Freiburg spielt Heavy Metal, Trauerlied für Leverkusen: 5 Erkenntnisse zum 3. Spieltag der Frauen-Bundesliga | OneFootball

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·4. Oktober 2022

Freiburg spielt Heavy Metal, Trauerlied für Leverkusen: 5 Erkenntnisse zum 3. Spieltag der Frauen-Bundesliga

Artikelbild:Freiburg spielt Heavy Metal, Trauerlied für Leverkusen: 5 Erkenntnisse zum 3. Spieltag der Frauen-Bundesliga

Der dritte Spieltag der Frauen-Bundesliga lieferte nicht nur eine Menge Tore, sondern auch die ein oder andere Erkenntnis für die kommenden Wochen. 90min hat fünf Beobachtungen gemacht, die eine nähere Betrachtung verdienen.

1. Hoffenheim: Hickelsberger-Füller und Memeti ein gutes Duo, aber ein Problem bleibt

Neuzugang Ereleta Memeti schoss ihr erstes Saisontor / Simon Hofmann/GettyImages


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Der TSG Hoffenheim gelang mit einem 2:0 gegen Meppen der erste Sieg. Es war noch nicht alles perfekt, aber dennoch werden einige Ansätze in der Offensive den Hoffenheim-Anhängern Mut gemacht haben. So scheinen etwa die Neuzugänge inzwischen gut angekommen, gegen Meppen stachen besonders Julia Hickelsberger-Füller und Ereleta Memeti hervor. Oder, genauer gesagt: ihr Zusammenspiel, das mit zunehmender Zeit wohl nur noch besser werden wird. Die dribbelstarke Österreicherin Hickelsberger-Füller wurde immer wieder von ihrer Mitspielerin auf den rechten Flügel geschickt, wo sie für viel Unruhe sorgte. In mehreren Szenen besetzte Memeti dann das Sturmzentrum und kam so zu einigen guten Möglichkeiten. Diese Kooperation sorgte auch für Hoffenheims erlösendes 1:0.

Dass dieses erst in der zweiten Hälfte fiel, das lag aber auch an einem Problem im Spielaufbau: Hoffenheim, das sich seit Jahren dadurch auszeichnet, von hinten heraus aufzubauen, tat sich erneut schwer, diesen Ansatz umzusetzen. Auch gegen Köln war das bereits zu sehen gewesen, sodass Gallai im nächsten Spiel gegen Wolfsburg den Ballbesitz-Fußball aufgab. Das war effektiv, entspricht aber eigentlich nicht Hoffenheims Anspruch. Meppen machte es der TSG mit gutem Pressing schwer und zwang sie zu einigen hohen Bällen, ungewohnt oft griff Martina Tufekovic zu einem langen Abschlag. Trotzdem hätten sich auch Lücken für Hoffenheim ergeben können, gerade über die Außenverteidigerinnen, die wenig im Spiel waren. Wenn die Champions-League-Quali gelingen soll, muss in dem Bereich eine Leistungssteigerung her.

2. Freiburg erneut unterhaltsam: Offensiv wow, defensiv teils mau

Freiburgs neue Trainerin Theresa Merk muss noch an der Balance ihres Teams arbeiten / Sebastian Widmann/GettyImages

Ein Team, das sich nur hinten reinstellt und verteidigt, ist auch der SC Freiburg nicht. Das führte schon in der Vergangenheit zu unterhaltsamen Spielen, letzte Saison etwa zu einem 2:2 gegen Wolfsburg, einem 3:2 gegen Leverkusen, aber auch zu zwei klaren Niederlagen gegen Bayern. Diese Tendenz scheint sich unter der neuen Trainerin Theresa Merk nochmal verstärkt zu haben, die einen offensiven und mutigen Fußball als Marschroute ausgegeben hatte.

Einen Eindruck davon, wie das im Optimalfall aussehen kann, bekamen die Fans in der ersten Halbzeit gegen Essen zu sehen: Mit 5:0 lag der SC nach 45 Minuten vorne – Freiburg war zwar leicht favorisiert in die Partie gegangen, ein solcher Spielverlauf dennoch nicht zu erwarten gewesen. Freiburg zeigte gegen ein überfordertes Essen teils berauschenden Offensivfußball, kam immer wieder über die rechte Seite. Die schnelle Lisa Kolb, letzte Saison aus Österreich in den Breisgau gekommen, scheint jetzt richtig angekommen und ließ die Essenerinnen immer wieder stehen. Auch das Zusammenspiel mit Svenja Fölmli im zentralen Sturm funktionierte hervorragend - Mittelfeldspielerin Janina Minge erwischte ebenfalls einen Sahnetag und erzielte einen Hattrick. Andererseits machte es die SGS dem Team von Theresa Merk auch zu einfach, war beim Verteidigen zu passiv und unkonzentriert. Trotzdem war das schnelle, flache Passspiel ein vielversprechendes Zeichen für die nächsten Wochen.

Defensiv dagegen ist, das zeigte die zweite Hälfte dann doch, noch Luft nach oben: Essen schoss noch zwei Tore, Freiburg konnte das Tempo nach vorne nicht halten und offenbarte hinten Lücken. Ein ähnliches Bild wie gegen Frankfurt, wo sie auch die Favoritinnen in Bedrängnis brachten, aber sich mit schlechtem Positionsspiel um die Punkte brachten. Für die Bundesliga-Fans ist dieses unterhaltsame Spielweise jedenfalls ein Gewinn.

