Fußball an der Copacabana: Hier wird fleißig über das Geheimnis von Thomas Müller gerätselt | OneFootball

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·18. April 2024

Fußball an der Copacabana: Hier wird fleißig über das Geheimnis von Thomas Müller gerätselt

Artikelbild:Fußball an der Copacabana: Hier wird fleißig über das Geheimnis von Thomas Müller gerätselt

Autor Philipp Göthel reiste in die Fußball-Metropole Rio de Jainero und erlebte dort Unglaubliches!

Es heißt im Volksmund: "Wer einmal in Rio war, wird immer wieder kommen!" Nach zehn Tagen in der Sieben-Millionen-Stadt kann ich dem nicht widersprechen. In Rio wird Sport, insbesondere der Fußball geliebt und gelebt. Schon am frühen Morgen kicken die ersten Jungs am Strand oder den heruntergekommenen Fußballplätzen der Innenstadt.


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Alt und jung tragen Trikots aller Nationen und Vereine. Auch Trikots von Bayern München von Musiala und Harry Kane habe ich einige gesehen. Wegen mangelnder Schulbildung wissen sie nur, dass München in Europa liegt und Musiala ein junger Fußball-Star ist. Auch gelbe Trikots von Borussia Dortmund laufen am Strand vereinzelt herum. Dominieren tun selbstredend die Brasilien-Trikots von Neymar und Ronaldo.

Die unzähligen Volleyballfelder an den Stränden werden überwiegend für das Footvolley missbraucht, dem Mix aus Volleyball und Fußball, wo der Ball nur mit dem Kopf, Fuß oder Brust über das Netz befördert darf. Auch viele Frauen mischen da mit. Die Technik und das Direktspiel lernen die Stars von morgen tatsächlich an der Strandpromenade der Copacabana!

Bis tief in die Nacht und sogar bei Sommer-Regen wird vor dem Zuckerhut gezaubert. Durchschnittliche 35 Grad im März bieten beste Bedingungen. Ringsum stählen sich Muskelpakete an den Fitnesstürmen bei Klimmzügen und anderen Kraftübungen. Der Körperkult in Rio ist wahrhaftig einzigartig.

Und Rio ist auch die Heimatstadt des berühmtesten Stadions der Welt - dem Maracana! Dem Stadion, das 1950 beim WM-Finale noch unglaubliche 200.000 Zuschauer fasste und heute nach Restaurierungen  noch 78.838 Plätze bietet, und die Heimatstätte der Traditionsvereine Fluminense sowie Flamengo Rio de Janiero ist.

Die Heimspiele sind meist ausverkauft. Die Derbys der stark rivalisierenden Clubs halten die Stadt wochenlang in Atem. Die emotionalen Fans der Lager sind berüchtigt und noch mehr gefürchtet. Bei Auseinandersetzungen kam es nicht selten zu Schwerverletzten und gar Toten.

Einen offiziellen Dress-Code gibt es nicht. Abends geht man in Rio in einen Club oder Restaurant wie es einem beliebt. An der Bar einer besseren Disko steht mir ein südamerikanisches Pärchen schmusend gegenüber. Sie trägt ein rotes, schickes Cocktail-Kleid mit Absatzschuhen. Er trägt ein Trikot vom argentinischen Traditionsverien Boca Juniors, dazu kurze Sporthose mit Flip-Flops. Jeder kann sehen, dass er gerade vom Strand gekommen sein muss. In Deutschland undenkbar.

Es ist Dienstag Abend. Champions-League-Spieltag auch in Brasilien! Die Zeitverschiebung sind vier Stunden! Das heißt, dass in Rio um 17 Uhr Anpfiff ist. Kein Problem. Eine gute Zeit für einen Brasilianer - am Strand kicken kann man auch danach.

In allen größeren Bars und Restaurants läuft die Königsklasse! Das Bier von Spaten (eine der großen deutschstämmigen Brauereien in Brasilien) 0,3 Liter kostet 12 Real, umgerechnet 2,20 Euro! Das Nationalgetränk, der Caipirinha, dagegen schon 35 Real (7 Euro). Bayern gegen Lazio (Endstand 3:0) ist das Topspiel des Tages.

Selbst die vielen Obdachlosen schauen vor den Gastronomien gebannt in die Fernseher. Für Fußball interessiert sich in Brasilien jeder, ob arm oder reich. Vier brasilianische Fußball-Experten diskutieren anschließend eine ganze halbe Stunde über den FC Bayern. Ein Freund von mir, Deutsch-Brasilianer, aufgewachsen in Stuttgart, übersetzt mir schmunzelnd.

Das Resümee der Experten im Studio lautet: Die Bayern sind eine starke, effektive Mannschaft im europäischen Fußball, und dass man mit ihnen immer rechnen muss! Selbst das unschöne Trainer-Theater um den vorzeitig gekündigten Thomas Tuchel kann dem Ansehen des FC Bayern nichts anhaben. Die Bayern kommen schließlich immer zurück!

Sie  sprechen auch immer wieder über Thomas Müller, der gegen Lazio soeben ein typisches Abstauber-Tor gemacht hat und eines für Harry Kane aufgelegt hat. Sie grinsen und lachen gemeinsam. Der Tenor: Einen Spieler wie Müller gab es noch nie im Weltfußball.

Wer über so lange Zeit kontinuierlich bei seinen vielen Toren abrutscht, angeschossen wird oder abstaubt, muss ein Phänomen sein, sind sich die Experten sicher. Er muss schlichtweg ein Geheimnis haben. Immer wieder lachen sie. Sie sind sich einig: Müller ist ein Unikat! Aber schöne Tore sind nicht sein Ding!

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