Ex-Präsident Cassalette im großen db24-Interview: "Reisinger schrieb: 'Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende'" | OneFootball

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·13. Juni 2024

Ex-Präsident Cassalette im großen db24-Interview: "Reisinger schrieb: 'Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende'"

Artikelbild:Ex-Präsident Cassalette im großen db24-Interview: "Reisinger schrieb: 'Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende'"

Nur noch drei Tage bis zur spannungsgeladenen Mitgliederversammlung des TSV 1860 am Sonntag in der Zenithhalle (10 Uhr). Sind die Löwen bereit für eine neue Zukunft? Das exklusive db24-Interview mit Ex-Präsident Peter Cassalette:

db24: Herr Cassalette, es ist ziemlich laut bei Ihnen im Hintergrund: Wo erreichen wir Sie gerade?


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Auf eine lang geplante USA-Reise! Ich fliege zuerst nach New York!

db24: Das heißt, Sie sind gar nicht bei der Mitgliederversammlung dabei?

Nein! Das Datum hat man leider sehr kurzfristig erfahren. Ich wäre gerne zur MV gegangen, um von meinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Aber als der Termin veröffentlicht wurde, war die Reise leider schon gebucht. Das ärgert mich sehr.

db24: Was oder wen hätten Sie gewählt?

(lacht): Zumindest hätte ich nicht den aktuellen Kurs unterstützt. Es ist ein Wahnsinn, wie 1860 seit Jahren kleingehalten wird. Diese Leute sind gnadenlos gescheitert. Für Pro1860 und deren Unterstützer gibt es nur ein Ziel: Weg mit Hasan!

db24: Wie bewerten Sie die Leute vom Bündnis und die anderen neutralen Kandidaten?

Das sind aus meiner Sicht alles wählbare Kandidaten. Ich kenne die meisten nicht persönlich: Sie machen einen vernünftigen und positiven Eindruck, was in Interviews zu lesen ist. Beispiel Klaus Lutz. Der Mann ist 66 und hat eine große berufliche Vergangenheit, die keiner im aktuellen Gremium annähernd vorweisen kann. Auch die Vita von Martin Gräfer kann keiner im Ansatz erfüllen. Oder Gernot Mang. Auch ihm kann man zutrauen, dass er 1860 wieder auf den richtigen Kurs bringt.

db24: Wir wollen mit Ihnen über die Geschehnisse rund um den schwarzen Freitag sprechen. Ist eigentlich schon alles gesagt?

Ich habe mich desöfteren wiederholt. Aber gerne nochmal: Ich bin direkt nach dem Relegations-Rückspiel gegen Regensburg, das wir 0:2 verloren haben, zurückgetreten. Mir wurde nachgesagt, dass ich 1860 im Stich gelassen und das sinkende Schiff verlassen hätte. Dazu muss ich sagen: An diesem Abend hatten Leute aus dem Verwaltungsrat mir klipp und klar gesagt, dass ich als Präsident nur bleiben könne, wenn die Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik aufgekündigt wird. Nachdem ich für diesen Kurs nicht bereit war, hat das meine Meinung nur manifestiert, zurückzutreten.

db24: Es hieß im Vorfeld, dass Ismaik nicht bezahlen wird.

Das ist so nicht richtig. Er hatte die Zahlung an sechs Bedingungen geknüpft, welche den entscheidenden Gremien seit Monaten vorlagen - genauer gesagt seit Februar 2017.

db24: Jetzt wird’s interessant: Waren das wirklich lauter unerfüllbare Forderungen?

Da waren durchaus einige Punkte dabei, die sofort erfüllbar gewesen wären - und andere hätte man verhandeln müssen. Man hatte ja mehrere Monate Zeit.

db24: Warum war keine Bereitschaft all die Monate vorhanden, sich mit Ismaik zu einigen?

Die generelle Tendenz im Verwaltungsrat war immer, gegen Ismaik zu arbeiten.

db24: Ist es richtig, dass alle Entscheidungen in der Abstiegssaison 2016/2017 von allen Gremien abgesegnet waren?