3. Potsdam zeigt nach Duisburg-Desaster ein anderes Gesicht

Martyna Wiankowska trug mit ihrem Doppelpack wesentlich dazu bei, dass Turbine ein besseres Bild abgab als zuletzt / Boris Streubel/GettyImages

Die 0:3-Pleite von Turbine Potsdam gegen Aufsteiger MSV Duisburg markierte einen Tiefpunkt in der noch jungen Saison. Zuerst zeigte sich das Team offensiv harmlos, dann kamen auch noch eklatante Fehler in der Defensive dazu. Neu-Trainer Sebastian Middeke wollte mit einem 4-4-2 für Sicherheit gegen den Ball sorgen und darauf aufbauend angreifen. Ein solcher Ansatz hatte sich schon vor der Saison abgezeichnet, Middeke sagte etwa im Interview mit 90min: "Was bringt uns ein Schönwetter-Fußball, wenn wir am Ende nicht effektiv sind?" Bloß: Der Fußball gegen Duisburg war weder schön noch effektiv.

Jetzt gelang Potsdam jedoch eine Leistungssteigerung, vor allem im Offensivbereich. Deutlich mehr als in den letzten Spielen konnten sich die Turbinen Platz erarbeiten und selbst angreifen, besonders über die linke Seite. Das lag auch daran, dass sie sowohl offensiv als auch defensiv die Zweikämpfe nicht scheuten und die Schwäche von Köln – Hereingaben vor das Tor – gut ausnutzten. Direkt nach dem Rückstand spielte sich Potsdam sogar in einen kleinen Rausch, erzielte binnen kurzer Zeit zwei Tore und nur die Latte verhinderte das dritte. Die kopfballstarke Martyna Wiankowska stellte ihren Torriecher unter Beweis, der englische Neuzugang Mollie Rouse steuerte zwei schöne Flanken bei. Natürlich war die Defensive weiterhin in einigen Szenen konfus und die Potsdamer Spielanlage könnte langfristig zu berechenbar sein. Dennoch: Es war ein Lebenszeichen von Potsdam.

4. Das Wolfsburg-Debakel zeigt: Leverkusen ist nur Mittelmaß!

Leverkusens neuer Trainer Robert de Pauw hat noch viel Arbeit vor sich / Soccrates Images/GettyImages

"Mein Ziel und das des Trainers mit der Mannschaft ist es, so zu spielen, dass wir immer die Möglichkeit haben, an Platz 3 zu kratzen", hatte Leverkusens Sportlicher Leiter Thomas Eichin vor knapp zwei Wochen und durchaus für Verwunderung gesorgt. Dass die Werkself die Qualität für den Kampf um Platz drei besitzt, mag ein ambitioniertes Ziel für die kommenden Jahre sein. Gegenwärtig heißt die Leverkusener Realität jedoch Mittelmaß.

Nach zwei Siegen und Platz zwei zum Saisonstart hatten sich die Fans gegen Meister VfL Wolfsburg erhofft, dass die de Pauw-Elf die Begegnung lange offenhalten und die Wölfinnen in ernsthafte Bedrängnis bringen würde. Tatsächlich trat genau das Gegenteil ein. Bayer sah gegen den VfL von Anfang an kein Land und lag nach 28 Minuten verdient mit 0:2 hinten. Der Anschlusstreffer durch einen Elfmeter von Jill Bayings war einzig einem katastrophalen Fehler von Wolfsburgs Kathrin Hendrich geschuldet und änderte herzlich wenig an der Leverkusener Mut- und Harmlosigkeit. Am Ende des Spiels brachen die Rheinländerinnen vollends auseinander und kassierten innerhalb von vier Minuten drei Gegentore, die eine am Ende verdiente 1:6-Klatsche besiegelten.

Bayer hat sich zwar mit der neuen Kapitänin Elisa Senß, Jill Bayings, die in jedem der drei bisherigen Bundesliga-Spiele ein Tor erzielte, und der talentierten Angreiferin Ivana Ferreira Fuso gut verstärkt. Die Qualität des Kaders reicht aber bei weitem nicht aus, um ernsthaft auf die Königsklasse zu schielen. Hinzu kommt, dass sich der neue Trainer Robert de Pauw erst noch beweisen muss. Trotz der zwei Siege zum Start reißt die Leverkusener Spielanlage bislang niemanden vom Hocker.

5. EM-Effekt spürbar: Die Bundesliga zieht mehr Zuschauer an

Die ersten drei Spieltage der neuen Saison zeigen, dass der Frauenfußball-Hype rund um die Europameisterschaft im Sommer auch der Bundesliga mehr Aufmerksamkeit einbringt. Die Zuschauerzahlen haben sich nach drei Spieltagen merklich erhöht.

Zuschauerschnitt 2022/23 im Vergleich zur letzten Saison (Quellen: weltfussball.de und kicker)

Eintracht Frankfurt: 12.600 (Letzte Saison: 1.580)TSG Hoffenheim: 7.109 (626)VfL Wolfsburg: 2.918 (1.219)SGS Essen: 2.500 (835)FC Bayern: 2.500 (827)SC Freiburg: 1.809 (740)Bayer Leverkusen: 1.700 (333)MSV Duisburg: 1.347 (327)Turbine Potsdam: 1.285 (1.204)1. FC Köln: 1.074 (960)SV Meppen: 840 (341)Werder Bremen: 578 (370)

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