FC Homburg vs. FC St. Pauli 1:4 – Königsdisziplin? Im zweiten Anlauf gemeistert! | OneFootball

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·6. Dezember 2023

FC Homburg vs. FC St. Pauli 1:4 – Königsdisziplin? Im zweiten Anlauf gemeistert!

Artikelbild:FC Homburg vs. FC St. Pauli 1:4 – Königsdisziplin? Im zweiten Anlauf gemeistert!

Der FC St. Pauli gewinnt ein schweres Pokalspiel gegen den FC Homburg verdient mit 4:1. Zwei Wechsel sorgten für wesentlich mehr Offensivbetrieb. Der Spielbericht.(Titelbild: Peter Boehmer)

Niemand hat behauptet, dass ein Pokal-Achtelfinale ein Spaziergang ist. Aber natürlich war der FC St. Pauli der deutliche Favorit gegen den FC Homburg. Dieser Rolle wurde das Team erst mit etwas Verspätung gerecht. Dafür dann aber umso deutlicher. Der Lohn ist das Viertelfinale im DFB-Pokal.


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Die Aufstellung

Drei personelle Wechsel gab es beim FC St. Pauli, einer erwartbar, zwei etwas überraschend. Im Tor ersetzte Sascha Burchert Stammkeeper Nikola Vasilj. Lars Ritzka kam anstelle von Manos Saliakas in die Partie, startete aber auf der linken Schienenposition. Philipp Treu rückte dafür auf die rechte Seite. Die wohl größte personelle Überraschung war die Startaufstellung von Etienne Amenyido, der Elias Saad auf der linken Offensivseite ersetzte. Im Kader fehlte kurzfristig Adam Dźwigała krankheitsbedingt.

Nur einen personellen Wechsel gab es aufseiten des FC Homburg: Laurin von Piechowski ersetzte Lukas Quirin. Von Piechowski startete aber in der Innenverteidigung, was eine Umstellung von Homburg zu einer Fünferkette bedeutete. Diese Umstellung forderte den FCSP ziemlich, weil sie eine noch größere Kompaktheit der Homburger mit sich brachte.

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Aufstellung beim Spiel FC 08 Homburg gegen FC St. Pauli

FCSP tritt in Königsdisziplin an

Es war zwar irgendwie zu erwarten, dann aber in der Klarheit doch bemerkenswert, wie der FC Homburg versuchte, tief und kompakt zu stehen. Gegen den Ball, und das war zu deutlich mehr als zwei Dritteln der Spielzeit der Fall, formierte sich das Team von Trainer Danny Schwarz ganz tief zu zwei eng stehenden Ketten. Davor agierte der fast schon bemitleidenswerte Phil Harres als alleinige Spitze. Er übernahm in der Defensivarbeit eine Art Alibi-Rolle, damit man zumindest ein wenig von „Druck auf den initialen Spielaufbau“ reden konnte.

Das Spiel des FC Homburg war direkt von Beginn an von diesem Bild, von diesem 5-4-1 geprägt. Mit dieser Formation wurde der FC St. Pauli enorm tiefstehend erwartet. Nur ein paar wenige Male konnten die Homburger zu ihren Umschaltaktionen ansetzen, die Hürzeler vor Anpfiff hervorgehoben hatte. Die gefährlichste gab es direkt nach wenigen Minuten. Alle weiteren konnte der FCSP ziemlich sauber wegverteidigen. Nach Spielende sollte Homburg genau einen einzigen Torschuss in seinen Statistiken stehen haben. Es war jener zum Ausgleich.

Wenig Dynamik fordert kompakte Homburger nicht

Fabian Hürzeler hatte vor der Partie betont, dass es gegen einen Gegner wie Homburg, der defensiv sehr kompakt steht, darauf ankommt, die gegnerischen Abwehrreihen vor Entscheidungen zu stellen. Das kann nur gelingen, wenn man die Gegenspieler durch viel eigene Dynamik in Bewegung bringt. Ist das nicht der Fall, dann sind die Räume sehr eng und es bleiben wenig Möglichkeiten, sich Torchancen herauszuspielen. Solch tief stehende Gegner auseinanderzuspielen und gleichzeitig das Risiko durch gegnerische Umschaltmomente niedrig zu halten, ist die Königsdisziplin für Fußballteams. Wie schwer das sein kann, zeigte sich vor allem in der ersten Halbzeit.

