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·6. Februar 2023

FC St. Pauli – Hannover 96: Stimmen und Statistiken

Artikelbild:FC St. Pauli – Hannover 96: Stimmen und Statistiken

Der FC St. Pauli konnte beim 2:0-Heimerfolg gegen Hannover 96 mit Intensität überzeugen und zeigte, dass defensive Stabilität nicht zu Lasten der Offensivbemühungen geht. Wir haben Stimmen und Statistiken zusammengetragen.(Titelbild: Stefan Groenveld)

Hatte ich nach dem Auswärtssieg gegen den 1. FC Nürnberg nicht lang und breit angekündigt, dass in diesem Artikel vorerst „nur“ noch Statistiken dabei sein werden? Nun, was interessiert mich mein Geschwätz von der Zeit, als der FC St. Pauli noch in der unteren Tabellenhälfte rumdümpelte?! Hallo Platz neun, hallo Stimmen nach dem Spiel.


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Da wir am Millerntor Zugang zur „mixed zone“ haben und ehrfürchtig mit zitternder Hand das Handy in Richtung Dapo Afolayan und Connor Metcalfe hielten, werden wir bei Heimspielen diesen Artikel um „Stimmen“ ergänzen (die der anderen Spieler habe ich von der Vereinshomepage gemopst, so viele Hände und Handys hatte ich nicht zur Verfügung).Eine ausführliche Taktik-Analyse des Spiels haben wir bereits am Montag veröffentlicht. Das „Nach dem Spiel“-Gespräch folgt zeitnah.

Trainerstimmen

Bevor wir aber die Worte der beiden Offensivspieler des FCSP hier auf den weißen Hintergrund klatschen, tragen und fassen wir nochmal zusammen, was die beiden Trainer nach dem Spiel auf der Pressekonferenz sagten. Hannover-Cheftrainer Stefan Leitl war eigentlich recht zufrieden mit der Leistung seines Teams (was die mitgereisten Journalist*innen nicht teilten), sagte, dass man „sehr gut reingekommen ist in die Partie“ und hob dabei die tiefen Läufe von Maximilian Beier als erfolgreiches Stilmittel hervor. Zudem lobte er explizit die Defensivleistung des FC St. Pauli, betonte, dass sein Team auch nach dem 0:2 weiter mutig geblieben sei und hatte zuletzt (und sehr ausführlich) einige Worte für „fragwürdige Entscheidungen gegen uns“ übrig.

Artikelbild:FC St. Pauli – Hannover 96: Stimmen und Statistiken

Alles andere als fragwürdig war der Platzverweis gegen Hannovers Phil Neumann, der gegen das Tempo von Dapo Afolayan sichtlich Probleme hatte, obwohl er für einen Innenverteidiger eigentlich ein sehr schneller Spieler ist.

Bezogen auf die Leistungen beider Teams kam Fabian Hürzeler zu einem ähnlichen Ergebnis wie Leitl und sagte, dass der FCSP nicht gut in die Partie gekommen ist: „Bei den Aktionen von Maximilian Beier hatten wir Glück“. Er zeigte sich dann aber sehr erfreut über die Entstehung des ersten Treffers: „Beim 1:0 machen wir genau das, was ich sehen will“, womit er das mutige Aufbauspiel seines Teams mit wenigen Kontakten meinte.Nicht mehr ganz so zufrieden war Hürzeler dann mit dem Spiel seines Teams nach dem Platzverweis („Da hat mir die Konsequenz im letzten Drittel gefehlt“) und kam dann insgesamt zu einem geteilten Fazit: „Insgesamt habe ich heute wieder Dinge gesehen, die gut waren und welche, die wir noch besser machen können“.

Kern-Statistiken

*Laufdistanz von Bundesliga.de

Zwar war Hannover 96 jeweils zu Beginn der beiden Halbzeiten recht gefährlich und konnte einige Male in Tornähe kommen, aber letztlich gab es nur einen einzigen Abschluss, der auch auf das Tor von Nikola Vasilj ging (Havard Nielsen, 40. Minute). Das ist, zusammen mit den Heimspielen gegen Heidenheim und Sandhausen in dieser Saison der niedrigste Wert.Letzte Woche bedeuteten die 23 Nürnberger Torschüsse einen Negativrekord, diese Woche sind die sieben Versuche von Hannover fast das Gegenteil: Nur Sandhausen und der HSV (ich habe diese Statistik ausgewählt, damit ich genau auf diesem Fakt noch etwas rumbohren kann) haben weniger Torschüsse in ihren Spielen gegen den FCSP gehabt (sechs).

Eine Statistik, die den Fokus auf Umschaltmomente und allgemein das höhere Risiko im Offensivspiel gut beschreibt, sind die erfolgreichen Pässe ins letzte Drittel. Die Erfolgsquote des FCSP von knapp 56% ist die zweitniedrigste diese Saison (beim 2:2 in Fürth war sie noch niedriger), was aber sicher auch an den teils schwach ausgespielten Kontersituationen gegen Spielende lag.

Expected Goals

Sämtliche xG-Werte (sofern nicht anders markiert) stammen von fotmob

*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.

Die xG-Werte zum Spiel sind schon ziemlich eindeutig. Und trotzdem geben sie aus meiner Sicht den Spielverlauf nur halb wieder, da zum einen Hannover 96 einige aussichtsreiche Aktionen hatte und der FCSP sich in der zweiten Halbzeit darüber ärgern muss, das Spiel nicht noch höher gewonnen zu haben.

