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Helge Wohltmann·12. August 2022

⏱ Fünf Jahre zu spät: Macht er den Schritt zum Buli-Topstürmer?

Artikelbild:⏱ Fünf Jahre zu spät: Macht er den Schritt zum Buli-Topstürmer?

„In Freiburg hatte es geregnet, in Augsburg schien die Sonne.“ Was für Kleinigkeiten manchmal den Verlauf einer Bundesliga-Karriere beeinflussen können. Michael Gregoritsch schlägt nämlich auch aus diesem eigentlich nichtig erscheinenden Grund fünf Jahre später als möglich beim SC Freiburg auf und hat in seiner Karriere einiges aufzuholen.

Denn 2017 stand er vor der Wahl, wo ihm der endgültige Durchbruch zum Bundesliga-Stammspieler gelingen sollte. In Hamburg sahen nicht nur die Aussichten für den ein Jahr später abgestiegenen Dino düster aus, auch Gregoritsch kam unter Umschalt-Fetischist Markus Gisdol nicht richtig zum Zug und suchte nach einem neuen Arbeitgeber. Augsburg oder Freiburg sollten es sein und Gregoritsch entschied sich für die Fuggerstädter.


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Nicht nur wegen des Sonnenscheins, sondern auch aufgrund der Entfernung zur österreichischen Heimat: „Dann habe ich nochmal in Google Maps geschaut: Acht Stunden von Freiburg nach Hause, vier Stunden von Augsburg. Auch das hat eine Rolle gespielt“, wie er dem ‚kicker‘ vor kurzer Zeit erzählte.

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Dem Bauchgefühl folgend, sah es zunächst danach es aus, als hätte der damals 23-Jährige alles richtig gemacht. Gregoritsch schoss 13 Bundesliga-Tore in seiner ersten Augsburger Saison und ließ seinen Marktwert zwischenzeitlich auf 20 Millionen Euro hochschnellen. Mit seinen 1,93 Metern Körpergröße, seinen technischen Fähigkeiten und einer guten Portion Kreativität, die er in Torgefahr ummünzen kann, stellt er ein außergewöhnliches Paket da.

Europapokal und vielleicht sogar ein Titel schienen vorbestimmt, ehe es zum großen Knall kam. Erst brach die Torquote ein, dann landete er auf der Bank und versuchte seinen Abschied aus Augsburg durch öffentliche Provokationen zu erzwingen. Ein Wechsel zu Werder Bremen war geplatzt, Gregoritsch bezeichnete seine Situation daraufhin in der ‚Kleinen Zeitung‘ als „beschissen“, wurde suspendiert und schmollte.

Der Umgang mit Rückschlägen gehörten weder auf noch neben dem Platz zu seinen Stärken. „Frustrationstoleranz und Persönlichkeit“, macht Freiburgs Sportdirektor Klemens Hartenbach heute als Faktoren aus, in denen sich der 28-Jährige zuletzt am meisten verbessert habe. Das zeigt sich auch daran, dass er noch 2017 mit den klaren Worten, die Christian Streich an seine Spieler und mögliche Neuzugänge richtet, nicht klar kam, nun aber unbedingt zu ihm wechseln wollte.

„Er war sehr offen und ehrlich. Das ist sehr wichtig. Vielleicht habe ich mich als junger Spieler davon auch ein bisschen überfordert gefühlt. Es ging da schon auch um Themen wie Körperhaltung auf dem Platz, an der ich definitiv arbeiten musste“, beschreibt Gregoritsch das damalige Gespräch gegenüber dem ‚kicker‘. Was damals gegen Freiburg sprach, war jetzt einer der Gründe für den Wechsel.

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Mittlerweile hat auch der Stürmer erkannt, dass Streichs offene Analyse ganz falsch nicht gewesen sein kann. Seit Sommer mache er „brutal viel Extra-Training“ und arbeite mit der Mentaltrainerin Claudia Reidick zusammen. Er sei nun lockerer auf dem Platz und habe seine Körperhaltung verbessert, „bei der mancher Außenstehende sicher dachte: Was ist mit dem eigentlich los? Ich habe selbst gemerkt, dass ich einen anderen Zugang haben sollte. Den habe ich jetzt gefunden.“

Das zeigte sich auch in der vergangenen Saison, in der ihm endlich mal wieder neun Tore gelangen und in der er als Garant für den Augsburger Klassenerhalt auch in schwierigen Zeiten voran ging.

Sein Start beim SC Freiburg hätte ebenfalls nicht besser laufen können. Am ersten Spieltag knipste er direkt gegen Ex-Klub Augsburg und bereitete zudem noch einen Treffer vor. Gleiches gelang ihm jedoch bereits bei seiner Leihe zum FC Schalke, als er im Januar 2020 in seiner ersten Partie zum Matchwinner wurde und große Hoffnungen bei den Königsblauen weckte. Danach ließ er sich allerdings vom allgemeinen Negativstrudel herunterziehen und machte kein Tore mehr.

Der heute 28-Jährige ist durch vergangene Erfahrungen also gewarnt. Für ihn geht es darum, seine Qualitäten nicht nur in einzelnen Spielen oder über eine Saison, sondern konstant über Jahre hinweg zu zeigen und so zu beweisen, dass er ein Topstürmer in der Bundesliga sein kann. Seelenstreichler und Chefkritiker Christian Streich dürfte dafür genau der richtige Trainer sein. Schließlich gebe es „ja keinen Spieler, der nicht besser geworden ist unter ihm“, wie Gregoritsch es sagt.

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Auch wenn Klub und Spieler es öffentlich anders sehen, könnte der Wechsel in den Breisgau fünf Jahre zu spät erfolgt sein. Vielleicht hätte Gregoritsch diesen letzten Entwicklungsschritt bereits als jüngerer Profi gemacht, wenn er nicht vor Streichs Analyse zurückgeschreckt wäre. Es bringt jedoch nichts, solchen Gedanken nachzuhängen. Jetzt hat er die Möglichkeit, die verlorene Zeit wieder aufzuholen und muss sie nutzen. Auch dann, wenn es selbst in Freiburg manchmal regnen sollte.