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Annika Becker·17. Mai 2023
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Annika Becker·17. Mai 2023
Sjoeke Nüsken wechselt zu Chelsea und in Lyon werden große Umwälzungen geplant. Während in England und Frankreich die Saison ihrem Ende zugeht, spielt Schweden bekanntlich über das Kalenderjahr und überrascht aktuell mit einem selten Tabellenbild. Im Europaflug schauen wir einmal im Monat auf die deutschen Spielerinnen im europäischen Ausland und ihrer Vereine.
Sara Däbritz, Dzsenifer Marozsán, Olympique Lyon
Am vergangenen Wochenende traf Lyon im Finale des Coupe de France auf PSG und setzte sich durch zwei Treffer von Ada Hegerberg gegen die Konkurrenz durch, Ramona Bachmann verkürzte auf 2:1. Dabei blieb es dann trotz einer Gelbroten Karte für Damaris Egurrola in der 86. Minute. Däbritz und Marozsán erlebten die Partie als Einwechselspielerinnen.
In der Meisterschaft gibt es am kommenden Wochenende schon wieder ein Aufeinandertreffen mit Paris, danach könnte der Titel für Lyon feststehen, denn PSG müsste nicht nur durch einen Sieg drei Punkte aufholen, sondern aufgrund des viel schlechteren Torverhältnisses am letzten Spieltag auf einen weiteren Ausrutscher von Olympique hoffen.
Es gab immer wieder Gerüchte über einen möglichen Verkauf der Frauenabteilung von Olympique Lyon. Der Verein gehört zur OL Groupe, die aktuell auch den NWSL-Klub OL Reign hält. Im April hieß es, Michele Kang, Mehrheitseignerin von Washington Spirit, wolle die Frauenabteilung von Olympique Lyon kaufen – nicht ohne weiteres möglich durch die Verbindung von Lyon zu OL Reign. Denn Besitzer*innen in der NWSL dürfen nur an einem Verein beteiligt sein. Lyon dementierte einen Verkauf der Frauenabteilung, ein Verkauf von OL Reign sei jedoch geplant und ist in der Tat schon länger öffentlich bekannt.
Eine neue Entwicklung gab es am Dienstagabend, es wurde die Gründung einer neuen Finanz-Gruppe gemeinsam mit Kang öffentlich bekannt gegeben. Demnach soll durch einen Aktientausch eine neue Finanz-Gruppe aus Kangs Washington Spirit (YMK Holding) und Olympique Lyon (OL Groupe) entstehen, bei der laut Pressemitteilung von Lyon beide Klubs ihre Identitäten behalten und Ressourcen teilen sollen. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn angestrebt wird „weitere Vereine in anderen Ländern Europas, Amerikas und Asiens zu erwerben“. Bevor der Deal endgültig durchgehen kann, muss aber eben die OL Groupe den NWSL-Verein OL Reign verkaufen. Außerdem steht noch die formale Genehmigung durch die NWSL und französische Behörden aus, laut Verein sei Ende Juni mit einem Abschluss zu rechnen.
Zu den Hintergründen dieser Vereinbarung gehört, dass sich Neu-Besitzer von Lyon John Textor verkalkuliert und mit einer jährlichen Champions-League-Teilnahme der Männer gerechnet hat, die fällt nach einer schwachen Saison nun aber aus. Ex-Präsident und Vorbesitzer Jean-Michel Aulas trat deswegen kürzlich zurück, er gilt als großer Förderer des Fußballs der Frauen in Frankreich. Textor ist jedoch nicht nur sein Nachfolger, was den Besitz angeht, sondern seit dem Rücktritt Aulas‘ auch der neue Präsident. Durch Textors Fehlkalkulation klafft im Vereinskonto ein Loch von 130 Millionen Euro, die aufgebracht werden müssen, um Sanktionen durch die französische Aufsichtsbehörde DNCG zu verhindern. ‚RMC‘ spekulierte deshalb bereits vergangene Woche über die Zukunft der Frauenabteilung. Denn Michele Kang war bei den Feierlichkeiten rund um das Coupe-de-France-Finale gesichtet worden.