Der FC St. Pauli setzte über die gesamte Spielzeit vor allem auf Spielkontrolle, blieb sehr geduldig und vermied nahezu jegliches Risiko im Aufbauspiel, abgesehen von den Außenpositionen. Das ist dann in der ersten Halbzeit sehr dominant gewesen, aber eben zumeist auch enorm ungefährlich. Oft gelangte der FCSP ins letzte Drittel, sah sich dann aber meist zu vielen gegnerischen Beinen auf zu engem Raum gegenüber. Der einzige Raum im letzten Drittel, den Homburg den Gegenspielern überließ, waren die offensiven Halbräume, jedoch näher an der Seiten- als an der Strafraumlinie. Wenn FCSP-Spieler dort im Ballbesitz waren, fehlte oft die nächste Anspielstation. Die Folge waren unzählige Flanken aus dem Halbfeld, die durch die Bank ungefährlich waren.

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Etienne Amenyido hatte einen sehr schweren Stand in der ersten Halbzeit gegen den FC Homburg.

(c) Peter Boehmer

Führung hält zu kurz

So verkam die erste Halbzeit zu einer äußerst zähen Angelegenheit. Zwar gab es keine Gefahr für das eigene Tor, aber offensiv fehlte es dem FCSP oft an dynamischen Impulsen, um Homburg ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. So musste, wie so oft in solchen Situationen, eine Standardsituation als Brustlöser herhalten. Hauke Wahl erzielte den aufgrund von 80 Prozent Ballbesitzanteil verdienten Führungstreffer nach einem Eckball.

Die Führung hätte dem Spiel bereits eine deutliche Veränderung bringen können. Denn der FC Homburg kann sich vielleicht bei einem Unentschieden, nicht aber bei einem Rückstand weiterhin hinten einigeln. Er wäre bei Rückstand zu mehr offensiver Aktivität gefordert gewesen. Dazu hätte der FC St. Pauli diese Führung aber länger als vier Minuten halten müssen. Natürlich ist der Gegentreffer eine ganz bittere Aktion gewesen. Der Rückpass von Karol Mets zu Sascha Burchert sprang kurz vor Burcherts Fuß ganz fies nach oben und damit über seinen Fuß. Sowas passiert, wenngleich man Burchert da nicht ganz von Schuld freisprechen kann. Aufgrund Ergebnisses und Spielverlaufes, musste man zur Halbzeit etwas ernüchtert feststellen, dass dies ein verdammt unangenehmer Pokalabend für den FC St. Pauli werden könnte.

Anpassungen plus Saad & Co bringen Wende

Doch mit Anpfiff der zweiten Halbzeit hatte sich beim FC St. Pauli etwas verändert. Taktisch und personell. Etienne Amenyido blieb in der Kabine. Seine Bemühungen waren sinnbildlich für das Spiel des FCSP im ersten Abschnitt: Sehr bemüht, aber ziemlich holprig und reich an Fehlern. Ein Bewerbungsschreiben für einen dauerhaften Startelfplatz war das leider überhaupt nicht. Zudem musste auch Lars Ritzka in der Halbzeit raus. Hier dürfte seine gelbe Karte aus der 42. Minute, bei der eine Rotfärbung sicher diskutiert werden kann, auch eine Rolle gespielt haben.

Für Ritzka und Amenyido kamen Manos Saliakas und Elias Saad in die Partie. Zudem veränderte der FCSP sein Aufbauspiel etwas: Im ersten Abschnitt organisierte sich das Team in einem 2-3-Aufbau mit einrückenden Schienenspielern. Im zweiten Abschnitt war das alles etwas asymmetrischer. Philipp Treu hielt eher die Seite, Saliakas bildete mit Mets und Wahl eher eine Dreierkette. Auf der linken Offensivseite war das Bild unverändert: Saad hielt wie Amenyido die Breite, konnte aber schon in den ersten Spielminuten der zweiten Halbzeit mehr Unruhe stiften, als Amenyido in der gesamten ersten Halbzeit. Auffällig war, dass der FCSP – auch durch Saliakas – nun viel öfter versuchte, das Spiel zu verlagern.

Etwas unrund sah das Positionsspiel des FC St. Pauli auf der anderen Seite aus. Connor Metcalfe agierte im ersten Abschnitt noch klar an der Seitenlinie kratzend, ließ sich mit Beginn der zweiten Halbzeit aber öfter in den rechten Halbraum fallen. Vermutlich sollte Saliakas diesen Raum auf der rechten offensiven Außenbahn besetzen, doch der Weg von rechts hinten war ziemlich weit. Besser, viel besser wurde die gesamte Struktur des FCSP mit der Einwechslung von Dapo Afolayan. Und dann konnte das Spiel auch schnell entschieden werden.

