Experten-Panel zum Titelrennen der Premier League: Arsenal oder ManCity – wer wird Meister? | OneFootball

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·1. April 2023

Experten-Panel zum Titelrennen der Premier League: Arsenal oder ManCity – wer wird Meister?

Artikelbild:Experten-Panel zum Titelrennen der Premier League: Arsenal oder ManCity – wer wird Meister?

In der Premier League liefern sich der FC Arsenal und Manchester City einen unvorhergesehenen Kampf um den Titel. Wer wird sich durchsetzen?

Der Titelkampf der Premier League geht in die entscheidende Phase. Zehn Spieltage vor Schluss hat sich die junge Mannschaft des FC Arsenal durch flüssigen Kombinationsfußball und beachtlicher Mentalität überraschend ein Acht-Punkte-Polster auf Manchester City erspielt. Doch die Cityzens haben nicht nur ein Nachholspiel in der Hinterhand, sondern weitere Argumente, die dafür sprechen, dass sie am Ende wieder oben stehen werden.


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James Benge, der für CBS Sports über die Premier League berichtet, sowie Joachim Hebel, Kommentator und Co-Host des Podcasts KlickNRush und 90PLUS-Chefredakteur Chris McCarthy betrachten sich die Ausgangslage im Titelrennen und geben ihre Meistertipps ab.

Premier League: Die Schlüssel im Titelkampf zwischen Arsenal und ManCity

Welcher Kader ist für den Schlussspurt des Titelrennens in der Premier League besser gewappnet?

James Benge: ManCity hat wahrscheinlich die größere Qualitätstiefe als Arsenal, zumindest was die ersten ca. 15 Spieler angeht. Allerdings glaube ich, dass ihr Kader von dort an immer dünner wird, während die Gunners mit Leandro Trossard und Emile Smith Rowe potenzielle Matchwinner von der Bank bringen können. Letztendlich wird Pep Guardiola seine Optionen in mehreren Wettbewerben ausgiebiger nutzen müssen. Wenn Arsenal William Saliba zurückbekommt und generell von Verletzungen verschont bleibt, brauchen sie dagegen nur ein paar Optionen auf der Bank für die Schlussphasen.

Joachim Hebel: Rein auf dem Papier würde ich sagen: Manchester City. Sie sind überall doppelt besetzt und weitaus erfahrener im Titelrennen. Aber Arsenal hat etwas, was man in Kaderlisten nicht findet: Teamgeist. Jeder jubelt mit jedem – jeder kämpft für jeden. Ohne diese Bindung wären sie da oben nicht dabei. Das lässt schwierige Spiele – wie beispielsweise gegen Bournemouth (3:2 nach 0:2) – dennoch gut überstehen. Mit Trossard und Jorginho haben sie noch echte Premier-League-Tiefe dazubekommen.

Chris McCarthy: Manchester City. Sie haben den tiefsten und besten Kader der Premier League, selbst mit der zusätzlichen Belastung der Champions League. Der FC Arsenal spielt in dieser Saison zwar auf dem höchsten Level, benötigt dazu aber seine etwa 13 besten Spieler – die Verpflichtungen von Jorginho und Trossard im Winter einberechnet. Fällt nur einer ihrer Schlüsselspieler mehrere Spiele aus – Bukayo Saka, Thomas Partey, Martin Ödegaard, vielleicht sogar Saliba – könnte es fatale Folgen haben. Die erste Elf ist titelreif, der gesamte Kader noch nicht.

Der Titelkampf bedeutet auch Pep Guardiola gegen Mikel Arteta: Welche Rolle werden die Trainer im Schlussspurt spielen?

JB: Arteta mag unerfahren sein, aber er hat die Zeit auf seiner Seite – nur ein einziges Mal hat Arsenal weniger als fünf Tage, um sich auf ein Spiel vorzubereiten, was echte Möglichkeiten bietet, Matchpläne für bestimmte Gegner zu erstellen. Wir wissen, dass Guardiola in der Lage ist, den Spagat zwischen Champions League, Pokal und Premier League zu meistern. Sollte City aber in der Königsklasse weiter kommen, dürfte das hart werden. Der Spielplan wäre brutal und es würde Partien geben, in denen er auch mal eine schwächere Elf riskieren müsste.

JH: Eine sehr große. Die Psychologie ist dabei entscheidend. Arteta wirkt oftmals wie der Lehrer, der weiß, was seine Klasse eigentlich kann. Er pusht, fordert und fördert. Die Spieler merken, was ihnen das bringt. Bei City dagegen hat Guardiola natürlich schon viele seiner Botschaften verteilt. Er will alles geben, sich wieder in die Mannschaft zu krallen. Aber hungriger ist sicher Arsenal.

CM: Das ist die faszinierende Side-Story des Titelkampfes: Der Lehrer trifft auf seinen Schüler. Beide kennen sich bestens, was vor allem beim direkten Duell ein spannender Hintergrund ist. Das Signifikanteste an dem Trainerduell ist aber, dass hier – wie auch bei den Teams – Erfahrung auf Jugend trifft. Arteta wäre mit 41 Jahren der jüngste Meistertrainer in der Geschichte der Premier League. Gleichzeitig hat der Spanier als Co-Trainer sehr viel von Guardiola gelernt – er scheint bereit zu sein. Vorteile hat Manchester City hier dennoch.

