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·18. August 2024

FC Chelsea: Riesenkader und große Ambitionen – Was ist eigentlich der Plan?

Artikelbild:FC Chelsea: Riesenkader und große Ambitionen – Was ist eigentlich der Plan?

Der FC Chelsea hat es schon wieder getan: Die Blues waren auch in diesem Sommer einer der Protagonisten auf dem Transfermarkt und haben noch nicht genug. Aktuell ist der Kader riesengroß, gleiches gilt für die Ambitionen des Topklubs, der in der letzten Saison enttäuschte.

Wohin die Reise geht, wird maßgeblich davon abhängen, wie schnell der neue Trainer Enzo Maresca seine Vorstellungen umsetzen kann. Und davon, wie der Kader denn am Ende der Transferperiode aussieht. Aktuell ist er ohne jeden Zweifel viel zu groß.


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Chelsea: Neue Spieler, sehr großer Kader

Der FC Chelsea und teure Transfers: Das passte in den letzten Jahren sehr gut zusammen, nicht erst seitdem Todd Boehly das Sagen bei den Blues hat. 2022/23 gab Chelsea 630 Millionen Euro aus, ein Jahr später waren es noch einmal 465, in diesem Sommer bisher 190 Millionen Euro. Und Joao Felix soll noch kommen, die Gespräche mit Atletico laufen. Das Problem: Die Ausgaben von mehr als einer Milliarde Euro sieht man der Startelf nicht wirklich an.

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Klar, es gibt einige sehr interessante Spieler im Aufgebot, aber gemessen an den hohen Investitionen sollte es auf manchen Positionen doch bessere Optionen geben. Einen Topstürmer hat Chelsea noch immer nicht im Kader, auf den Flügeln stehen einige Spieler im Aufgebot, die zuletzt klar stagnierten. Hier soll Pedro Neto, 60-Milllionen-Einkauf von Wolverhampton, für neuen Schwung sorgen. Ansonsten waren es eher Perspektivtransfers, Spieler für die Kaderbreite oder für die Zukunft.

Der Witz daran: Gerader Spieler für die Kaderbreite hat Chelsea zur Genüge. 42 Spieler stehen im Aufgebot der Blues kurz vor dem Start der Saison. Ohne Leihspieler, versteht sich. Das führt zu einem absoluten Überangebot. Auch bei einer langen Saison mit vielen Spielen: Das ist definitiv zu viel. Deswegen bemühen sich die Blues auch darum, Spieler abzugeben – mit allen Mitteln. Kürzlich gab Trainer Enzo Maresca beispielsweise Ben Chilwell zu verstehen, dass er sich einen neuen Verein suchen soll.

Enzo Maresca: Ein neuer Dirigent an der Seitenlinie

Eben jener neue Trainer hat nun eine schwierige Aufgabe. Er muss den Kader moderieren, gleichzeitig seine eigenen Ideen umsetzen. Seine Grundprinzipien sind klar: Er möchte, dass seine Mannschaft den Ball hat, das Spiel kontrolliert. Der Aufbau soll flach sein, wird geduldig ausgeführt. Die Defensivspieler sind dabei im Idealfall pressingresistent, lassen sich nicht unter Druck setzen. So sollen Lücken auf dem Feld gefunden und bespielt werden. Die Offensivspieler sind fluide, sollen die Zwischenräume besetzen, sich dort frei bewegen können. Gleichzeitig gibt es klare Strukturen und Abläufe im Pressing. So hat er es geschafft, Leicester zum Aufstieg zu führen.

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(Photo by Eddie Keogh/Getty Images)

Der große Kader kann allerdings während des Prozesses der Anpassung zu einem Problem werden. Der Grund liegt auf der Hand: Je mehr Spieler man moderieren muss, desto mehr Gespräche sind nötig, desto mehr muss während der Einheiten interveniert werden. Außerdem wäre es ideal, zu Beginn der Saison erst einmal auf ein eingespieltes Team zu setzen, damit sich die Abläufe automatisieren lassen. Das sorgt aber sicher für Unzufriedenheit, wenn es 31 Spieler gibt, die gerade nicht auf dem Feld stehen.

In der Vorbereitung war mitunter noch etwas Sand im Getriebe, gute Ansätze waren vorhanden, aber noch merkte man den Blues an, dass viele Anpassungen vorgenommen wurden, viel Detailarbeit notwendig ist, um die Transformation zum Maresca-Fußball abzuschließen. Besonders die Umschaltbewegungen, insbesondere in die defensive Richtung, sind noch ausbaufähig.

