FC Schalke 04
·12. Juli 2023
Früher Torwart in der Knappenschmiede, heute Teammanager der Profis

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·12. Juli 2023
Ihn kennt nicht unbedingt jeder Fan – und doch ist er einer der wichtigsten Mitarbeiter im Profileistungszentrum des FC Schalke 04. Denn bei Teammanager Mario Grevelhörster laufen in der Organisation des Tagesablaufs alle Fäden zusammen. Vor allem im Trainingslager ist der 28-Jährige nahezu rund um die Uhr gefordert. Hier eine Frage aus der Mannschaft, dort eine Bitte des Trainerstabs, dazu die Koordination aller organisatorischen Abläufe im Schloss Mittersill sowie am Trainingsplatz. Da kommt einiges zusammen.
Trotzdem behält der gebürtige Ostwestfale auch in Stresssituationen stets die Ruhe. Eine Eigenschaft, für die ihn die Spieler, der Trainerstab, die sportliche Leitung und vor allem sein direkter Vorgesetzter Gerald Asamoah schätzen. Letztgenannter war es auch, der Grevelhörster vor etwas mehr als zwei Jahren ins Boot holte. „Asa hat mich angerufen und gesagt, dass wir uns einmal unterhalten müssten“, erinnert sich Grevelhörster. „Er war damals gerade neuer Leiter Lizenz geworden und hat einen Teammanager gesucht. Als er mich gefragt hat, ob das etwas für mich wäre, musste ich keine einzige Sekunde lang überlegen. Wenn Schalke ruft, kann man nicht nein sagen.“ Zum einen, weil ihn die Aufgabe mit all ihren Facetten gereizt hatte, vor allem aber, weil Königsblau schon in den Jahren zuvor zu Grevelhörsters Herzensverein geworden war. Doch dazu später mehr.
„Für mich war es eine Ehre, dass ich nach dem Abstieg 2021 ein Teil des Neuaufbaus werden durfte“, sagt der Teammanager, der auf Schalke beruflich kein komplettes Neuland betrat. Denn zuvor hatte er bereits sieben Jahre lang in administrativer Funktion in der Knappenschmiede gearbeitet. „Ich war gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen zuständig für sämtliche Themen, die rund um den Nachwuchsfußball angefallen sind“, berichtet Grevelhörster. In seinen Aufgabenbereich fielen beispielsweise die Organisation der U19-Spiele in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft und in der UEFA Youth League, die Koordination des Spielbetriebes von der U8 bis zur U14 oder auch die Planung der deutschlandweiten Camps der Fußballschule.
Organisation und Koordination sind auch heute die Hauptschlagworte, die Grevelhörsters Aufgaben auf den Punkt bringen. „Wenn ich meine Tätigkeit kurz und knapp beschreiben soll, dann vielleicht so: Asa als Leiter Lizenz und ich als Teammanager sorgen dafür, dass sich alle anderen Mitarbeiter im Sport auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können und sich um nichts sorgen müssen. Der Spieler kann spielen, der Trainer kann trainieren, der Staff hat alles, was er für seine Aufgaben benötigt“, so der 28-Jährige. „Mein Ziel ist es, dass – egal, wo die Mannschaft hinkommt – alles organisiert ist. Dazu gibt es auch immer wieder Termine und Absprachen mit anderen Abteilungen und Direktionen innerhalb des Vereins sowie mit externen Ansprechpartnern.“
Nach einer kurzen Pause fügt er dann lachend hinzu: „Den Job kannst du eigentlich nicht wirklich lernen, den machst du einfach. Es klingt jetzt vielleicht wie ein Klischee, aber meine Tür steht immer offen. Wenn ich helfen kann, mache ich das gerne.“ Das betrifft auch die Integration von Neuzugängen. Kommt ein neuer Mann an Bord, nimmt Grevelhörster diesen in Empfang, hilft, wenn gewünscht, bei der Wohnungssuche oder weiteren Formalitäten. Immer mit der Intention, dass der Spieler sich zu 100 Prozent auf Fußball konzentrieren kann. Das kostet täglich einige Akkuladungen für das Smartphone, sein wichtigstes Arbeitsgerät – das, wie Grevelhörster verrät, „nie im Flugmodus ist. Ich bin wirklich immer erreichbar.“ Probleme, sagt er, gebe es in seinem Job nicht. „Ich spreche stets von Herausforderungen. Und Herausforderungen machen Spaß. Der Anspruch an mich selbst ist es, alle Interessen innerhalb des Clubs so zu vereinen und alle Anfragen so zu bündeln, dass am Ende jeder zufrieden ist. Das gelingt nicht immer, aber sehr oft.“
Ein Organisationsweltmeister war der 28-Jährige schon immer. Aber das ist noch nicht alles. Erste Berührungspunkte mit dem FC Schalke 04 hatte er bereits in der Jugend. Als Torhüter in den Nachwuchsteams von Rot-Weiss Ahlen spielte das große Talent mehrfach gegen den S04 – bis er selbst ein Blau-Weißer wurde. In der U17 wechselte der Schlussmann aus Ostwestfalen nach Gelsenkirchen und stand unter dem damaligen Trainer Tomasz Waldoch in der B-Junioren Bundesliga West zwischen den Pfosten. Seine damaligen Mitspieler: Unter anderem Leroy Sané, Max Meyer, Marvin Friedrich und Donis Avdijaj.