Artikelbild:Experten-Panel zum Titelrennen der Premier League: Arsenal oder ManCity – wer wird Meister?

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Mentalität, Erfahrung, Spielweise und Co. – In welchen Bereichen hat Manchester City, in welchen der FC Arsenal Vorteile?

JB: ManCity hat definitiv die Erfahrung auf seiner Seite. Die Spielweise mag zudem besser für einen Schlussspurt im Titelrennen geeignet sein, da sie etwas konservativer und somit weniger anfällig für Konter sind als Arsenal, wenn etwa Oleksandr Zinchenko ins Mittelfeld zieht. Was die Mentalität angeht, vermute ich, dass wir die Antwort erst nach der Saison erhalten werden. Aber es scheint, als würde Artetas Team das Gefühl von Schicksal, das sie umgibt, fest umklammern: Sie glauben daran, dass dies ihr Jahr ist und haben eine beflügelnde Beziehung mit den Fans, den Trainern und zueinander. Das könnte den Unterschied machen.

JH: Die Mentalitätsvorteile liegen sicher bei Arsenal. Sie stehen zusammen. Das ist alles nicht perfekt – aber dafür mit Leidenschaft. City hat sicher mehr Erfahrung und die Spielweise ist für den Meisterkampf besser geeignet: Alltagsaufgaben emotionslos erledigen. Nur gelingt das diese Saison nicht so beständig wie die Jahre zuvor. Arsenal hat viele emotionale Spiele, die auch negativ ausgehen hätten können. Sie haben sie aber überraschend sicher für sich entscheiden können.

CM: Manchester City hat in Sachen Erfahrung klar die Nase vorne. Gleichzeitig hat Arsenal 17 Jahre nach der letzten Meisterschaft mehr Hunger – das gestand selbst Guardiola. Die Mentalität spricht für die Gunners. Immer wenn man sie abschreiben will, schlagen sie zurück: Kein Team hat mehr Zähler nach Rückständen gesammelt und das obwohl nur ManCity (7) seltener in diese Position kommt als Arsenal (8).

Auch was die Spielweise angeht, sehe ich aktuell leichte Vorteile bei den Londonern. Das Kombinations- und Positionsspiel wirkt etwas ausgereifter, zeugt von einem unfassbaren Selbstverständnis. Die Cityzens dagegen geraten mit Erling Haaland zuweilen noch ins Stottern. Das liegt weniger an ihm, sondern mehr an der Gewohnheit, Spiele ohne einen echten Stürmer zu dominieren. Noch werden Laufwege übersehen, ein Zahnrad greift nicht immer ins andere, so wie es in dieser Saison bei Arsenal der Fall ist.

Welches Team hat das dankbarere Restprogramm – und wie geht der Titelkampf aus?

JB: Citys Schlussprogramm ist einfacher. Ich glaube, dass sie nur sechs Punkte liegen lassen werden (Unentschieden gegen Liverpool, Everton und Arsenal). Wenn die Gunners das direkte Duell im Etihad ohne Niederlage überstehen, sollten sie genug Spielraum haben, um nicht auf Auswärtssiege gegen Liverpool und Newcastle angewiesen zu sein. Das Heimspiel gegen Brighton ist eine Stolperfalle, aber ich vermute, dass die Gunners gerade so genügend Fehlertoleranz haben, um die Meisterschaft zu gewinnen.

JH: Ich habe die beiden Restprogramme mal durchgerechnet. Beide Teams spielen im Durchschnitt gegen den Tabellenelften. Eigentlich also ausgeglichen. Die meisten Gegner finden sich in beiden Restprogrammen wieder. Interessant werden für mich zwei Spiele. Zum einen hat Arsenal ein Big-Six-Team mehr im Restprogramm: Newcastle United auswärts! Dieses Duell könnte ein Stolperstein werden. Und natürlich das direkte Aufeinandertreffen Ende April. Ich tue mich prinzipiell schwer, gegen Manchester City zu tippen. Diesen Ruf haben sie sich in den letzten Jahren erarbeitet. Am Ende stehen sie nach meiner Rechnung bei 92 Punkten, Arsenal bei 91.

CM: Beide Teams haben auf dem Papier noch schwere Gegner (Chelsea, Liverpool) und potentielle Stolperfallen (bspw. Brighton). Arsenal hat mit dem Auswärtsspiel gegen Newcastle United allerdings einen schweren Brocken mehr auf dem Programm und muss zudem im direkten Duell mit Manchester City (26. April) auswärts ran. Vorteil City. Ist der Vorteil groß genug, um fünf, bzw. acht Punkte, gut zu machen? Ich glaube ja. Arsenals Top-Level steht auf fragileren Beinen und ich vermute, dass daher Citys tieferer Kader am Ende haarscharf den Unterschied macht. Beide Teams kommen bei mir nach 38 Spieltagen auf 90 Punkte, was zur Folge hätte, dass Manchester City dank des besseren Torverhältnisses den Titel verteidigt.

(Photo by Justin Setterfield/Getty Images and Alex Broadway/Getty Images)

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