Chelsea: Die Krux mit dem Auftaktprogramm

Ein Punkt, der bei den Blues auch beachtet werden muss: Das Auftaktprogramm hat es in sich. Chelsea startet mit einem Heimspiel gegen Manchester City in die neue Saison, es folgt ein unangenehmes Auswärtsspiel bei den Wolves, ehe Crystal Palace, wohl eine der Mannschaften der Rückrunde, an die Stamford Bridge kommt. Dazwischen werden zwei Playoff-Spiele um den Einzug in die Conference League fällt.

Chelsea muss hier den Spagat hinbekommen: Den Rhythmus aufnehmen, gute Resultate sammeln und vielleicht gleichzeitig in den Spielen gegen Servette Genf die Ersatzspieler auflaufen lassen. Das würde den etablierten Spielern vielleicht helfen, denn ihnen könnte eine normale Trainingswoche gewährt werden. All das birgt aber die Gefahr, dass eine nicht eingespielte Mannschaft gegen Servette Probleme bekommt. Es ist also eine Frage der Abwägung.

Was ist eigentlich der Plan des FC Chelsea?

Generell stellt sich seit der Boehly-Übernahme bei den Blues ein wenig die Frage, was eigentlich der Plan ist. Ja, junge Spieler werden primär verpflichtet, das ist klar. Aber nur daran eine Transferstrategie festzumachen, ist deutlich zu einfach. Die Spielertypen passen nicht perfekt zusammen, eine klare Ausrichtung ist nicht zu erkennen. Von außen betrachtet wirkt es mitunter so, als würde ein Spieler verpflichtet und wenn er die Erwartungen nicht erfüllt, dann lässt man ihn links liegen und kauft neu ein.

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(Photo by Eddie Keogh/Getty Images)

Die Wunschvorstellung Marescas ist es, aus dem großen Talentepool die bestmögliche Kombination herauszufiltern und mit dieser Mannschaft eine neue Ära zu prägen. Dabei wird es sich um 15, 18, vielleicht 20 Spieler handeln, die erst einmal den zentrale Bestandteil der Entwicklungsbasis ausmachen. So gehen Teams vor, die einen Umbruch starten und langfristig mit Plan agieren, siehe Arsenal unter Mikel Arteta.

Sollten aber bis zum Ende der Transferphase nicht noch einige Spieler verkauft werden, dann wird es schwer, diesen großen Kader zu moderieren. Schwierig: Einige der potenziellen Verkaufskandidaten kosteten viel Geld, kassieren ein stattliches Gehalt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Verhandlungen mit potenziellen Interessenten aus.

Die offenen Fragen, die Chelsea klären muss

Zumal es noch offene Fragen gibt, wenn man sich den Kader genau anschaut. Chelsea hat sechs (!) Torhüter im Kader, das Rennen um die Nummer eins und zwei war in der Saisonvorbereitung völlig offen. Einen rundherum idealen Eindruck machte ehrlicherweise noch niemand. Das Abwehrzentrum ist ebenfalls massiv besetzt, aber gerade Spieler wie Benoit Badiashile und Axel Disasi sind nicht perfekt für den Maresca-Ball geeignet, eher physisch stark als pressingresistent. Hier wird vieles von Levi Colwill abhängig sein.

Auch durch die anderen Mannschaftsteile ziehen sich die Zweifel. Werden Enzo Fernandez und Moises Caicedo von Maresca profitieren und können die Rolle übernehmen, die man ihnen von Beginn an zutraute? Spielt Christopher Nkunku endlich mal verletzungsfrei über einen längeren Zeitraum? Kann Mykhaylo Mudryk noch einen Schritt nach vorne machen? Spielt Cole Palmer noch einmal eine solch tragende Rolle? Und wer soll überhaupt der Stamm-Stürmer werden?

Bei kaum einem Klub sieht es vor dem Start der Saison so sehr nach einer kompletten Wundertüte aus wie beim FC Chelsea. Das Projekt Maresca kann funktionieren, dafür ist aber extrem viel zu tun. Bleibt abzuwarten, ob die Verantwortlichen jetzt die Geduld bewahren und zulassen, dass Veränderungen diesen Ausmaßes auch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.

(Photo by Eddie Keogh/Getty Images)

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