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·19. Juli 2020
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Vorschau | Real Madrid hat sich am Donnerstag mit einem 2:1-Sieg über den FC Villarreal zum 34. Mal zum spanischen Meister gekürt. Dieser Sieg wäre aber nicht mal nötig gewesen, da der FC Barcelona zeitgleich sein Heimspiel gegen Osasuna verlor. Die Stimmung rund um den Verein ist seitdem verständlicher Weise im Keller. Am Sonntag geht es daher vor allem darum, die Liga-Saison einigermaßen versöhnlich zu Ende zu bringen, auch in Hinblick auf die Champions League. Für Alavés, das am Donnerstag den Klassenerhalt perfekt machte, geht es unterdessen um nichts mehr.
Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 21 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).
Hintenraus war es doch noch eine kleine Zitterpartie, aber am Ende steht der Klassenerhalt fest. Das gilt für die Partie am vergangenen Donnerstag und für die ganze Saison. Doch eins nach dem anderen.
Am besagten Donnerstag bekam es Alavés mit Real Betis zu tun, für die es schon da um nichts mehr ging. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte ging es mit 0:0 in die Kabinen, bevor Ex-Bundesligaspieler Joselu seine Mannschaft in der 51. Spielminute in Führung brachte. In der 76. Spielminute erhöhte Innenverteidiger Rodrigo Ely auf 2:0, was zu einem kollektiven Jubelsturm Alavés’ führte – dem Klassenerhalt so nah. Doch es war noch lange nicht Schluss. Zunächst sah Betis’ Juanmi die Gelb-Rote Karte – das sollte es doch gewesen sein, oder? Nein, noch nicht. In der 93. Minute erzielte Loren Moron das Anschlusstor zum 2:1, nur eine Minute später sah Rodrigo Ely die Rote Karte. Zehn gegen Zehn und noch vier Minuten auf der Uhr. Doch dann passierte nichts mehr. Alavés brachte die Führung über die Zeit und konnte dann doch noch verdientermaßen jubeln.
Dieser Spannungsbogen ist, wie schon angedeutet, auch eine ganz passende Beschreibung für den Saisonverlauf der Basken. Nach einem guten Start ging es etwas bergab, ins unter Mittelfeld der Tabelle. Dort etablierte und stabilisierte man sich zwischen Platz 13 und Platz 15, ohne allzu große Abstiegssorgen – bis zum 30. Spieltag. An diesem Spieltag wurde Alavés von Celta Vigo mit 6:0 (!) gedemütigt und endgültig in den Abstiegskampf reingezogen. Die folgenden fünf Spiele wurden allesamt verloren und plötzlich lagen die Nerven blank. Eine Krise zur Unzeit, die schließlich zur Trennung von Trainer Asier Garitano führte. Am 36. Spieltag holte die Mannschaft unter Neu-Trainer Juan Muñiz dann wieder den ersten Punkt, um am 37. Spieltag den Klassenerhalt perfekt zu machen – mit dem 2:1-Sieg über Real Betis.
Trotz des unruhigen Endes, war die Saison ein voller Erfolg für den kleinen baskischen Verein. Alavés stand zu keinem Zeitpunkt der Saison auf einem Abstiegsplatz und kann nun für die fünfte La Liga-Saison in Folge planen. Angesichts der Voraussetzungen, der Konkurrenz und der späten Abgangs von Abwehr-Chef Maripan im vergangenen Sommer war das sicher alles, was man erwarten durfte.
Nun geht es am Sonntag nur noch darum, die Saison vernünftig zu Ende zu bringen. Im besten Fall kann Alavés noch auf Platz 13 springen (bei einem eigenen Sieg und Niederlagen von Real Betis und Eibar), während im schlimmsten Fall auf Platz 17 zurückfallen könnte, was aber auch kein Beinbruch wäre. Eine andere Motivation könnte eine mögliche Revanche für die 1:4-Schlappe im Hinspiel, die zweithöchste Niederlage der Saison, sein. Die gute Heimbilanz (27 von 39 Punkten Zuhause geholt) könnte dabei von Vorteil sein.
