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·15. Oktober 2024

FC Bayern – Roundtable: Braucht es gegen den VfB Stuttgart den Systemwechsel?

Artikelbild:FC Bayern – Roundtable: Braucht es gegen den VfB Stuttgart den Systemwechsel?

Beim FC Bayern München gab es in der Länderspielpause einige heiße Themen. Ist der neue Münchner Spielstil nachhaltig und welche Spieler sind bisher positiv sowie negativ aufgefallen? Miasanrot diskutiert am virtuellen runden Tisch.

Die Länderspielpause bietet eine gute Chance für ein erstes Zwischenfazit der neuen Saison. Vincent Kompany ist seit knapp 100 Tagen im Amt des FC Bayern und seine Bilanz ist bisher wechselhaft.


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Nach einem der besten Starts eines neuen Trainers mit sechs Siegen und 29 Toren blieb man gegen die ersten stärkeren Gegner in drei Spielen ohne Sieg.

Die Miasanrot-Redaktion wird dieses Mal durch Sophia, Alex, Andreas, Georg und Maurice vertreten.

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FC Bayern: Verzockt sich Kompany?

Ergebniskrise in München. Nach einem starken Saisonstart konnte man die letzten drei Spiele wettbewerbsübergreifend nicht gewinnen. Medial wird viel über den risikoreichen Spielstil von Trainer Kompany diskutiert. Zu Recht?

Sophia: Nein! Würde der FC Bayern abwartend und vorsichtig agieren, würde man kritisieren, dass es nicht „Bayern-like“ ist. Der Spielstil von Vincent Kompany ist nicht nur attraktiv für die Zuschauer, auch die Spieler loben die Herangehensweise mit hohem Pressing und dominanten Elementen in der Spielgestaltung. Früher oder später wird das zum Erfolg bzw. drei Punkten führen.

Alex: Nein. Wie Sophia schon mit Recht angemerkt hat, ist das Spiel der Bayern unter Kompany endlich wieder ansehnlich und attraktiv und passt genau zum Selbstverständnis der Bayern. Was nützen die ganzen Leitbilder, in denen von begeisterndem und dominantem Fußball gesprochen wird, wenn dann das, was tatsächlich auf dem Platz geboten wird, langweilig und eintönig ist.

Natürlich wäre auch dann viel begeisternde Action auf dem Platz, wenn die Bayern jedes Spiel 5:1 verlieren statt gewinnen würden, Spektakel alleine ist also nicht hinreichend für guten Bayern-Fußball. Aber das Gute ist, dass Kompanys Fußball nicht nur spektakulär anzusehen ist, sondern, wenn alles so weiterläuft wie bisher, auch spektakulär erfolgreich sein wird.

Gegen Leverkusen ließen die Bayern vier Schüsse zu, gegen Zagreb fünf, gegen Kiel fünf, gegen Villa drei, gegen Frankfurt sechs und gegen Bremen sogar keinen einzigen. Ich kann den angeblichen Risikoreichtum von Kompanys Spielstil daher ehrlich nicht erkennen. Verstehen die Leute denn nicht, dass die beste Verteidigung die ist, die dem Gegner erst gar keine Chancen einräumt?

Klar, im Spiel gegen Frankfurt, wo den Frankfurtern übrigens im Angriffsspiel auch wirklich alles Mögliche und Unmögliche gelungen ist, hätte Kompany ab der 85. Minute voll auf Mauerfußball setzen und versuchen können, das 3:2 irgendwie über die Zeit zu retten. Abgesehen davon, dass er ungefähr das ab der 90. Minute auch tatsächlich versucht hat und dass ich diese ganze Geisteshaltung der Feigheit und des furchterfüllten Rückwärtsdenkens im Fußball zutiefst ablehne, ist das ein Argument, was ich gelten lassen würde.

Aber grundsätzlich ist Kompanys Spielstil der am meisten auf Sicherheit und Risikovermeidung bedachte, den wir seit mindestens der Zeit von Guardiola bei den Bayern gesehen haben. Und ich kann wirklich nicht verstehen, wie man das nicht erkennen kann und sich stattdessen in irgendwelchen Elegien über zu viel “Risiko” ergeht.

Andreas: Ja und nein. Ein gewisses Risiko ist im Spiel eingeplant, und Gegentore sind daher nicht ausgeschlossen. Die Expected-Goals-Against-Zahl war jedoch in den meisten Spielen sehr niedrig, was auf eine solide Defensive hindeutet. Doch am Ende zählen die Ergebnisse, nicht statistische Modelle. Eine Ergebniskrise kann schnell zu einer echten Krise eskalieren. Das Team muss beweisen, dass es Ergebnisse sichern kann. Zudem halte ich es für wichtiger, offensiv Alternativen zu Harry Kane zu finden, als ein risikoreiches Spielsystem zu diskutieren.

