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Niklas Levinsohn·12. Januar 2020

Fürs Masturbieren gefeuert: Warum einem der Malaga-Coach leidtun kann

Artikelbild:Fürs Masturbieren gefeuert: Warum einem der Malaga-Coach leidtun kann

Víctor Sánchez del Amo ist nicht mehr Trainer des FC Malaga. Aus der zunächst zeitweisen Suspendierung ist am Samstagabend eine Entlassung geworden. Alles wegen eines vermeintlichen Sex-Videos.

Schon die Bezeichnung ist irreführend gewesen. Strenggenommen war es kein Sex-Video, das von dem Spanier aufgetaucht ist, sondern ein Selbstbefriedigungsvideo. Zwei sehr unterschiedliche Dinge. Wenn Sex und Selbstbefriedigung dasselbe wären, läge das Durchschnittsalter für den Verlust der Jungfräulichkeit sicherlich nicht bei 17,4 Jahren. Jeder, der mal ein pubertierender Jugendlicher gewesen ist, dürfte das bestätigen.


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Allem Anschein nach hat Sánchez besagtes Video selbst aufgenommen. Ob er es verschickt hat und wohin er es verschickt hat, ist nicht bekannt. Fest steht, dass der ehemalige Profi der Veröffentlichung des sehr privaten Clips im Internet nicht zugestimmt hat. Das wissen wir, weil er sich auf seinem Twitter-Profil selbst zu dem Vorfall geäußert hat: „Das Teilen oder Verbreiten eines intimen Inhalts ohne Zustimmung der betroffenen Person ist eine Straftat, sei es in sozialen Netzwerken oder über Nachrichten oder auf andere Weise.“

Er sei das Opfer von „Belästigung und Erpressung“ geworden, so Sánchez weiter. Diese Belästigung und Erpressung hat ihm nun seinen Job gekostet. Sein ehemaliger Arbeitgeber, der FC Malaga, führte „disziplinarische Gründe“ gegen den gestern entlassenen Coach ins Feld. Was aber genau hat sich Sánchez zuschulden kommen lassen? Stand jetzt: Nichts. Es ist weder verboten noch per se verwerflich, sich selbst bei sexuellen Handlungen zu filmen.

Auch diese Aufnahmen mit einer Person zu teilen, die zuvor selbstverständlich dem Erhalt solcher Bilder oder Videos zugestimmt hat, gehört zu den Dingen, die ein erwachsener Mensch tun dürfen sollte. Die Ausgestaltung des eigenen Sexuallebens ist schließlich aus gutem Grund Privatsache. Schlimm ist es, wenn jemand aus dieser Privatsache gegen den Willen der Betroffenen eine öffentliche Angelegenheit macht.

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Wer einwirft, dass es unverantwortlich oder vielleicht sogar dumm ist, derart explizite Aufnahmen von sich selbst anzufertigen und womöglich zu verschicken, der betreibt „Victim Blaming“ oder Täter-Opfer-Umkehr. Ein argumentativer Ansatz, der schon völlig zurecht verurteilt wurde, als 2014 unbekannte Hacker intime Fotos von prominenten Frauen im Netz veröffentlichten. Betroffen war unter anderem auch die ehemalige US-Torhüterin Hope Solo.

Der Skandal wurde damals vor allem mit Empörung zur Kenntnis genommen. Dass über Sánchez überwiegend mit belustigtem Unterton berichtet wurde bzw. berichtet wird, ist ungerecht. Es erweckt den Eindruck, das Geschlecht der Betroffenen bestimme mit darüber, wie viel Verständnis und Unterstützung sie erhalten. Ein unfreiwillig entblößter und damit auch entwürdigter Mann ist aber keine Witzfigur, sondern Opfer.

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Als solches hätte Sánchez mehr Rückendeckung von seinem Arbeitgeber und weniger Schadenfreude von der Öffentlichkeit verdient gehabt. Beides ist dem Spanier verwehrt geblieben. Hoffentlich erhält er zumindest Gerechtigkeit. Spanischen Medienberichten zufolge wurde ein 41-jähriger Verdächtiger festgenommen. Am Mittwoch will sich Sánchez auf einer Pressekonferenz zu seiner Entlassung äußern.