Artikelbild:FC Homburg vs. FC St. Pauli 1:4 – Königsdisziplin? Im zweiten Anlauf gemeistert!

Das Weiterkommen wurde von den Spielern des FC St. Pauli mit dem Gästeblock natürlich gebührend gefeiert.

(c) Peter Boehmer

Dynamik von den Außenpositionen

Damit zurück zum Kernthema: Wie schafft man es, einen tief stehenden Gegner in Verlegenheit zu bringen? Indem man direkte Duelle gewinnt. Denn das führt dazu, dass andere Gegenspieler ihre Positionen verlassen müssen, aus ihrer Struktur herausmüssen. Elias Saad und Dapo Afolayan haben genau das beim Gegner erreicht. Vor dem 2:1, das natürlich primär aufgrund der No-Look-Flanke von Eric Smith entstand, zog Afolayan zwei Gegenspieler auf sich, wodurch sich Räume für Irvine und Smith öffneten. Vor dem 3:1 ist es das Dribbling von Elias Saad, welches zwei Gegenspieler auf sich zieht.

Was für den FC Homburg sicher besonders schmerzhaft war: Der FC St. Pauli gewann nun oft viel höher die Bälle. Der Regionalligist konnte sich ohnehin über die gesamte Spielzeit nur ganz selten überhaupt mal längere Ballbesitzphasen erkämpfen. Aber zumindest war der FCSP im ersten Abschnitt oft gefordert, den Ball erst einmal wieder ins letzte Drittel zu bringen. Mit Saad und Afolayan gewann aber auch das Gegenpressing enorm an Qualität. Beispielhaft dafür ist die erste Minute nach Dapos Einwechslung, als er gleich dreimal innerhalb kürzester Zeit den Ball rechts vorne zurückerobern konnte.

Die ohnehin kaum vorhandene Entlastung für Homburg, sie war spätestens mit der Einwechslung von Afolayan also fast komplett weg. Nun stellte der FCSP den Gegner regelmäßig vor Aufgaben in der Defensivarbeit und sorgte auch noch dafür, dass es keine Entlastung gab. Sowas macht mürbe und müde. Das 4:1 fiel übrigens nach genau so einem hohen Ballgewinn.

Defensiv nichts zugelassen

Klar, die Story mit den Einwechslungen, sie ist leicht erzählt. Sicher hätten es Afolayan und Saad im ersten Abschnitt auch schwerer gehabt, so wie Metcalfe und Amenyido. Aber der Impact, den beide auf das Spiel hatten, war enorm. Ihre Stärken im Gegenpressing und in den direkten Duellen haben einen bedeutenden Anteil am Erfolg in Homburg. Noch viel bedeutender war aber, dass der FCSP über die gesamte Spielzeit nur einen einzigen Torschuss zugelassen hat. Homburg hatte, abgesehen vom Ausgleichstreffer, keine Offensivaktionen, an denen sich das Team hochziehen konnte. Der FC St. Pauli begegnete diesem unangenehmen Gegner mit großer Professionalität und ließ zu keinem Zeitpunkt den befürchteten Spannungsabfall aufblitzen.

Der Lohn für diese vor allem in der zweiten Halbzeit gute Leistung ist das Viertelfinale im DFB-Pokal. Das ist, ohne zusätzliche Einnahmen durch Ticketerlöse, mal eben mehr als 1,7 Mio Euro wert. Angesichts der schwierigen Finanzlage des Vereins ein ziemlicher Jackpot. Am Mittwoch kann sich das Team abends entspannt auf die Couch legen und schauen, wer noch im Lostopf landet, aus dem dann am Sonntag die Viertelfinal-Begegnungen gezogen werden. Gespielt werden diese Spiele an vier verschiedenen Terminen (30.+31. Januar & 06.+07. Februar).

Für den FC St. Pauli geht es am Samstagabend mit der Partie beim VfL Osnabrück weiter. Ein ähnlich tiefstehender Gegner mit Fokus auf Umschaltmomente ist zu erwarten. Spiele wie gegen Homburg machen Mut, weil der FCSP diese Königsdisziplin immer besser beherrscht.

Immer weiter vor!// Tim

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