Die Gewinner des FCB bisher

Neuer Trainer, neues Glück. Mit dieser Prämisse starteten die 28 Spieler, unter ihnen drei Neuzugänge, in die Vorbereitung. Nach knapp drei Monaten Amtszeit des Belgiers ist es Zeit für das erste Zwischenfazit: Welche Spieler sind bisher die großen Gewinner unter dem neuen Trainer Kompany?

Alex: Oh, das ist einfach. Upamecano und Kim, weil sie alternativlos immer spielen; Kimmich, weil er wieder unangefochtener Regisseur im Mittelfeld ist; Gnabry, weil er von 0 auf 100 durchgestartet ist; Olise, weil er eingeschlagen hat wie eine Bombe und bereits jetzt einer der Fixpunkte der Mannschaft ist; Pavlović, weil er den Kampf um den Platz im Mittelfeld gegen Palhinha gewonnen hat; Musiala, weil er, wenn er fit ist, aus diesem Team nicht wegzudenken ist; und – vielleicht etwas überraschend – Müller, weil er wie ein neugeborener Spieler aussieht, wenn er spielen darf.

Georg: Alex hat die offensichtlichen Kandidaten genannt. Ergänzend würde ich noch Josip Stanišić nominieren. Verletzungsbedingt konnte er zwar noch keinen Profit daraus schlagen, aber die Kaderkonstellation ist optimal für ihn. Durch die Abgänge von de Ligt und Mazraoui sowie die dauerhafte Versetzung Kimmichs ins Mittelfeld ist die Kadertiefe hinten rechts und im Zentrum überschaubar. Sobald er fit ist, wird Stanišić viel Spielzeit bekommen. Weit mehr, als es vor drei, vier Monaten absehbar war.

Maurice: Für mich gehört auch Raphaël Guerreiro mit seiner Vielfältigkeit zu den bisherigen Überraschungen. Seine Stärken am Ball sind für den von Kompany eingeforderten Spielstil auf den Außenverteidigerpositionen sehr gefragt und auch im Mittelfeld scheint er die logischere Wahl für den Kimmich-Ersatz als mein Verlierer der bisherigen Saison.

Andreas: Joshua Kimmich und Alexandar Pavlović sind für mich die größten Gewinner. Beide haben sich im Mittelfeld klar durchgesetzt und sind gesetzt. Kompany setzt dabei vor allem auf Kimmichs Stammposition. Aufgrund der Verletzungen hätte das auch anders aussehen können, insbesondere bei Kimmich, der nicht als reiner Rechtsverteidiger eingesetzt wird.

FC Bayern: Wer sind die Verlierer?

Welche Spieler sind hingegen bisher hinter ihrer Erwartung zurückgeblieben?

Alex: Das finde ich auch relativ einfach. Die größten Verlierer sind Palhinha, weil er wie der tragische Held im griechischen Drama den Wechsel zu den Bayern vollzog, nur mit den besten Absichten, aber als der Platz, für den er vorgesehen war, schon nicht mehr vorhanden war und er jetzt den Preis dafür zahlen muss; Dier, der für Kompanys Spielsystem einfach nicht die richtigen Stärken hat und momentan wie ein fünftes Rad am Wagen aussieht; und Tel, der es mit dem Trainerwechsel geschafft hat, vom mit vielen hochfliegenden Hoffnungen verbundenen Nachwuchsstürmer-Star im Werden zum völlig neben der Musik her laufenden Bankdrücker mit kaum noch Aussicht auf Spielzeit zu werden.

Georg: Neben den genannten Dier und Palhinha gehört der verstoßene Sohn Leon Goretzka in die Liste. Für mich sticht tatsächlich auch die Situation von Mathys Tel heraus. Der FC Bayern ließ ihn nicht zu den Olympischen Spielen – und Tel sich darauf ein. Weil er dachte, dies könne sein Jahr werden. Das ist es bisher nicht. Er ist noch ohne Scorerpunkt und kommt bisher nur auf 20 % der möglichen Spielzeit, obwohl er Trainingsvorsprung hatte. Für die erhoffte Entwicklung in Richtung Bayern-Stamm müsste er diese Saison an den 50 % der Spielzeit kratzen. Die scheinen aktuell sehr weit weg.

Sophia: Die Saison ist noch jung und viel kann sich in der nahen Zukunft verändern, sei es durch Verletzungen, gute Trainingsleistungen oder neue Impulse über die Bank kommend. Daher tue ich mich schwer, den Spielern ein Label anzuheften. Als momentane „Verlierer“ würde ich Mathys Tel nennen, der nicht richtig Fuß fassen konnte bisher, und Eric Dier. Dier scheint nicht so wirklich in die Pläne von Kompany zu passen. João Palhinha wäre ein möglicher Nennungskandidat, doch so positiv wie sich der Portugiese selbst medial zeigt (und auch die Führungsetage des FC Bayern), bin ich mir sicher, dass seine Zeit noch kommen wird.

