🥳 Europa League ohne deutsche Teams: Warum das eine gute Sache ist | OneFootball

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Niklas Levinsohn·11. März 2021

🥳 Europa League ohne deutsche Teams: Warum das eine gute Sache ist

Artikelbild:🥳 Europa League ohne deutsche Teams: Warum das eine gute Sache ist

Ohne Hoffenheim und ohne Leverkusen geht’s heute in der Europa League weiter. Für den gemeinen deutschen Fußballfan ist das auch eine Chance.

Europa League-Achtelfinale! 16 Mannschaften. Drei aus England, zwei aus Spanien, zwei aus Italien, zwei aus der Ukraine, eine aus Norwegen, eine aus Kroatien, eine aus Schottland, eine aus Griechenland, eine aus Tschechien, eine aus der Schweiz und eine aus den Niederlanden. Keine aus Deutschland. Das mag aus sportlicher Perspektive ein bisschen peinlich für das „Prestigeobjekt“ Bundesliga sein. Aber eigentlich ist es es eine verdammt gute Sache, dass diese Donnerstagabende für den Rest der Saison ohne deutsche Beteiligung stattfinden. Denn ganz ehrlich: Die Pause tut uns gut.


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Am Montag war Kiel gegen Hamburg. Am Dienstag war Dortmund gegen Sevilla. Gestern war Liverpool gegen Leipzig und Paris gegen Barcelona. Am Freitag ist Bochum gegen Hamburg und Augsburg gegen Gladbach. Und Samstag und Sonntag sind dann wieder zu viele Spiele, um sie hier alle aufzuzählen. Klar muss man nicht jede dieser Partien in voller Länge gucken, am Handy prüfen, wie es steht und auf Twitter checken, was @BVB_Uwe1967 zur strittigen VAR-Entscheidung zu sagen hat. Aber dann macht man’s eben doch. Diagnose FOMO: Fear of Missing Out. Also Angst, etwas zu verpassen.

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Die kann man natürlich immer noch haben, wenn heute Granada gegen Molde und Kiew gegen Villarreal spielt (Wir tun einfach mal so, als hieße eine der Paarungen nicht Manchester United gegen Milan). Außerdem ist der teilaufmerksame Konsum eines Fußballspiels zurzeit ja eine feine Sache. Ein Abend in der Woche weniger, den man zwangsweise zu Hause verbringt und bis zum Schlafengehen irgendwie mit Beschäftigung füllen muss. Die Frage, die man sich allerdings stellen sollte ist, ob man damit nicht gleich eine doppelte Abwertung betreibt. Gegenüber sich selbst als Fan und dem Fußball als Spiel.

Regisseur Martin Scorsese hat im Februar für das ‚Harper’s Magazine‘ ein Essay geschrieben, in dem er scharfe Kritik an Streaming-Plattformen übt. Die Kunst des Films werde dadurch systematisch herabgewürdigt, marginalisiert, erniedrigt und auf ihren kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert, so der 78-Jährige. Der wohl vergessen hat, dass er mit „The Irishman“ selbst einen Netflix-Film in seiner Vita stehen hat. Alle Bewegtbilder seien gleich. Es gebe keinen Unterschied mehr zwischen „einem Katzenvideo, einer Super Bowl Werbung, einer Superhelden-Fortsetzung oder der Folge einer Serie“.

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Bleibt natürlich die Frage, ob so eine handelsübliche Europa-League-Partie nun eher Katzenvideo oder doch Super Bowl Werbung ist. Die Beliebigkeit, die Scorsese mit Blick auf die Filmbranche beschreibt, ist jedenfalls auch dem Fußball nicht fremd. Und sie wird eher mehr als weniger werden. Zu „The Good“ (Champions League) und „The Bad“ (Europa League) gesellt sich nämlich zukünftig wohl noch „The Ugly“ dazu – die Conference League. Denn ein zusätzlicher internationaler Wettbewerb ist natürlich das, was der überquillende Termin- und TV-Kalender noch gebraucht hat.

Nun sind die allermeisten Fußballfans zum Glück keine Labradore, sondern Menschen. Entsprechend müssen sie nicht jeden Haufen runterschlingen, den sie am Straßenrand finden. Sie können auch einfach mal dran vorbeigehen bzw. das Spiel nicht gucken. Um sich selbst zu beweisen, dass das möglich ist, bietet die aktuelle Europa-League-Saison eigentlich einen guten Testlauf. Mit „Nur mal schauen, was die deutschen Teams so machen“ lässt sich das widerwillige Einschalten nach dem Aus von Leverkusen und Hoffenheim zumindest nicht mehr rationalisieren.

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Selbstverständlich läuft man dann Gefahr, – oftmals auch wider Erwarten – ein richtig gutes Spiel zu verpassen. Das Risiko besteht immer. Als Heranwachsender musste man lernen, dass irgendwo immer eine krasse Party geht, die man gerade verpasst. Als Fußballfan muss man angesichts des Überangebots an übertragenen Partien vielleicht lernen, dass dasselbe auch für Fußballspiele gilt. Wer zu jeder Party rennt, der hat irgendwann selbst bei den krassesten keinen Spaß mehr.