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·6. November 2024

Gefangen am Tabellenende: Die Gründe für die Osnabrücker Krise

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Dass sich Zweitliga-Absteiger erst wieder an die 3. Liga gewöhnen müssen, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Sehr wohl aber das Ausmaß der Anpassungsschwierigkeiten des VfL Osnabrück. Seit sechs Spieltagen zieren die Niedersachsen nun schon das Tabellenende. Der Trainerwechsel von Uwe Koschinat zu Pit Reimers scheint verpufft. Doch woran genau liegt das schwache Abschneiden der Osnabrücker? liga3-online.de wirft einen Blick auf die Gründe.

Grund 1: Eingespieltheit

Es ist das ewige Leid der Zweitliga-Absteiger, die infolge des Abstiegs oft ihren halben Kader umkrempeln (müssen), das auch dem VfL Osnabrück zuteil geworden ist. 13 externe Neuzugänge, die meisten davon mit Startelfansprüchen, verpflichteten die Niedersachsen diesen Sommer, um die insgesamt 22 Abgänge zu ersetzen. Viele Akteure kamen allerdings erst kurz nach Saisonstart, was der Eingespieltheit ebenfalls nicht gut getan hat.


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Nach einem solchen Umbruch muss sich die Mannschaft logischerweise erst mal finden. Doch während beispielsweise der SV Wehen Wiesbaden seit Saisonbeginn weitestgehend mit derselben Elf aufläuft und daher längst wieder als eingespielte Truppe daherkommt, wird in Osnabrück munter durchgewechselt. Insgesamt drei verschiedene Übungsleiter an der Seitenlinie tun dabei ihr Übriges. Von einstudierten Mechanismen ist nur selten etwas zu sehen. Insbesondere in der Defensive wird das Personal munter durchrotiert, was uns zum nächsten Problem führt.

Grund 2: Zu viele Gegentore

25 Gegentreffer – nur der FC Ingolstadt ist mit 26 Gegentreffern noch löchriger – sind Ausdruck einer viel zu anfälligen Defensive. Besonders auffällig: 12 der 25 Gegentreffer fing sich der VfL in der Schlussviertelstunde – trauriger Höchstwert der Liga. Gänzlich ohne Gegentreffer blieben die Lila-Weißen bisher nur beim 1:0 gegen den VfB Stuttgart II. Ansonsten mussten David Richter und Lukas Jonsson immer mindestens einmal hinter sich greifen.

Womit wir bei den Torhütern wären. Der im Sommer von 1860 München geholte Richter entpuppte sich bisher nicht als der erhoffte Rückhalt. Seinen guten Anlagen zum Trotz agierte der 25-Jährige fehleranfällig und nervös. Ausgerechnet vor der Partie gegen Richters Ex-Klub 1860 nahm Trainer Reimers einen Torwartwechsel vor und schickte Jonsson auf den Platz. Der Schwede strahlt zwar eine beachtliche Ruhe aus, fünf Gegentore in drei Spielen sind aber dennoch zu viel.

Doch nicht nur die Torhüter, sondern auch ihre unmittelbaren Vordermänner kommen bei einer kritischen Analyse der sportlichen Situation nicht ungeschoren davon. Die Außenverteidiger Niklas Niehoff und Bastien Conus wissen in der Offensive zu gefallen, vernachlässigen aber bisweilen ihre Kernaufgabe in der Defensive. Gleichzeitig können die renommierten Innenverteidiger Maxwell Gyamfi und Timo Beermann im bisherigen Saisonverlauf noch bei Weitem nicht an alte Spitzenleistungen anknüpfen und wirken oftmals alles andere als stabilisierend.

Grund 3: Chancenverwertung

Hinten kassiert Osnabrück deutlich zu viele Gegentore – und vorne sind es zu wenig eigene Treffer. Dabei mangelt es allerdings meist nicht an den nötigen Einschussmöglichkeiten. 35 Großchancen konnten sich die Niedersachsen im bisherigen Saisonverlauf bereits erspielen. Nur Hansa Rostock kommt auf 36 und damit auf eine Großchance mehr als der VfL. Das Problem: In Sachen vergebener Großchancen ist Osnabrück auf Patz eins zu finden. 23 der 35 Großchancen hat die Elf von der Bremer Brücke vergeben. Das Ergebnis sind erst 16 erzielte Tore. Ein Wert, der nur von Unterhaching (15) und Aachen (13) unterboten wird.

Vor allem die mangelnde Torgefahr aus dem Mittelfeld heraus ist auffällig. Mit Lars Kehl und Dave Gnaase konnten sich erst zwei Mittelfeldspieler jeweils einmal in die Torschützenliste eintragen. Insgesamt scheint das Wohl in der Offensive mit der Tagesform von Ba-Muaka Simakala zu fallen. Der hochbegabte Rückkehrer war an acht der 16 Tore und damit an 50 Prozent der Treffer direkt beteiligt. Wird Simakala – so wie am Samstag in Rostock – vom Gegner aus dem Spiel genommen, ist die Osnabrücker Offensive erschreckend zahnlos.

Grund 4: Zu wenig Ertrag

Die teuflische Kombination aus einer anfälligen Defensive und einer verschwenderischen Offensive führt dazu, dass Aufwand und Ertrag in Osnabrück derzeit in keinem gesunden Verhältnis stehen. Als bestes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit dient das Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken, als der VfL klar überlegen war, dennoch aus dem Nichts das 0:1 schlucken musste und so am Ende nicht über ein Remis hinauskam.

Dieses Mismatch spiegelt sich in den "Expected points"-Tabelle wider, in der die Niederachsen auf Platz 11 und nicht am Tabellenende zu finden sind. Nimmt man die Qualität der eigenen sowie der gegnerischen Torchancen als Grundlage, müsste der VfL also deutlich besser dastehen als in der harten Realität. Diese Diskrepanz ist Ausdruck einer deutlichen Osnabrücker Unterperformance in den jeweiligen Strafräumen.

Grund 5: Mangelnde Konstanz

Neu-Trainer Reimers wähnte seine Mannschaft nach dem hart erkämpften Heimsieg gegen Stuttgart II und den beiden ansprechenden Auftritten gegen 1860 und Saarbrücken, die jeweils in einem Unentschieden mündeten, im Aufwärtstrend. Umso sprachloser waren die Protagonisten nach der unerklärlich schwachen Leistung am vergangenen Wochenende in Rostock. Der vor allem in der ersten Halbzeit äußerst lethargische Auftritt war ein Rückschritt in vermeintlich längst überwundene Zeiten.

Um die rote Laterne, die bereits seit Ende September in Osnabrück hängt, endlich wieder abzugeben, braucht der VfL zwingend mehr Konstanz in seinen Leistungen. Andernfalls droht der erstmalige Absturz in die Viertklassigkeit in der 125-Jährigen Vereinshistorie. Der Blick in die Historie gilt als Warnung: Von den 16 Teams, die nach dem 13. Spieltag den letzten Tabellenplatz zu finden waren, stiegen acht Mannschaften am Ende ab. Mut macht, dass sich der Rückstand auf Platz 16 angesichts von vier Punkten noch in Grenzen hält.

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