Grevelhörster, damals zu Saisonbeginn 16 Jahre alt, war die Nummer 1 im Tor und rückte in der Folgesaison als Jungjahrgang in die U19 auf. „Dort war ich dann keine Stammkraft und habe mehr trainiert als gespielt. Dennoch war es für mich ein sehr spannendes Jahr. Ich habe unter Norbert Elgert sehr viel gelernt, von dem ich noch heute profitiere“, sagt er. Anders als bei einigen seiner damaligen Mitspieler reichte es aber nicht für eine Profikarriere. „Da war ich schon realistisch“, schmunzelt Grevelhörster.
Nach seinem Abitur stand er also vor der Frage, wie es nun weitergehen könnte. Bestenfalls mit einem Beruf im Fußball. „Irgendwann habe ich dann ein Interview mit Mathias Schober gelesen, in dem er erzählt hat, dass er ein Sportmanagement-Studium absolviert. Das klang spannend, also habe ich mich informiert und war wenig später eingeschrieben: Sportbusiness-Management an der IST-Hochschule in Düsseldorf“, berichtet Grevelhörster. Parallel dazu habe ich Oliver Ruhnert, dem damaligen Direktor der Knappenschmiede, eine E-Mail geschrieben und gefragt, ob ich ein dreiwöchiges Praktikum absolvieren kann.“ Die Zusage aus Gelsenkirchen ließ nicht lange auf sich warten.
Aus drei Wochen in den Büros der Knappenschmiede wurden am Ende sieben Jahre. Dort säße er vielleicht auch heute noch, hätte es den Anruf von Gerald Asamoah nicht gegeben. „Für diesen Vertrauensvorschuss bin ich Asa und Peter Knäbel noch heute sehr dankbar“, sagt Grevelhörster, der aus dem Profileistungszentrum heute kaum noch wegzudenken ist. ‚Frag Mario, der weiß das und kann helfen!‘ ist vermutlich auch einer der häufigsten Sätze, der aktuell im Trainingslager in Mittersill fällt, wenn eine Frage aufkommt. „Jeder Tag ist anders. Das ist es, was mich am meisten an meinem Job begeistert“, sagt Grevelhörster. Die Highlights seien zweifelsohne die Spiele. „Diese vier, fünf Minuten, wenn die Mannschaft nach Siegen vor der Kurve steht und mit den Fans feiert. Dann atme ich durch, sauge die Atmosphäre auf und genieße es, dass ich für den Verein arbeiten darf, für den mein Herz schlägt“, verrät der Teammanager.
Seine aktive Torwart-Laufbahn hat Grevelhörster längst beendet, sie ist nach der U19 auf Schalke ausgeklungen beim SC Wiedenbrück, Victoria Clarholz und dem VfL Rheda in höherklassigen Amateurligen in Nordrhein-Westfalen. „Aber wenn im Training mal kurzfristig ein zusätzlicher Keeper benötigt wird, bin ich bereit“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Torwarthandschuhe hat er zwar nicht permanent in der Tasche. Aber wenn jemand das wichtigste Arbeitswerkzug eines Schlussmanns auf die Schnelle organisieren kann, dann Grevelhörster …