Euphorie und totaler Schock: Die Stimmen zum Pokalspiel zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg | OneFootball

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·16. April 2023

Euphorie und totaler Schock: Die Stimmen zum Pokalspiel zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg

Artikelbild:Euphorie und totaler Schock: Die Stimmen zum Pokalspiel zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg

Während aus der Kabine des VfL Wolfsburg lauthals "Viva Colonia" und "Kölle alaaf" dröhnten, huschten die Spielerinnen des FC Bayern wortlos in ihre Räume. Der tiefe Schock und die Frustration waren ihnen deutlich anzumerken, nachdem Wölfinnen sie mit einem 5:0 Sieg hochkant aus dem DFB-Pokal geworfen hatten.

Dabei war das Duell von Anfang an ein offenes. Die Münchnerinnen, gestärkt durch den 1:0-Erfolg über den VfL vom März in der Frauen-Bundesliga, hatten ein klaren Ziel vor Augen: nach ihrem letzen Finaleinzug im Jahr 2018 endlich wieder das Endspiel des DFB-Pokals zu erreichen. Die Wölfinnen haben jedoch seit 2015 ein Abonnement auf die Trophäe. Achtmal in Folge holten die den DFB-Pokal und dem neunten Titel steht nach der gnadenlosen Abfertigung des FC Bayern wohl nichts mehr im Weg.


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Beide Teams lieferten sich eine umkämpfte Anfangsphase, wobei dem FC Bayern ab der 15. Spielminute zusehends die Luft ausging. Dies nutze schließlich Sveindís Jane Jónsdóttir eiskalt aus, die nach einem cleveren Zuspiel von Jill Roord am Strafraumrand den Ball nahezu perfekt annahm und ihn flach rechts unten ins Münchner Tor einnetzte.

Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit setzte es einen weiteren Nackenschlag für den FC Bayern. Nach einem abgefälschten Schuss von Top-Stürmerin Ewa Pajor prallte der Ball von der Wade der Münchner Torhüterin Mala Grohs ab und kullerte unglücklich über die Linie ins Netz. Weitere Tore von Jónsdóttir, Jule Brand und Dominique Janssen besiegelten den 5:0-Endstand.

Fazit aus dem Wolfsburg-Lager

"Wir waren mutiger und aggressiver", resümierte VfL-Cheftrainer Tommy Stroot nach dem Kantersieg seines Teams."Ich habe über weite Phasen unser Spiel genossen, weil wir wirklich über weite Phasen aktiv waren, und nicht abgewartet haben. Wir haben probiert, möglichst früh Druck zu erzeugen und konnten so gut Bälle erobern."

Aufgrund mehrere verletzungsbedingter Ausfälle auf Seiten des VfL, der unter anderem auf Alexandra Popp und Lena Lattwein verzichten musste, rückte die Isländerin, neben Brand in die Startelf. Es war ein Wechsel, der sich am Ende dreifach auszahlte.

Stroot betonte, dass besonders die Kombination von Brand und Roord im Halbfinale den Ausschlag gegeben hätte. Letztere habe ein großes Gespür für Räume und Laufwege im Mittelfeld, während man sich von Brand vor allem bessere Lösungsansätze in 1 gegen 1-Situationen erhoffte. Der Plan ging auf, und auch Jónsdóttir lief zu Höchstleistungen auf. "Sie entwickelt sich gerade in riesigen Schritten", lobte Stroot die Isländerin nach Abpfiff.

"Überzeugung ist immer ein ganz entscheidender Punkt", merkte der Cheftrainer der Wölfinnnen an. "Das 2:0 kurz vor der Halbzeit, das nach einer Druckphase der Bayern aus dem Nichts kam, war ein ganz wichtiger Faktor. Da weiß man, dass Bayern forcieren muss und dass wir im Spiel nach vorne gute Möglichkeiten bekommen, die Partie für uns zu entscheiden."

"Man muss auch sehen, wie viele Spiele wir gerade haben, die auch physisch fordernd sind", sagte Kathrin Hendrich im Anschluss an die Partie. "Aber ich finde es bemerkenswert, wie wir uns immer wieder reinkämpfen, obwohl wir nicht immer unsere beste Leistung bringen, und dann gewinnen. Vor dem Halbfinale wussten wir, dass 80 Prozent nicht reichen werden."

