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Helge Wohltmann·5. Juni 2023

Es passt wie Arsch auf Eimer: Keiner steht so für den HSV wie er

Artikelbild:Es passt wie Arsch auf Eimer: Keiner steht so für den HSV wie er

„Wir schütteln uns, aber wir schenken nicht ab“, schlug am Donnerstag selbst der ansonsten penetrant daueroptimistische Tim Walter zunächst mal etwas zurückhaltendere Töne an. Zu deutlich war die Klatsche, die sein Team gerade gegen Stuttgart kassiert hatte. Zu gering die Chancen, beim Heimspiel am heutigen Montag doch noch das Relegations-Wunder schaffen zu können.

Dass dieses Wunder überhaupt nötig ist, ist eine dieser typischen HSV-Geschichten, für die der Klub mittlerweile bekannter ist als für seine glorreichen Erfolge aus den 80er Jahren. Und im Grunde ist es auch eine typische Walter-Geschichte. 66 Zähler holten die Norddeutschen in der gerade abgelaufenen regulären Saison. Ein Punktestand, der in der vorherigen Spielzeit für den ersten Platz gereicht hätte. Auch vor einer Woche hätte er eigentlich für den direkten Aufstieg reichen sollen, wenn, ja wenn im Heidenheim-Spiel nicht elf Minuten nachgespielt worden wären.


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Es passt zum Klub, es passt zum Trainer. Wie Arsch auf Eimer.

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Kuriose Schwächephasen, Dennis-Diekmeier-Gegentore, Last-Minute-Patzer und Kompletteinbrüche gegen vermeintlich kleine Gegner. Die jüngere HSV-Historie ist voll von Geschichten, mit denen andere Klubs eine ganze Vereinschronik füllen können. Unter Walter sind einige weitere hinzugekommen und auch er selbst kennt sich mit knapp verpassten Aufstiegen aus.

2019 wurde er nach 18 Spielen auf Platz drei der 2. Bundesliga liegend beim VfB Stuttgart gefeuert, obwohl er punktgleich mit dem Zweiten lag und einen Punkteschnitt von 1,85 vorweisen konnte. Sportdirektor Sven Mislintat holte stattdessen aber lieber den pflegeleichteren Pellegrino Matarazzo, der mit einer schlechteren Punkteausbeute aufstieg und heute in der Bundesliga arbeiten darf. Künstlerpech für Walter, aber man könnte unken, dass es irgendwie auch ein passendes Empfehlungsschreiben für den HSV war. Gleich und gleich gesellt sich gern.

Trotz der fünf Jahre in Liga zwei ist das Selbstverständnis in Hamburg schließlich immer noch das eines Bundesligisten, der eigentlich nicht ins Unterhaus hingehört. Zwar werden öffentlich mittlerweile andere Töne angeschlagen, doch spätestens im Winter scheint dann doch wieder deutlich durch, wo die Hanseaten sich eigentlich sehen.

Und warum auch nicht? Kein Zweitligist spielt so konstant oben mit wie der HSV, der in seiner Zweitliga-Geschichte nach 34 Spieltagen immer mindestens Vierter wurde. Nur für die Rückkehr nach ganz oben reichte es eben – oft knapp – trotzdem nicht.

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Eine weitere Parallele zu Tim Walter, der seinem Selbstbild zufolge eigentlich auch längst Bundesliga-Trainer sein müsste, auch wenn er noch nie in der ersten Spielklasse gearbeitet hat. „Ich gucke nie zweite Liga“, sagte er im April passend dazu vor dem Stadtderby gegen St. Pauli zu ‚Sky‘. Nachdem im Juni KSC-Fans „Nie mehr erste Liga“-Gesänge angestimmt hatten, hielt der Coach im anschließen Interview mit dem ‚NDR‘ großspurig dagegen: „Die, die sagen ‚HSV, immer Zweite Liga‘, die wissen nicht, dass wir nächstes Jahr in der ersten Liga spielen“.

Und das nach einem dieser typischen HSV-Spiele, die danach keiner so richtig erklären kann. 0:3 hatte sein Team zur Halbzeit zurückgelegen, am Ende nur noch das 2:4-Endergebnis geschönt. Zweifel ließ der Coach trotzdem keine aufkommen.

Ein bisschen arrogant vielleicht, aber in der Walter-Welt gibt es keine Gedanken an ein Scheitern. Groß denken, um Großes zu erreichen. Auch nach Relegations-Rückschlägen wie dem 3:0 gegen Stuttgart. „Seit Anfang November haben wir in den Heimspielen 30 Tore geschossen. Im Schnitt waren das drei Tore. Von daher ist es nicht unmöglich. Wir werden es probieren“, verbreitete Walter auf der PK vor dem Rückspiel schon wieder Optimismus.

Auch mit dieser Einstellung passt er gut zum HSV, der mittlerweile Experte im „Wiederaufstehen müssen“ ist. Trotzdem könnte es heute Abend auch um Walters Job gehen, wie die ‚Hamburger Abendzeitung‘ schreibt. Eine Analyse der Saison wird in den kommenden Tagen sicherlich folgen. Offen, ob dem Trainer eine weitere Chance zugestanden wird.

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Argumente für einen Verbleib gibt es trotz zweier verpasster Aufstiegsversuche trotzdem genug. Die Mannschaft folgt ihm weiter bedingungslos, Sportvorstand Jonas Boldt gilt als klarer Fürsprecher und neben allen nun genannten Ähnlichkeiten zwischen Klub und Trainer hat Walter auch eine Statistik auf seiner Seite: Die Punkteausbeute ist seit seiner Amtsübernahme immer besser geworden, der Aufstieg somit auch im kommenden Jahr möglich.

Sich schütteln und positiv denken, könnte also wieder einmal die Devise sein, mit der der HSV und Tim Walter in die kommende Saison gehen. Dann wird der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga eben im sechsten Jahr geschafft. Zweifeln ist schließlich nicht erlaubt.