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Simon Bartsch
08. November 2024
Gerhard Struber will der taktischen Ausrichtung und dem Kölner System gar nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Vielmehr fordert der Trainer die richtige Leidenschaft und Intensität von den Spielern des 1. FC Köln: Der Erfolg ist offensichtlich auch eine Frage der Einstellung.
Eric Martel im Zweikampf. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)
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Vor der letzten Länderspielpause des Jahres steht für den FC noch eine richtungweisende Begegnung auf dem Programm. Und das sicher nicht nur, weil die Kölner mit einem Erfolg über Greuther Fürth den Anschluss an das obere Tabellendrittel, je nach Ausgang der anderen Partien sogar an die Aufstiegsplätze herstellen können. Für den FC und allen voran die Kölner Verantwortlichen ist die Begegnung auch ein Fingerzeig, wie gut der neue taktische Anzug denn wirklich sitzt. Nach dem 3:0-Erfolg über Kiel sowie dem 1:0-Sieg in Berlin wähnt sich der FC in einer gewissen Stabilität, besser „ausbalanciert“, wie es Trainer Gerhard Struber nennt. Tatsächlich haben die Kölner in 180 Minuten kein Gegentor kassiert, dafür vier Tore geschossen, bei relativ wenigen Großchancen.
Von dem Chancenwucher der ersten Begegnungen war in den jüngsten beiden Begegnungen genauso wenig zu sehen, wie von der defensive Anfälligkeit etwa gegen Karlsruhe, Darmstadt, aber auch Paderborn. Struber scheint das richtige Mittel gefunden zu haben. Und das scheint sich nach dem ersten Eindruck irgendwo zwischen defensiverer Ausrichtung und mehr Erfahrung einzupendeln. Scheint, weil die beiden Partien gegen durchaus harmlose Gegner nur eine gewisse Aussagekraft haben. Zumal die Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette in der Trainingswissenschaft sicherlich nicht als Einheit im Vorbeigehen eingestuft wird, die taktische Herangehensweise ist alleine schon in den Grundzügen eine ganz andere. „Ich finde es bemerkenswert, wie schnell er (Struber, Anm. d. Red.) es mit seinem Team hinbekommen hat, diese Stabilität reinzubekommen“, sagte Thomas Kessler. Und genau das soll sich am Samstag zeigen.
Der Leiter der Lizenzspielabteilung betonte auch, dass alleine der Trainer für die Aufstellung und taktische Ausrichtung zuständig sei. „Im Profifußball müssen wir flexibel sein, um auf Gegebenheiten reagieren zu können. Wenn der Trainer sich überlegt, mit einer Dreierkette zu spielen, ist es sein gutes Recht, das zu tun“, sagte Kessler. Dabei will der Coach der taktischen Formation gar nicht zu viel Bedeutung zukommen lassen. Denn die Spielidee sei „unabhängig vom System“, erklärt der Trainer. „Grundsätzlich hat das System nichts mit dem Verhalten auf dem Platz zu tun. Wenn wir in unserem Prinzip sprechen, wie wir unsere Idee umsetzen wollen, dann geht es um Intensität und Leidenschaft und um die Basics“, so Struber weiter. „An den Prinzipien hat sich überhaupt nichts verändert. Wir haben jetzt einfach nur ein anderes Modell.“
Ein anderes Modell, das aber durchaus auch anders funktioniert und anders ausgerichtet ist. „Systematisch ist es ganz einfach beschrieben: Wir haben einen Defensivspieler mehr, der auch mehr als 100 Bundesliga-Spiele Erfahrung hat“, sagt der Coach. Nicht mehr und nicht weniger. Tatsächlich lässt der Trainer aber durchklingen, dass die Ausrichtung, die ohnehin nicht in „Stein gemeißelt“ sei, nur eine untergeordnete Rolle spiele, es vielmehr auf die Einstellung auf dem Platz ankomme. So wie bei den jüngsten Erfolgen. „Siege tun immer gut, speziell die letzten zwei haben uns wieder Selbstvertrauen und Hoffnung, aber auch den Glauben in unsere Abläufe, Inhalte und Prinzipien gegeben“, sagt der Coach. „In dem Wissen, dass jedes Spiel extrem Aufmerksamkeit und Wertschätzung braucht.“ Und das klingt wiederum so, als haben die Wertschätzung bei einigen Begegnungen gefehlt.
Ähnlich wirken auch die Worte von Christian Keller in der neuen Folge der FC-Doku. „Ich hatte nicht den Eindruck, als das wir bereit waren, in dieses Spiel alles zu investieren, was es eben an Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten braucht und auch an taktischer Disziplin gegen den Ball“, sagt der Sportdirektor auf die 1:5-Pleite gegen Darmstadt bezogen. „Sondern, dass wir ein bisschen Fußball spielen wollten und dachten, na ja, das wird schon reichen. Es ging um Wachrütteln, weil wir uns diese Haltung zum Spielen nicht erlauben können.“ Und so betont auch Struber, dass es in dieser 2. Liga um mehr als nur taktische Bausteine geht. „Uns hat die Liga gezeigt, in wie weit man ans Limit gehen muss, um Punkte mitzunehmen. In Berlin waren wir alle auf Anschlag“, sagt der Trainer. „Es braucht Limitaktionen, um diese Punkte mitzunehmen. Jetzt gilt es einmal mehr, am Samstag All-in zu gehen.“
So soll am Samstag nachgelegt werden, gegen einen Gegner, dem in den vergangenen Wochen ebenfalls die Stabilität fehlte. Struber betonte, dass die Mittelfranken in dieser Liga schon einige Erfahrungen aufweisen können. Was wiederum bedeuten müsste, dass Fürth auch die „Basics“ der Liga, die Intensität und die Leidenschaft durchaus kennen sollten. So wird es am Samstag wohl doch ein wenig mehr brauchen, als „nur“ die richtige Einstellung.
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