Maurice: Ich werfe noch Konrad Laimer in den Ring, der in der Vorsaison unter Tuchel viel Spielzeit erhielt. In dieser Saison zeigt sich, dass seine Qualitäten weder als Rechtsverteidiger noch als Mittelfeldspieler mit dem System von Kompany kompatibel sind. Im direkten Duell um Spielzeit, hat ihm Guerreiro den Rang abgelaufen.

Braucht der FC Bayern gegen Stuttgart und Co. einen Systemwechsel?

Nach der Länderspielpause steht für den FC Bayern ein schwerer Double-Header mit einem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart und einer Auswärtspartie gegen Flicks Barcelona an. Erwartet ihr größere Anpassungen von Kompany an seinem System?

Alex: Nein, und ich hielte ihn auch für schlecht beraten, um nicht zu sagen er wäre dumm, wenn er das System jetzt bereits, auf Basis des bisherigen Saisonverlaufs, ändern würde. Kompany ist aber nicht dumm, folglich wird er das System auch nicht ändern.

Georg: Mit strukturellen Anpassungen am System rechne ich nicht. Ansonsten gilt, was Jonathan in der letzten Podcastfolge erläuterte: Dadurch, dass der VfB und Barcelona einen anderen Fußball spielen als die Eintracht oder Aston Villa, wird sich die Statik der Spiels ohnehin verändern. Maßgeblich für Kompanys Aufstellung und Matchplan dürfte der Gesundheitszustand einiger Spieler sein: Ist Hiroki Ito bereit für die Startelf? Wie lange fehlt Upamecano? Ist Musiala wieder fit? Wie reagiert Pavlovićs Knie, etc.?

Andreas: Nein, ich denke nicht, dass Kompany anpasst, er wird lediglich versuchen, das System weiter zu perfektionieren. Wie Georg sagt, wird es sehr spannend gegen die beiden offensiv ausgerichteten Gegner aus Barcelona und Stuttgart. Gegen den Ball wird das Team mit etwas größeren Herausforderungen konfrontiert sein, ich könnte mir vorstellen, dass Manuel Neuer sehr stark in den Mittelpunkt rückt. Gegen beide Gegner sind Torchancen abzuwehren, und ich finde nicht, dass er in den letzten Spielen ein 100 % zuverlässiger Rückhalt war.

Blitzrunde: Bayern-Star erinnert an Arjen Robben

Den neuen Champions-League-Modus finde ich…

Georg: …bisher eine 10/10. Mich persönlich interessieren jetzt alle Vorrundenspiele. Ich habe an den ersten beiden Spieltagen mehr Champions-League-Konferenzen geschaut als in den letzten fünf Jahren zusammen. Der Modus bringt deutlich mehr Spiele gegen unterschiedliche Top-Teams als die alte Gruppenphase. Spiele gegen Aston Villa, Barcelona und Paris in einer Vorrunde? Super! Eine Niederlage und sofort ist eine Brisanz in den Begegnungen, die es so in den letzten Jahren kaum gab.Andreas: …gewöhnungsbedürftig. Ich finde es noch sehr schwer vorherzusehen, wer welche Chancen hat, weiterzukommen. Denn man muss sehr lange suchen, um zu verstehen, wer gegen wen zu spielen hat, das war vorher einfacher.

Der FC Bayern unter Kompany ist der offensiv stärkste seit…

Alex: …Flick.

Georg: Ich verweise auf die vielen Beiträge zum Thema Risiko und frage: Wie definieren wir Offensivstärke? Tuchels FC Bayern kam in der letzten Bundesligasaison auf 2,5 xG pro Spiel. Kompanys FC Bayern steht aktuell bei 2,3 xG pro Bundesligaspiel. Entsprechend antworte ich diplomatisch: seit Nagelsmann.

Michael Olise erinnert mich an…

Alex: …Arjen Robben und Lamine Yamal.

Maurice: …die bestmögliche Kombination aus Serge Gnabry und Kingsley Coman.

Auf die Rückkehr dieses Verletzten freue ich mich besonders…

Sophia: Hiroki Ito! Ein Spieler, der in meinen Augen unterschätzt wird, und durch seine defensive Vielseitigkeit eine Rolle übernehmen kann – egal wie diese nach seiner Rückkehr aussehen mag.

Andreas …Josip Stanišić, bin sehr gespannt, ob er auf der rechten Seite eine wirkliche Verstärkung werden kann. Im derzeitigen Ansatz von Kompany wird es wirklich spannend zu sehen, wie er sich vor allem auch defensiv verhalten kann.

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