Die VfL-Verteidigerin fuhr fort: "Wir fahren verdient nach Köln. Wir sind, im Vergleich zum Liga-Spiel von vor drei Wochen, ruhiger im Ballbesitz geblieben, haben die Räume besser gefunden und fünf Tore schießt man nicht durch Zufall. Das war alles sehr gut rausgespielt und hinten haben auch nichts anbrennen lassen."

Fazit aus dem Bayern-Lager

Glódís Perla Viggósdóttir war sichtlich um Erklärungen für die hohe Niederlage ihres Teams bemüht, die kurz nach Abpfiff nur schwer zu finden waren. "Wolfsburgs Intensität machte den Unterschied", sagte die Abwehrchefin des FC Bayern. "Wir haben es nicht geschafft, dieses Problem so zu lösen. Die erste Hälfe war ausgeglichenener und wir hatten Torchancen. Wolfsburg waren diejeningen, die ihre Möglichkeiten genutzt haben."

Der Isländerin zufolge fehlte es ihrem Team in den finalen 45 Minuten schlussendlich an Energie und man verlor "einfach komlplett die Kontrolle". Dies, sowie das dritte Tor waren entscheidende Faktoren, die den FC Bayern entgültig die Reise nach Köln verwehrten. "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben und auf das 3:0 reagiert haben, war absolut nicht akzeptabel", sagte Viggósdóttir nachdrücklich. "Es ist ein Versagen, wir wollten unbedingt ins Finale."

Warum verloren die Münchnerinnen dermaßen die Kontrolle über die Partie? "Es war ein Mix von mehreren Faktoren. Wir müssen individuell besser spielen, aber auch gemeinsam als Team. Wolfsburg hat fast jede Chance verwandelt, was wirklich beeindruckend war. Genau das brauchen auch wir in solchen Spielen, aber wir haben es nicht geschafft. Wir müssen das definitiv verbessern."

Bayerns Cheftrainer Alexander Straus war nach dem Spiel emotional merklich angeschlagen. "Wir haben gut angefangen und hätten die Führung übernehmen sollen", sagte er. Wie auch Stroot und Viggósdóttir sah er ein Spiel mit zwei verschiedenen Hälften: in der ersten hätte sein Team den Finaleizug für sich klar machen können. Jedoch sei man im letzten Dritten zu ineffektiv gewesen, hätte die eigenen Chancen nicht genutzt und Wolfsburg zu viele Räume gegeben.

Straus sagte: "Wir waren am Drücker, haben unsere Chancen aber im Gegensatz zu Wolfsburg nicht verwertet. Trotzdem darf es uns nicht passieren, dass wir dann so auseinanderbrechen. Das müssen wir analysieren."

Die drei Tore, die die Wölfinnen innerhalb von 15 Minuten der zweiten Halbzeit machten, zeigten deren drückende Dominanz. "Das Resultat sagt etwas über Attitude, Kultur und eher wenig über Taktik aus", sagte Straus. "Die letzten 20 Spielmiuten waren sehr schmerzhaft. Wir haben Veränderungen vorgenommen, unsere Pläne verändert, mit zwei Stürmerinnen gespielt, zu einer Dreierkette gewechselt, aber das Spiel war weg."

Straus gab sich jedoch auch optimitisch, dass der FC Bayern im nächsten Spiel ein ganz anderes Gesicht von sich zeigen werde. Für die Münchnerinnen geht am 22. April zuhause gegen den SC Freiburg in der Frauen-Bundesliga ran. Der VfL Wolfsburg reist bereits am 19. April zum MSV Duisburg, da am Wochende das erste Champions League Halbfinale gegen den FC Arsenal ansteht.

Stroot ist der Meinung, dass seine Mannschaft viel Selbstbewusstsein aus dem Sieg im DFB-Pokal gezogen hat. Auch den Druck auf den FC Bayern habe man in der Liga indirekt erhöht. Der Finalgegner der Wölfinnen wird am Sonntagabend im Spiel RB Leipzig gegen den SC Freiburg entscheiden. Das Endspiel des Wettbewerbs steigt am 18. Mai in Köln. Die passende Musikwahl zu dem Event haben die Wölfinnen, wie anfangs beschrieben, bereits gefunden.

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