Erfreulich: Nachdem sich das Team von Fabian Hürzeler in der letzten Woche kaum Chancen aus dem Spiel heraus erarbeiten konnte (xG: 0.3), sah das gegen Hannover ganz anders aus (xG: 1.8). Allerdings, und das ist dann auch der Grund, warum das Spiel „nur“ mit 2:0 endete, waren die Abschlüsse eher nicht ganz so optimal (xGOT: 1.3). Also abgesehen von Metcalfes Traumtor natürlich.

Einzelbewertung

Ich habe nicht schlecht geschaut, als ich einen Blick in die Einzelstatistiken geworfen habe. Denn der am schlechtesten bewertete Spieler ist tatsächlich Dapo Afolayan. So richtig erklären kann ich das nicht, denn offensiv gewann er starke acht von 16 Duellen und war aufgrund der vielen Fouls gegen ihn alles andere als unbeteiligt am Erfolg. Aber naja, es zeigt sich mal wieder deutlich, dass Statistiken eben nicht die allein und alles erklärende Größe im Fußball sind.

Berücksichtigt sind nur Spieler, die mindestens 25 Spielminuten auf dem Feld waren

Angesprochen auf das Startelfdebüt von Afolayan hob Fabian Hürzeler die Defensivleistung des Neuzugangs hervor. Das kann er auch für die weiteren Offensivspieler machen, denn Afolayan (vier von sieben Defensivduellen gewonnen), Daschner (sieben von zehn) und Metcalfe (fünf von neun) machten ihre Sache allesamt sehr gut.

Der „Liebling der Statistiken“ ist, aus meiner Sicht völlig zurecht, Manolis Saliakas. Der Rechtsverteidiger war zuletzt etwas blass geblieben, glänzte gegen Hannover aber mit insgesamt 14 erfolgreichen direkten Duellen, sechs abgefangenen Pässen und zeigte sich auch sehr oft in der Offensive (Torvorlage zum 2:0, drei Kontakte im gegnerischen Strafraum).

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Der FC St. Pauli zeigte vor allem in Sachen Intensität eine ansprechende Teamleistung. Wenn man dabei einen Spieler hervorheben muss, dann dürfte sicher häufig der Name Manos Saliakas fallen.

Stimmen

Nicht nur Fabian Hürzeler, sondern auch einige Spieler hoben das eigene Defensivspiel hervor. Allen voran beide Kapitäne. Jackson Irvine sagte: „Wir hatten heute eine sehr hohe Intensität in unserem Spiel. Wir waren stark in den Zweikämpfen, waren bei den zweiten Bälle da und hatten Tempo im Umschaltspiel“ und traf es damit recht gut, wie ich finde. Leart Paqarada („Wir haben die Zweikämpfe von Beginn an nicht nur angenommen, sondern auch gesucht.“) fand ganz ähnliche Worte.

Einen richtig sympathischen Eindruck hinterließ Dapo Afolayan in der „mixed zone“, der sichtlich entspannt die vielen Fragen beantwortete. Dabei setzte er dann mit grinsendem Gesicht auf Understatement. Ob er sich einen besseren Start am Millerntor hätte vorstellen können? Nein, nicht wirklich. Er habe eine gute Trainingswoche gehabt, freue sich, dass er mehr Minuten sammeln durfte und sei happy, dass das Team gewonnen habe. Das technische Level in der 2. Bundesliga sei sehr hoch und er befinde sich weiterhin in einem Lernprozess. Aha. So cool wie er seine Gegenspieler auf dem Platz umdribbelte, tat er es also auch mit den Fragen in der „mixed zone“. Afolayan zeigte, dass es auch in England eine Medienschulung für Spieler gibt. Ich werde mir ein wenig mehr für das Kaiserslautern-Spiel zurechtlegen müssen 😉

Fast noch gelöster präsentierte sich Connor Metcalfe. Eigentlich hatte er den Ball vor dem 2:0 schon liegenlassen wollen, weil er dachte, dass er im Abseits stand. Ein Glück tat er es nicht, sondern erzielte stattdessen ein Traumtor. Doch was ist mit ihm passiert in der Winterpause? Zwischen den Zeilen war schon spürbar, dass seine Nicht-Nominierung für die Weltmeisterschaft eine große Rolle spielt, ihn zu motivieren scheint. Ebenso, dass er in der Winterpause mal wieder zurück nach Australien fliegen konnte und mit einem „different mindset“ zurückkam, wie er erzählt.

Diese veränderte Einstellung habe er aber auch gebraucht, denn es sei schon „ein wenig wie ein Schock“ gewesen, als Hürzeler ihn plötzlich als Rechtsaußen aufstellte, auf einer Position, die er nur in der Jugend gespielt hat. Daher hat es einige Zeit gebraucht, bis er sich an die Anforderungen an diese Position angepasst habe. Diese Anpassung gelinge ihm aber ganz gut, er genieße es nun ein „größerer Teil“ zu sein und „mehr Tormöglichkeiten zu haben“. Medienschulungen gibt es also auch in Australien und ich brauche noch eine Schulung, wie ich mehr aus Spielern herausbekomme.

Es ist schon ziemlich angenehm zu sehen, wie gelöst die Spieler sind, wenn das eigene Team gewonnen hat. In der Hinrunde gab es da ja leider nur sehr wenige Möglichkeiten dies auch in der „mixed zone“ mitzuerleben.Der Blick in die Statistiken zeigt in jedem Fall, dass es allen Grund gibt, auf die gezeigte Leistung gegen Hannover 96 stolz zu sein. Metcalfe betonte, dass es eine „mentality of not conceeding any goals“ gebe. Dieser Fokus scheint dem Team sehr wichtig zu sein und in diesem Bereich konnte es auch überzeugen. Gegen den kommenden Gegner, den 1. FC Kaiserslautern, wird genau das sicher auch wieder der spielentscheidende Faktor sein.// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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