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·6. August 2025

FC Bayern: Emirates wird Platin-Partner – droht erneuter Fan-Ärger?

Artikelbild:FC Bayern: Emirates wird Platin-Partner – droht erneuter Fan-Ärger?

Der FC Bayern München und Emirates haben einen Platin-Vertrag abgeschlossen. Die Fluggesellschaft könnte für abermalige Fan-Kritik sorgen.

Nun ist es also offiziell: Der FC Bayern München und Emirates schließen eine Platin-Partnerschaft, die bis 2032 gültig ist. „Die Kooperation umfasst im Wesentlichen Bandenwerbung in der Allianz Arena an allen Spieltagen an allen Spieltagen der Bundesliga sowie gemeinsame Aktivierungen auf den sozialen und digitalen Kanälen beider Unternehmen“, heißt es in der Pressemitteilung.


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Über die genauen Modalitäten ist von offizieller Seite aus nichts bekannt. Medial wurde zuletzt spekuliert, dass die Münchner fünf Millionen Euro pro Jahr erhalten sollen. Geld, das dem Club auch abermals Ärger mit den eigenen Fans einbringen könnte.

Schon in der Vergangenheit gab es große Kritik aus der Südkurve für Sponsorings aus Katar oder Ruanda. Emirates dürfte dort ähnlich wahrgenommen werden.

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Erste Kritik aus Fankreisen an Emirates: „Nichts dazugelernt“

Auch Michael Ott, der vor einigen Jahren eine Bewegung gegen Qatar Airways ins Rollen brachte und dafür kämpfte, dass das Sponsoring beendet wird, sieht den neuen Partner der Bayern kritisch. „Mit Emirates macht der FC Bayern genau da weiter, wo die Katar-Sünde endete“, schrieb er auf BlueSky: „Die Verantwortlichen haben nichts dazugelernt. Ohne moralische Hemmungen rennt man dem Geld hinterher und der gute Ruf unseres Vereins muss dafür herhalten. Schämt euch!“

Wie gut der Ruf des FC Bayern überhaupt noch ist, darf angesichts der Auswahl der Partnerschaften auf verschiedenen Ebenen durchaus hinterfragt werden. Hier ist der Fall tatsächlich ähnlich gelagert wie bei Qatar Airways. Emirates ist die staatliche Fluggesellschaft Dubais und Teil der Emirates Group. Dem Staatsunternehmen der Vereinigten Arabischen Emirate wird vor allem Sportswashing vorgeworfen.

Emirates ist nicht nur, aber vor allem im Fußball ein großer Player. Jahrelang waren sie in Deutschland Partner des Hamburger SV, außerdem sind oder waren sie beim FC Chelsea, der AC Mailand, Real Madrid, Benfica und Arsenal aktiv. Nun also beim FCB. Lange wurde sogar diskutiert, ob Emirates neuer Hauptsponsor wird. Mehr dazu hier.

Große Kritik an den Vereinigten Arabischen Emiraten

In den VAE gibt es anhaltende Kritik an der Menschenrechtslage. Dabei geht es unter anderem um die Misshandlung und Ausbeutung von Wanderarbeitern, Frauenrechte, Arbeitsrechte generell, Menschenhandel, Gewalt, die starke Einschränkung der Meinungsfreiheit und Strafen für Homosexualität.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch weisen seit vielen Jahren auf diese Zustände hin. Immer wieder gibt es in den VAE politische Gefangene, weil es weder Presse- noch Meinungsfreiheit gibt. Meist werden sie in Prozessen zu Haftstrafen verurteilt, die von den Organisationen als unfair bezeichnet werden.

Im weltweit anerkannten „Global Right Index“ von 2025 wurden die VAE in der Kategorie „Rating 5“ eingeordnet, was die zweitschlechteste ist und mit „Keine Gewährleistung der Rechte“ umschrieben wird. Damit sind sie einer von 39 Staaten in dieser Kategorie, zwölf sind unter „Rating 5+“, „Keine Gewährleistung von Rechten aufgrund des Zusammenbruchs des Gesetzes“ zu finden.

VAE befindet sich damit bei der Missachtung von Menschenrechten ungefähr auf demselben Level wie Katar. Außerdem gibt es Vorwürfe, dass die VAE Kriegsverbrechen und Völkerrechtsverstöße im Sudan unterstützen, indem sie im dortigen Bürgerkrieg die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ unterstützen – wofür sie sich vor dem Internationalen Gerichtshof verantworten sollen.

