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·29. September 2023

FC Girona erobert La Liga: Was Spaniens Team der Stunde so stark macht

Artikelbild:FC Girona erobert La Liga: Was Spaniens Team der Stunde so stark macht

Außerhalb der spanischen Landesgrenzen ist der FC Girona vielen Fußballfans höchstens ein Begriff. Doch nach sieben Spieltagen führt der Aufsteiger von 2022 die Tabelle in La Liga an – noch vor Real Madrid und dem FC Barcelona. Wir stellen den kleinen Klub aus Katalonien genauer vor und analysieren, was ihn so stark macht.

FC Girona: Von der Segunda an die Spitze von La Liga

Mit sechs Siegen und einem Remis aus den ersten sieben Saisonspielen hat der FC Girona einen Traumstart hingelegt. Und mehr als das: Durch den jüngsten 2:1-Sieg in Villarreal und Barcas Patzer auf Mallorca sind die Blanquivermells sogar Spitzenreiter in Spanien. Architekt des jüngsten Erfolges ist Trainer Michel (47). Kein populärer Name und bis vor nicht allzu langer Zeit höchstens Fachexperten des spanischen Fußballs ein Begriff, hatte der 47-Jährige doch zwei mehr oder minder unspektakuläre Amtszeiten in Huesca und Valladolid hinter sich. Doch im Sommer 2021 übernahm Michel den damaligen Zweitligisten aus der 100.000-Seelen-Stadt Girona – und von da an ging es steil bergauf.


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Gleich in seiner Debütsaison schaffte er den Aufstieg in La Liga und hinterließ dort einen mehr als bleibenden Eindruck, der beinahe in der Qualifikation zur Conference League mündete. Die aktuelle Erfolgssträhne kommt also nicht von ungefähr, sondern hat seine Vorboten. Einer davon ist die Spielidee Michels. Der FC Girona ist eine Mannschaft, die gerne den Ball hat und mit diesem extrem mutig und offensiv agiert. Dabei ist der Klub von der Costa Brava keine klassische Ballbesitzmannnschaft, die den Gegner 90 Minuten lang laufen lässt. Mit 53,3 Prozent Spielanteilen steht Girona in der Kategorie sogar lediglich auf Platz sieben in La Liga. Der springende Punkt: Die Albirrojos wissen ihren Ballbesitz sehr effektiv zu nutzen.

Mit Topstar Aleix García und scharfen Pässen durchs Zentrum

Die Devise lautet: flach hinten rausspielen. Durch kluge gegenläufige Bewegungen werden die gegnerischen Offensivspieler gebunden und gleichzeitig Raum zwischen den Linien geschaffen, den die technisch gut geschulten Spieler mit präzisen Pässen bespielen. Geschult ist ein gutes Stichwort: Jeder Spieler ist gewillt, die Kugel zu haben und beherrscht es auch, unter Druck die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Kapitän und Topstar der Mannschaft ist Aleix García (26). Der in Villarreal ausgebildete Sechser ist der Dirigent vor der Abwehrkette und beherrscht es wie kaum ein anderer, seine Vorderleute mit langen, präzisen Zuspielen zu bedienen. In der vergangenen Saison spielte er mit durchschnittlich 2,3 sogenannten Key Passes pro Spiel die meisten in La Liga, zudem gehörten ihm die viertmeisten Ballaktionen, die unmittelbar zu Torschüssen führten (16).

Mit Spielern wie David López (33), Barca-Leihgabe Eric García (25) und Daley Blind (33) – vergangene Rückrunde noch Bankdrücker beim FC Bayern – verfügt der FC Girona allein in der Abwehr über eine Reihe an weiteren extrem ballsicheren Spielern. Der Niederländer läuft in Michels 4-1-4-1-System zumeist zentral in der Kette auf, kann aber auch als Linksverteidiger spielen, wo ihm eine besondere Rolle zuteil wird. Gironas Außenverteidiger orientieren sich im Spielaufbau nämlich häufig in den Sechserraum und sorgen damit für eine Überzahl im Zentrum. Anders als Visionär Pep Guardiola (52) setzt Michel nicht auf ein starres Positionsspiel, in dem jeder Spieler eine ihm fest zugeteilte Position auf dem Feld einnimmt, sondern auf ständige Positionsrochaden, die beim Gegner für Unordnung sorgen.