Allerdings muss Trainer Muñiz auf eine ganz Reihe wichtiger Spieler verzichten. Stammkeeper Pacheco, Innenverteidiger Ximo Navarro und Linksverteidiger Ruben Duarte fallen allesamt verletzt aus, während Rodrigo Ely rotgesperrt fehlen wird. Die Defensive ist dementsprechend arg geschwächt, nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, wenn man auf Lionel Messi und Co. trifft…
Auch für den FC Barcelona steht das letzte Spiel gewissermaßen stellvertretend für die gesamte Saison – man ist den eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden. Zu einem ähnlichen Fazit ist auch Kapitän Lionel Messi gekommen, der Barça als “schwaches Team” bezeichnete, das mit “genug Intensität” einfach zu schlagen sei, man müsse “Selbstkritik üben”. Die Deutlichkeit seiner Worte überraschten, doch der Inhalt war zweifelsohne richtig und offensichtlich.
Trainer Quique Setién ließ unterdessen verlauten, dass er nicht wisse, ob er beim Champions League Turnier im August noch Trainer des Klubs sein würde. Trotz aller öffentlichen Rückendeckung von Präsident Bartomeu, wirkt Setién verunsichert. Er probiert viel aus, doch Früchte trugen seine Bemühungen nur selten. Gegen Osasuna setzte er auf die jugendliche Frische und bot Ansu Fati und Riqui Puig von Beginn an auf. Zudem überraschte er, indem er Busquets, Alba und Suarez auf der Bank ließ. Belohnt wurde er für dieses Risiko bekanntlich nicht, was vor allem daran lag, das wieder einmal nur Lionel Messi für echte Gefahr sorgen konnte. Wie man es auch dreht und wendet, der FC Barcelona ist momentan nicht mehr als ein Schatten seiner selbst.
Für die Katalanen geht es ab jetzt nur noch darum, sich für das Champions League Turnier in Stellung zu bringen. Ein Sieg bei Alavés wäre eine wichtige Zwischenetappe, um die Atmosphäre rund ums Camp Nou ein wenig zu verbessern. Die schwachen Leistungen in den letzten drei Spielen machen diesbezüglich nur bedingt Hoffnung. Auswärts ist Barça zudem sehr verwundbar, von 18 Spielen in fremden Stadien konnten sie nur acht gewinnen (fünf Remis, fünf Niederlagen).
Darüber hinaus muss Setién auch weiterhin auf die verletzten Umtiti, Dembele und Griezmann verpflichten, während Piqué, Firpo und Rakitic allesamt gelbgesperrt zuschauen müssen. Allzu viele Optionen bleiben dem Trainer folglich nicht. Daher ist es z.B. auch sehr wahrscheinlich, dass Ronald Araujo zusammen mit Clement Lenglet in der Innenverteidigung beginnt. Auch die Rückkehr Jordi Albas in die Startelf ist im Grunde sicher, auch Suarez hat gute Chancen.
Um einen Titel geht es am letzten Spieltag trotzdem noch für Barça: Die Pichichi-Trophäe für den besten Torschützen der Saison. Lionel Messi führt diese Wertung derzeit mit 23 Toren an und hat mit Karim Benzema, der 21 Tore vorzuweisen hat, nur noch einen echten Konkurrenten. Im Spiel gegen Villarreal war deutlich zu sehen, dass die “Königlichen” Benzema dabei mit aller Kraft unterstützen wollen. Eine ähnliche Unterstützung sollte Messi auch erwarten dürfen. Es wäre zumindest ein kleiner Trost für den enttäuschten Weltfußballer.
Die Hausherren haben keinen Druck und können ganz befreit aufspielen. Die größte Frage für sie ist, ob sie die positiven Emotionen für sich nutzen können oder ob sie noch müde sind vom feiern. Die Gäste haben dagegen einiges wiedergutzumachen und stehen mächtig unter Druck, auch schon in Hinblick auf die Champions League. Da es für Lionel Messi auch noch um den Pichichi geht, ist zu erwarten, dass Barça mit aller Macht aufs Tor spielen wird. Das spricht, neben der höheren individuellen Qualität, klar für einen Auswärtssieg.
Deportivo Alavés: Roberto – Aguirregabiria, Laguardia, Magallán, Marin – Camarasa, Fejsa – Aleix Vidal, Rioja – Joselu, Lucas Perez
FC Barcelona: Ter Stegen – Nelson Semedo, Araujo, Lenglet, Jordi Alba – Vidal, Busquets, Sergi Roberto – Messi – Suarez, Fati
(Photo by David Ramos/Getty Images)
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