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·23. Juni 2025

Florian Wirtz und Liverpool: Geschäft auf Gegenseitigkeit

Artikelbild:Florian Wirtz und Liverpool: Geschäft auf Gegenseitigkeit

Ist ein Mensch, der Fußball spielt, 140 Mio, Euro wert? Im Reflex möchte man antworten: Natürlich nicht! Die Romantiker unter uns wollen einen Appel und ein Ei, wenn Profispieler den Verein wechseln und haben allenfalls akzeptiert, dass die öffentlich genannten Ablösesummen und Jahresgehälter die Vorstellungskraft eines deutschen Arbeitnehmers weit übersteigen.

Aber 140 Millionen? Florian Wirtz wird sich beim FC Liverpool an dieser Summe messen lassen müssen. Das Paket mit seinem Fünfjahresvertrag bis 2030 wiegt an die 300 Mio. Euro. Er muss brillant spielen, um der Nachfrage zu entgehen: Hat sich das Investment gelohnt? Wie das schon klingt: Investment. Aber nichts anderes ist Wirtz für Liverpool: ein Investment.


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Der amerikanischen Investorengruppe „Fenway Sports Group“, kurz FSG, reichen der Gewinn der Champions League, zwei Meisterschaften und ein paar Pokalsiege nicht, Sport ist ihr Geschäft: Steckt man ausreichend Geld rein, kommt noch mehr Geld raus. Die Wertsteigerung ihres Besitzes ist mit Zahlen belegbar und macht jeden Fan schwindelig oder stolz, je nach dem.

FC Liverpool: Marktwert in 15 Jahren verdoppelt

Im Oktober 2010 kaufte die Firma des Milliardärs John W. Henry den FC Liverpool für umgerechnet 400 Mio. Euro. Heute beziffert Transfermarkt.de den Marktwert der Reds auf 867,5 Mio. Euro. Das ist mehr als eine Verdopplung in 15 Jahren. Der Klub von der Anfield Road hat im Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von rund 715 Mio. Euro erzielt.

Damit die Spieltagseinnahmen (132 Mio. Euro) und Nebeneinkünfte (342,5 Mio. Euro) aus „kommerziellen Einnahmen“, also Merchandising und sowas, weiter sprudeln, muss die Mannschaft nicht nur erfolgreich sein, sondern vor allem attraktiv. So muss man den Wirtz-Transfer verstehen: Er ist die neue Attraktion im Disneyland Anfield Road.

Die Feststellung soll gar nicht so vorwurfsvoll rüberkommen, wie sie sich hier liest. Die sündhaft teure Verpflichtung des Spielmachers ist erstens nicht erzwungen worden und zweitens ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Florian Wirtz und seine Eltern kassieren ja auf einen Schlag Gelder, die kein Zahnarzt oder Malermeister im ganzen Leben erwirtschaften kann.

Geld und Geltung gibt’s auch beim FC Bayern

Außerdem ist die Premier League eine Herausforderung für jeden Profifußballer, der mehr als ein Mitläufer sein will: Wo die Besten kicken, wird der angeborene Wettbewerbsinstinkt getriggert. Dass Gehalt und Zuschauerkulisse zuträglich sind, verstärkt nur das Gefühl: Hier bin ich richtig. Und hier kommt vielleicht doch eine romantische Note ins Spiel.

Geld und Geltung hätte Florian Wirtz auch beim FC Bayern haben können, dazu die rote Farbe. Alle Repräsentanten wollten ihn, wie wir wissen. Aber er, 22 Jahre alt und erst am Anfang einer hoffentlich großen Karriere, fühlte sich reif für die Insel: für den Erwartungsdruck, den Vergleich, die Kosten-Nutzen-Rechnung der LFC-Eigentümer.

Allein dafür gebührt Wirtz Anerkennung. Ganz gleich, welche Rückennummer er am Ende erhält (er will angeblich die Zehn von Alexis Mac Allister), die 140 wird immer auf seinem Liverpool-Trikot stehen. Er weiß das, bleibt trotzdem nicht in der Wohlfühloase Bundesliga und setzt sich dem Stresstest in England aus. Wenn man so will: Auch das ist eine Art Investment von Flo Wirtz.


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