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Konstantin Keller·11. Dezember 2017

"Gespannt, was ich auslöse": Schweizer Spitzenschiedsrichter outet sich als homosexuell

Artikelbild:"Gespannt, was ich auslöse": Schweizer Spitzenschiedsrichter outet sich als homosexuell

Pascal Erlachner spielte bis 2004 selbst hochklassig Fußball, ehe er eine Schiedsrichterausbildung absolvierte und bis heute bereits über 150 Spiele in den beiden höchsten Schweizer Spielklassen leitete.

Der Schiedsrichter outete sich nun in einem Interview als homosexuell und hofft, eine öffentliche Diskussion anzuregen und anderen Homosexuellen mit seinem Outing Mut zu machen.


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„Spricht man nicht über ein Thema, ist das Stillstand – und Stillstand ist Rückschritt“, erklärte Erlachner in seinem Gespräch mit „Blick“. „Ich bin reif für diesen Schritt und gespannt, was ich damit auslöse.“

Homophobie im Profifußball alltäglich

Denn Homosexualität ist insbesondere im Profifußball nach wie vor ein Tabuthema, Ablehnung und Homophobie sind weit verbreitet. Ein perfektes Beispiel lieferte Benjamin Kololli, Profi bei Lausanne. Angesprochen auf das Outing von Erlachner erklärte er, es sei „seine Meinung, seine Wahl. Wir leben in einer Welt, in der alles passieren kann. Wir haben sein Outing innerhalb des Teams besprochen. Hätte sich ein Spieler geoutet, wäre es negativer aufgefasst worden. Es wäre schwerer zu verdauen gewesen.“

Auf die Frage, ob es in seinem Team auch Homosexuelle Profis gäbe, antwortete der 25-Jährige: „Ich hoffe nicht. Aber möglich ist es. Wenn es so wäre, sollte der Betreffende es lieber für sich behalten.“

Aussagen, die deutlich machen, wie tief homophobe Einstellungen im Fußball nach wie vor verankert sind. Erlachner ist das ebenso bewusst wie egal, er will andere Betroffene mit seinem Schritt an die Öffentlichkeit stärken: „Wenn ich nur schon einem einzigen Fussballer oder Schiedsrichter mit meinen Erfahrungen helfen und Mut machen kann, hat sich mein öffentliches Bekenntnis gelohnt.“

„Ich will kein Idol sein“

Der Unparteiische hofft gleichzeitig, in Zukunft weiterhin normal Spiele leiten zu können. „Ich will weder als Idol noch als schwuler Schiedsrichter gesehen werden. Ich freue mich weiterhin auf die Spiele und werde versuchen, die Regeln so umzusetzen, wie sie im Regelwerk stehen“, stellte Erlachner klar.

„Mein Wunsch ist, dass mir Trainer und Spieler am Ende für meinen Einsatz im Spiel danke und auf Wiedersehen sagen, so wie sie das bis jetzt auch getan haben, und dass ich meinen Fokus voll aufs Spiel legen kann. Es geht für die Klubs um wichtige Punkte. Sie haben einen Schiedsrichter verdient, der sich zu hundert Prozent aufs Spiel konzentriert!“

Ein verständlicher Wunsch, zumal die öffentliche Aufmerksamkeit sich nun tatsächlich zunächst eher auf das Outing des Schweizers richten dürfte. Doch wenn Erlachner als Referee weiterhin so gute Leistungen zeigt, wird sich die Aufregung hoffentlich bald legen – und vielleicht mehr Homosexuellen im Profisport den Weg zum Ende ihres erzwungenen täglichen Versteckspiels ebnen.