Das ist ja die große Mär, dass die Entscheidung von mir oder Ismaik getroffen wurde. Fakt ist: Alles ist mehrheitlich im Präsidium und im Verwaltungsrat abgesegnet worden. Ich betone: Alles! Hans Sitzberger und Heinz Schmidt hatten mich gelobt, wie ich es geschafft habe, dass Ismaik noch einmal investiert. Der Verwaltungsrat war in alle Personal-Entscheidungen involviert, sei es Ian Ayre, Ivica Olic oder auch Vitor Pereira. Hier gibt es ja auch ein legendäres Bild, das ganz deutlich zeigt, wie wir gemeinsam in einem Lokal auf der Theresienhöhe an einem Tisch sitzen: Robert Reisinger und Markus Drees waren damals dabei. Wie war das mit den Scherben, die angeblich andere verursacht hätten? Reisinger war mit dabei!

db24: Die aktuelle Führungscrew von 1860 München dreht sich es immer so hin, dass Hasan Ismaik der Hauptschuldige sei!

Das ist falsch!

db24: Haben Sie dafür Beweise?

Ja, die habe ich! Ich habe mich in den letzten Tagen noch einmal eingehend mit den Abläufen rund um den Doppel-Abstieg beschäftigt und mein Email-Postfach durchforstet.

db24: Und welche Informationen haben Sie gefunden?

Am 27. Mai 2017, kurz nach dem 1:1 in Regensburg, habe ich um 13.59 Uhr eine Email von Robert Reisinger bekommen, nachdem ich die verantwortlichen Verwaltungsräte zuvor angeschrieben hatte, dass wir kurzfristig einen Termin vereinbaren müssen, um eine positive Lösung für 1860 herbeizuführen. Reisinger antwortete: “Hallo, kann leider nicht zu dem Termin!” Auch Markus Drees hatte keine Zeit, er war bei einem Fußballspiel in Österreich.

db24: Heißt das, dass es nullkommanull Entgegenkommen beziehungsweise Bereitschaft gab?

Nein! Reisinger hat in der besagten Email geschrieben: “Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.” Wohlgemerkt fast eine Woche vor dem schwarzen Freitag! Außerdem schrieb er: “Meiner Meinung nach sind die Forderungen in der Kürze der Zeit nicht zu erfüllen. Wir sind zu allen notwendigen Schritten bereit, aber dafür braucht es mehr als die vorgegebene Woche. Dies sollten man HI auch nochmals schreiben, wenn er deshalb die Lizenz riskieren will, liegt es bei ihm und nicht bei uns. Wir haben in dieser Saison alles getan, was er vorgeschlagen hat. Irgendwann ist auch mal Schluss!” Damit ist ganz klar zu identifizieren, dass die ewigen Aussagen, dass Ismaik im Alleingang 1860 versenkt haben soll, definitiv nicht korrekt sind.

db24: Das liest sich ja alles wie ein Krimi…

Ja! Diese ganze Vorgehensweise, die Begründungen dieser Leute, sind irreführend. Diese traurigen Tage kommen bei mir immer wieder hoch, wühlen mich auf, wenn wichtige zukunftsweisende Entscheidungen im Verein anstehen.

db24: Sollte Reisinger diese Email abstreiten, hätten Sie Beweise?

Ja, die habe ich! Ja, klar! Ich habe alles von früher aufgehoben. Und vielleicht können die Fans jetzt die Situation mit etwas Abstand besser einschätzen und sich ohne Groll eine eigene Meinung bilden. Ich wiederhole mich: Ismaik ist keiner, der 1860 jemals etwas Böses wollte. Er ist ein feiner Mensch mit einem eigenen Charakter. Meine letzte Hoffnung ist, dass sich am Sonntag etwas ändert und der Verein wieder in positive Bahnen gelenkt wird.

db24: Sollte sich aber der alte Kurs bestätigen, was passiert dann mit 1860?

Im besten Fall Stagnation, aber im schlimmsten Fall wird das aus meiner Sicht nach unten gehen. Die aktuellen Amtsträger haben in sieben Jahren bewiesen, dass sie es nicht können und dem Großklub 1860 nicht gewachsen sind. Wären Reisinger & Co. richtige Sechzger, dann würden sie es so machen wie ich nach dem verlorenen Relegationsspiel gegen Regensburg: Zurücktreten und den Weg frei machen!

db24: Das ist sehr deutlich…

Natürlich! Es hilft nicht nur, wenn der Präsident zurücktritt, sondern der gesamte Verwaltungsrat muss abgewählt werden, sonst ist die Gefahr da, dass sich nichts zum Positiven verändern wird.

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