Löwenmagazin
·17. Januar 2025
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·17. Januar 2025
Mangelndes Vertrauen in die Problembewältigungsfähigkeit des demokratischen Systems führt zum Wunsch nach autoritärer Führung und einer vermeintlich einfachen Lösung der Problematiken. Und verhindert den eigentlich wichtigen gemeinsamen Prozess. Ein Kommentar zum ständigen Versuch von außen auf die Löwen einzuwirken.
Als Donald Trump versprach, er wolle als Präsident der USA den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, schüttelte so mancher auf der Welt den Kopf. Und es war im Wahlkampf nicht das einzige Versprechen für eine vermeintlich einfache Lösung einer Problematik die in der Realität nicht umsetzbar ist. Dennoch folgten ihm viele Menschen und er wurde erneut gewählt. Es ist durchaus zu erkennen, dass man sich mit populistischen Aussagen in einer Demokratie vermehrt durchsetzen kann. Das gilt nicht nur für die USA. Auf der ganzen Welt macht sich ein Vertrauenslust in die Problembewältigungsfähigkeit der Demokratie breit. In Deutschland haben laut einer Studie der Körber-Stiftung, die im Jahr 2024 durchgeführt wurde, 51 Prozent ein weniger großes oder geringes Vertrauen in die Demokratie. Das machen sich Populisten zunutze und bieten immer wieder auch Lösungen, die realistisch gar nicht umsetzbar sind, aber die Sehnsucht nach vermeintlich einfachen Lösungen befriedigen.
Die Thematik ist auf Bundesebene oder auch weltpolitisch sehr schwierig. Der dagegen sehr kleine Löwenkosmos spielt da eine untergeordnete Rolle. Doch auch im vermeintlich kleinen, und für uns Löwen durchaus relevanten Bereich, spielt diese gesellschaftliche Problematik eine Rolle. Eine autoritäre Führung und eine vermeintlich einfache Lösung für die Problematiken des TSV 1860 München scheint bei vielen Löwenfans mehr der Wunsch zu sein, als mit teils unüberschaubaren demokratischen Grundordnungen das Recht und auch die Pflicht als Einzelner im Gesamtkonstrukt wahrzunehmen. Dennoch, und das ist positiv zu bewerten, gibt es viele Löwen, die auf populistische Taktiken und manipulative Strategien nicht hereinfallen. So scheiterte das Bündnis Zukunft bei der letzten Mitgliederversammlung letztlich in seiner Gesamtheit. Wir sind überzeugt, hätte sich das Bündnis im positiven Sinne ohne Populismus und der entsprechenden manipulativen Medienkampagne eingebracht, dann hätte der eine oder andere heutzutage sicher die Möglichkeit, sich positiv einzubringen. Stattdessen war das primäre Ziel der Sturz des aktuellen Verwaltungsrates um dadurch das Machtverhältnis zugunsten einer verstärkt kommerziellen und investorennahen Ausrichtung zu kippen.
Auch die neugegründete Fanorganisation “Weiß & Blau für den TSV” bläst in das Horn des Bündnis Zukunft. Allerdings noch eine Spur populistischer und mit deutlich weniger Strategie. Gleich in einer ersten Erklärung nach Gründung den Verwaltungsrat des TSV 1860 München zum Rücktritt aufzufordern, ist schon sehr anmaßend. Zum Verständnis: hier hat sich ein Zusammenschluss ins offizielle Vereinsregister eintragen lassen und sein erstes Ziel ist der Sturz eines demokratisch gewählten Gremiums eines anderen eingetragenen Vereins. Im Grunde wird von außen versucht, Einfluss zu nehmen, was mehr als fragwürdig ist.
Die Demokratie gehört geschützt. Auch die eines Vereins. Klar ist natürlich, dass diverse Investoren die demokratischen Ordnungen der Vereine als Systemkonkurrenz ansehen. Denn natürlich ist es am Einfachsten, wenn man Entscheidungen nicht von dem Willen der Mehrheit abhängig machen muss. Aber da die Demokratie, auch die in einem Verein, nicht einfach so abgeschafft werden kann, muss man sich eben einer anderen Strategie bedienen. Da kommt etwas gerade Recht: In unserer Gesellschaft hat sich, wohl auch aufgrund der Vorzüge durch die demokratische Gesellschaft begünstigt, eine sehr individuelle Sichtweise ausgeprägt. Ein auf sich selbst bezogenes Leben bei dem das Kollektiv eine untergeordnete Rolle spielt. Der Wille zur kollektiven Selbsterhaltung ist dabei schwächer ausgeprägt. Tritt nun eine autoritäre Führungsgestalt auf und bietet vermeintlich einfache Lösungen für Problematiken an, springt man gerne auf diesen Zug auf. Das macht man sich als Populist natürlich gerne zunutze und kann so im Rahmen der demokratischen Ordnung eine autoritäre Ordnung durchsetzen. Das kann auch sehr gut von außen gelingen. Denn die Unzufriedenheit mit dem demokratischen System sorgt oftmals dafür, dass einige das Heil außerhalb suchen, sei es in neuen Gruppierungen.
Zweifelsohne muss man demokratisch gewählte Funktionäre und ihre Entscheidungen stets kritisch bewerten. Es gehört zum demokratischen Prozess dazu, immer wieder die gewählten Amtsinhaber in Frage zu stellen. Und eine gewisse oppositionelle Haltung ist innerhalb des Vereins auch durchaus wichtig. Es muss sich eine gewisse positive Streitkultur entwickeln. Fraglich ist es allerdings, wenn man diesen oppositionellen Druck immer von außen aufbauen will und immer neue Organisationen und Vereine gründet. Die letztendlich deshalb scheitern, weil man sich nicht an den gemeinsamen demokratischen Tisch setzt, sondern eine neue “Front” aufbaut. Sich im demokratischen Prozess immer dann abzuspalten, wenn man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt, ist wenig hilfreich.
Das Problem: einzelne Personen fühlen sich in neu gegründeten Organisationen stark. Weil man sich gegenseitig auf die Schulter klopft, sich stammtischmäßig zuprostet und sich gegenseitig den Bauch pinselt. Das war eines der wesentlichen Probleme des Bündnis Zukunft – diverse “Größen” aus der Wirtschaft haben sich zusammengefunden und sich in den Himmel gelobt. Die demokratische Diskussion und die Auseinandersetzung mit anderen Aspekten, Argumenten und Sichtweisen wurde ausgeblendet. In diese Falle tappt auch die neue Fanorganisation “Weiß & Blau – für den TSV”. Es findet keine Debatte statt. Das primäre Ziel ist es, die Machtverhältnisse bei den Löwen zu kippen. Bleibt die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler des TSV 1860 weiter aufgeklärt, wird auch dieser Versuch scheitern.