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Ein ausgefeilter Taktiker und Erfolgsbringer in Girona: Trainer Michel. (Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Gelangt Girona über das Zentrum zwischen die Verteidigungsketten des Gegners, wird das Spiel meistens auf die Flügel verlagert, wo der ukrainische Nationalspieler Viktor Tsygankov (25) und Youngster Sávio (19) ihre Stärken im Eins-gegen-Eins ausspielen, ehe sie entweder selbst in die Mitte ziehen und abschließen oder einen Mitspieler im Strafraum bedienen. Gerade Sávio befindet sich in einer herausragenden Verfassung, hat bereits sechs Torbeteiligungen gesammelt und die meisten Torschuss-erzeugenden Ballaktionen aller Spieler in La Liga (9).

In der Sturmspitze teilen sich Neuzugang Artem Dovbyk (26) und Routinier Cristhian Stuani (36) den Job. War letzterer früher der unerlässliche Torjäger, so ist das Toreschießen mittlerweile Gemeinschaftssache in Girona. In der laufenden Saison stellen die Katalanen bereits elf verschiedene Torschützen und damit mehr als jedes andere Team in den europäischen Top-Fünf-Ligen. Zu verdanken ist das einer guten Strafraumbesetzung. So tauchen die Gironistas bei nahezu jedem Angriff mit vier, fünf eigenen Spielern in der gegnerischen Box auf.

Das birgt natürlich Risiken, da durch das Aufrücken der Spieler die Konterabsicherung vernachlässigt wird. Ohnehin wirkt der Tabellenzehnte der vergangenen Saison defensiv nicht immer ganz sattelfest. Für Michel jedoch gehört das zum Kalkül – und der Erfolg gibt ihm recht, genauso wie der unterhaltungsbedürftige Fan. So fallen mit einem Torverhältnis von 18:8 fast vier Treffer pro Spiel mit Girona-Beteiligung. Auf die Art und Weise sorgten die Blanquivermells bereits für so manches unterhaltsames Fußballspiel beziehungsweise das ein oder andere Partidazo, wie es im spanischen Volksmund heißt.

Auch Gironas Erfolg liegt in Investorenhänden

Wie es aber so oft ist im Geschäft Profifußball, hat der Erfolg auch beim FC Girona nicht nur einen Namen. Mit dem erstmaligen Aufstieg in La Liga wurde der Klub im Sommer 2017 in Investorenhände gegeben, seither gehören 88,6 Prozent des Vereins zu je gleichen Anteilen der berühmten City Football Group und der Girona Football Group, dessen Eigentümer der Bruder von Pep Guardiola, Pere Guardiola (47), ist.

Der FC Girona profitiert nicht nur von der Finanzkraft der Holding-Gesellschaften, sondern verschafft sich durch das zwölf Fußballklubs umfassende Netzwerk der City Football Group auch einen Wettbewerbsvorteil, den die Ligakonkurrenten in der Form nicht haben. Das bekanntlich größte Mitglied dieses internationalen Netzwerks ist Manchester City und es ist alles andere als Zufall, dass mit Topstar Aleíx Garcia, Yangel Herrera (25) und Yan Couto (21, ausgeliehen) gleich mehrere Spieler mit Skyblue-Vergangenheit im Kader Gironas stehen. Auch Sávio, der aktuelle Topscorer und Shootingstar der Mannschaft, ist nicht fest an Girona gebunden, sondern von Troyes aus Frankreich geliehen – ebenfalls ein Mitglied der City Football Group.

Die positive Entwicklung des FC Girona fußt also nicht allein auf Fußballromantik und einem genialen Trainer-Emporkömmling. In Spanien jedoch wird das weniger kritisch beäugt. Für die Fans von der iberischen Halbinsel haben die positiven Effekte, die der Aufschwung der Gironistas mit sich bringt, ein deutlich höheres Gewicht. Tage, an denen weder Real Madrid noch der FC Barcelona  an der Tabellenspitze von La Liga stehen, sind für den neutralen Fußballfan schließlich Feiertage. Am Samstag (18:30 Uhr) kann der FC Girona im direkten Duell mit den Königlichen dann auch beweisen, dass er mit den ganz Großen mithalten kann.

(Photo by Eric Alonso/Getty Images)

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