss nun mehr denn je um die EM bangen. Mit seiner Roten Karte gegen Österreich hat er sich jeglicher Möglichkeit beraubt, vor der Kadernominierung für das Turnier sein offensives Können im DFB-Team unter Beweis zu stellen. So musste er zu Hause zusehen, wie Wirtz und Musiala zauberten. Auch die Eingewechselten Chris Führich und Deniz Undav fügten sich nahtlos ein. Sanés Hauptproblem: Er ist komplett außer Form. Sein letztes Bundesligator gelang dem 28-Jährigen Ende Oktober. Und Nagelsmann hat klargemacht, dass er knallhart nach aktuellem Leistungsstand nominiert.

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