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt zudem: Wie kommen solche Deals bei den FC Bayern Frauen an? In Bezug auf Katar gab es dort gegen Ende der Zusammenarbeit auch intern kritische Stimmen, die letztlich dazu führten, dass Spielerinnen Interviews zu diesem Thema untersagt wurden und Medien „gebrieft“ wurden, dazu keine Fragen zu stellen. Drohen ähnliche Dinge jetzt auch im Zuge dieser Partnerschaft?

Emirates sticht nicht mal mehr heraus

Dass der FC Bayern kein übergeordnetes Interesse an der Kritik hat, dürfte mittlerweile als Fakt gelten. Man könnte sogar etwas kryptisch argumentieren, dass Emirates unter den ehemaligen und aktuellen Sponsoren des Clubs nicht mal negativ heraussticht.

Die Liste an Kritikpunkten ist lang. Gleichzeitig wird es auch hier wieder die ewige öffentliche Diskussion darüber geben, ab welchem Punkt in einem Sponsoring die Grenzen gezogen werden sollten und vielleicht müssen. Wie viele Einschränkungen kann und will sich der FC Bayern aus rein wirtschaftlicher Sicht erlauben, um weiterhin erfolgreich zu sein? Und wie viel Gewicht will er andererseits moralischen Gesichtspunkten geben? Welche westlichen Unternehmen sind von diesen Punkten dann ebenfalls betroffen?

Allein der Global Right Index zeigt, dass die Liste an Staaten sehr lang ist, in denen die Lage mehr als kritisch ist. In der zweitschlechtesten Kategorie befinden sich Staaten wie die Türkei oder China, eine Kategorie darunter, immerhin noch „systematische Verletzung von Rechten“, finden sich Argentinien, Brasilien, die USA, das vereinigte Königreich, Serbien oder Griechenland wieder. Allein das zeigt, dass es aus der deutschen Perspektive heraus schwer ist, eine eindeutige Bewertung vorzunehmen.

FC Bayern und seine Sponsoren: Warum nicht in der Satzung?

Ab welchem Zustand und mit welchen Kriterien disqualifiziert sich ein Staat für den FC Bayern, wenn es um Trainingslager, Wettbewerbe oder eben Sponsorings geht? Das wäre eine Frage, über die man intern und eigentlich auch im Verbund mit den Mitgliedern diskutieren müsste. Offensichtlich wurde nämlich zuletzt, dass eine eher schwammige Positionierung zwischen den Stühlen nicht funktioniert hat.

Sich einerseits als Botschafter der Verbesserung der Zustände in Katar zu inszenieren und andererseits das große Geld zu kassieren, während Menschenrechtsorganisationen genau das kritisierten, hat nicht für Glaubwürdigkeit gesorgt und kann auch keine Strategie für diese Partnerschaft sein.

Um auf die oben gestellten Fragen Antworten zu finden, müsste man sich stärker damit befassen, wofür der FC Bayern stehen soll – und das gegebenenfalls in der Satzung festhalten. Als man einst Ott formal abbügelte, weil es nicht Sache des e. V. sei, das zu bewerten, sondern Sache der AG, hätte man die Chance nutzen können, um genau das zu tun: Den Umgang mit Sponsoren expliziter auszuformulieren – eben in der Satzung oder als Leitlinien für die AG.

Der FC Bayern ist fast schon wieder konsequent

Unabhängig davon, wie das Ergebnis letztlich ausgesehen hätte – ob mit Zugeständnissen an die kritischen Mitglieder oder vollkommen zu Gunsten der eigenen Ansichten –, hätte man so einen wichtigen Verweis in wiederkehrenden Debatten. Solange das nicht der Fall ist, muss man dem Rekordmeister unterstellen, dass es ihm nicht wichtig ist, woher das Geld kommt.

Bereits die Katar-Thematik hat gezeigt, dass negative Auswirkungen für den Verein kaum existent sind. Für Unternehmen dieser Größenordnung lohnen sich solche Geschäfte eben mehr als Haltung. Dass sie damit Teil des Problems sind? Spielt für sie keine Rolle. Der FC Bayern schwimmt im Becken jener, von denen er sich lange abgrenzen wollte, schon länger einfach so mit. Insofern ist das Handeln fast schon wieder konsequent.

So zynisch das alles klingen mag, so ist das Vorgehen der Bayern in einer Welt, in der Menschenrechte nicht mal die zweite Geige spielen und in der man sich bei einem Ranking der katastrophalen Zustände arg verrennen würde, nachvollziehbar. Dann sollte man als Club aber auch so konsequent sein und diese Position in Zukunft klar beziehen, wenn berechtigte Kritik aufkommt – und nicht versuchen, jene zu verschaukeln, denen mehr daran liegt, für wen und was der FC Bayern München steht.

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