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·25. November 2020

FC Schalke 04: Wie viele Krisen kann ein Klub aushalten?

Artikelbild:FC Schalke 04: Wie viele Krisen kann ein Klub aushalten?

Der FC Schalke 04 gibt derzeit ein katastrophales Bild in der Öffentlichkeit ab. Ist der Absturz in die zweite Liga noch zu vermeiden?

Schalke 04: Ibisevic, Bentaleb und Harit sorgen für Ärger

Der gestrige Dienstag passte perfekt ins Bild. Nach dem 24. sieglosen Bundesligaspiel in Folge trennte sich Schalke 04 vom Technischer Direktor Michael Reschke und kündigte an, den Vertrag mit Vedad Ibisevic zum 31. Dezember aufzulösen. Darüber trainieren Nabil Bentaleb und Amine Harit ab sofort nur noch individuell und nicht mehr mit dem Rest der Mannschaft. Die WAZ berichtet, dass Ibisevic sowohl auf als auch neben dem Platz nicht die Erwartungen der Schalker Verantwortlichen erfüllen konnte. In der Kabine habe er keinen positiven Einfluss ausüben können und einen hitzigen Trainingsstreit mit Co-Trainer Naldo wurde als „unverzeihliche Respektlosigkeit“ gewertet.


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Bentaleb soll im Training nur selten konzentriert zu Werke gegangen sein und wird von der WAZ als Quertreiber innerhalb der Mannschaft bezeichnet. Harit fiel zuletzt durch schwache sportliche Leistungen auf. Die Mannschaft soll laut übereinstimmenden Medienberichten der WAZ und der Sportbild nicht verstehen können, warum Trainer Manuel Baum überhaupt noch gegen Wolfsburg auf ihn setzte. Nachdem er noch vor der Pause ausgewechselt wurde, soll er in der Kabine gegenüber Baum geflucht haben.

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Schalke: Spieler verstehen nicht, worum es geht

Es ist genau die Art von Nebenkriegsschauplätzen, die in der aktuellen Situation für weitere Rückschläge sorgen. Dass der Verein nun auf einem Schlag so hart durchgriff, ist bitter notwendig, aber wirft auch die Frage auf, wie sich Schalke überhaupt in diese Position bringen konnte. Sportvorstand Jochen Schneider gab offen zu, dass einige Spieler nicht begreifen würden, was auf dem Spiel stehe. Ein Umstand, der den Fans von Königsblau Angst machen sollte. S04 befindet sich in einer akut prekären Lage, hat seit fast einem Jahr kein Ligaspiel gewonnen und der Sportvorstand gibt öffentlich zu, dass es noch Spieler gibt, die nicht den Ernst der Lage begriffen haben.

Schneider gesteht in der Sportbild, dass auch er Fehler gemacht habe. Der größte dürfte das viel zu lange Festhalten an Ex-Trainer David Wagner gewesen sein. Manuel Baum, der einem angesichts der vielen Probleme des Vereins nur leid tun kann, steht vor einem Scherbenhaufen. Das einzige Ziel muss der Klassenerhalt sein. Ein Abstieg könnte den Verein finanziell ruinieren.

Zu viele Krisen: Schalke ist überfordert

Blickt man auf den FC Schalke 04, kann man sich kaum noch daran erinnern, dass es mal ruhige und erfolgreiche Zeiten gab. Seit der Vizemeisterschaft 2018 gab es derart viele Krisen zu bewältigen, dass der jetzige Tabellenstand nicht verwunderlich ist. Nichts stimmt. Sowohl auf als auch neben dem Platz muss man sich die Frage stellen: Wofür steht der FC Schalke 04 eigentlich? Der Verein hat in den vergangenen Jahren ein Stück weit seine Identität verloren und kann sich im Zuge der pandemiebedingten Geisterspiele einer deutlichen Reaktion der Fans entziehen.

Schneider appelliert an die Geschlossenheit im Verein. Doch wie soll diese aussehen? Für was will der Verein stehen? Man muss befürchten, dass es die Verantwortlichen nicht einmal wissen. Zu widersprüchlich ist man im Kontext zu der Personalie Clemens Tönnies aufgetreten, zu planlos läuft man seit knapp einem Jahr in der Bundesliga auf. Der FC Schalke 04 ist nicht mehr der FC Schalke 04. Die Verantwortlichen sind offensichtlich überfordert mit der Anzahl von Problemen, die gleichzeitig auftreten. Es finden zu viele Krisen auf einmal statt. Sport, Finanzen, Identität: Alles Bereiche, die den Knappen Sorgen bereiten. Dieser Umstand unterfüttert mit Nebenkriegsschauplätzen und daraus resultierendem öffentlichen Druck könnte ganz schnell mit einem Abstieg enden. Ein Blick nach Hamburg genügt.

Noch kann sich Schalke mit ein, zwei Siegen aus dem Tabellenkeller befreien und noch ist die Saison lang. Aber die Abwärtsspirale, in der sich S04 befindet, ist von spektakulärem Ausmaß. Nachhaltiger Erfolg ist derzeit undenkbar. Das ist derzeit die bittere Realität des Klubs.

(Photo by Sascha Steinbach – Pool/Getty Images)

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