Die OL-Gruppe gibt die Frauenabteilung für eine 12-prozentige Beteiligung an der neu entstehenden Gruppe ohne Stimmrecht ab, weitere Anteile von 36% ebenfalls ohne Stimmrecht erhält die OL Gruppe über OL SASU im Tausch für die 50-jährige Lizenz für die Marke OL. Rein um „Gleichberechtigung“, wie es in der Pressemitteilung heißt, geht es bei der ganzen Angelegenheit also nicht. Es bleibt also abzuwarten, was die Spielerinnen davon halten werden, dass ihre Abteilung die Fehlplanungen und Misserfolge der Männer gerade rücken soll.
Bianca Schmidt, Rebecca Knaak, Gina Chmielinski, FC Rosengård
Melina Loeck, Kristianstads DFF
Die Tabelle der Damallsvenskan ist nach acht Spieltagen ungewöhnlich, denn an der Spitze steht nicht der FC Rosengård. Die schwedischen Rekordmeisterinnen und Titelverteidigerinnen stehen aktuell nach einem verpatzten Start in die Saison sogar nur auf dem sechsten Tabellenplatz. Nach dem dritten Spieltag hatte der Klub aus Malmö nur einen einzigen Punkt auf dem Konto und Trainerin Renée Slegers musste gehen, für sie übernahm der vorherige Co-Trainer Joel Kjetselberg.
Das brachte Verbesserungen bei den Leistungen und auch der Punkte-Ausbeute mit vier Siegen in Folge, am vergangenen Wochenende folgte ein Unentschieden gegen BK Häcken. Auch für eine der deutschen Spielerinnen hat der Wechsel auf der Bank zumindest vorläufig einen positiven Effekt: Gina Chmielinski (22, vorher Turbine Potsdam) hatte es vorher schwer auf Spielzeit zu kommen, sie hat in diesem Jahr wettbewerbsübergreifend schon jetzt mehr Minuten für Rosengård gesammelt als im ganzen letzten Jahr. Teamkollegin Rebecca Knaak hingegen ist wie einige andere aus dem Kader noch immer langfristig verletzt. Das Skåne-Derby Anfang Mai gegen Kristianstad mit Melina Loeck (22, ehemals VfL Wolfsburg) im Tor gewann Rosengård durch zwei Tore von Olivia Schough.
Melanie Leupolz, Ann-Katrin Berger, Chelsea FC
Bewegte Woche beim Chelsea WFC: Am Wochenende gewannen die ‚Blues‘ das FA-Cup-Finale gegen Manchester United durch ein Tor von Sam Kerr mit 1:0. Ann-Katrin Berger stand dabei genauso über volle 90 Minuten zwischen den Pfosten wie Melanie Leupolz ein paar Stationen vor ihr im Mittelfeld. Zudem gab es einen neuen Weltrekord für ein inländisches Vereinsfußballspiel, 77.390 Zuschauer*innen kamen ins Wembley.
Der Anteil deutscher Spielerinnen beim Londoner Klub wird sich aller Voraussicht zur nächsten Saison erhöhen. Denn Eintracht Frankfurts Sjoeke Nüsken geht im Sommer zu Chelsea. Die 22-Jährige erhält einen Vertrag bis 2026.
Ihre baldige Trainerin Emma Hayes sagte über Nüsken: „Ich wollte in die Women’s Super League wechseln, weil es eine gute Liga ist, der englische Fußball sehr cool ist und es das Richtige ist, jetzt dort zu spielen. Ich bin sehr aufgeregt und glücklich, bei Chelsea zu sein, und ich freue mich auf die nächste Saison. Es ist ein großer Verein mit so guten Spielerinnen. Ich hoffe, dass ich meine fußballerischen Fähigkeiten verbessern kann. Ich bin sehr gespannt auf meine neuen Mannschaftskameradinnen und kann viel von ihnen lernen.“