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·8. August 2022

Es ist schön, Dich zu sehen, Love, …

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… hab Dich vermisst. Ich hab fast vergessen, wie ich mag, wie Du bist. Kenn’ Dich schon seit dem ich klein war, wir hingen immer zusammen. Über Dich lernte ich viele neue Leute kennen, wir lachen meistens, wenn wir uns sehn’.

Am Sonntag können wir lachen und müssen leiden. Tolle Stimmung, leidenschaftliches Spiel, aber ein drückend überlegener Gegner. Nur in der ersten Halbzeit gibt es rund 25 Minuten, in denen der VfB sich vom Druck befreit und den Gegner in Schwierigkeiten bringt. In dieser Phase fällt der Ausgleich durch Naouirou Ahamada, nachdem Sasa Kalajdzic einen Ball an der Strafraumgrenze klatschen lässt. Sogar die Führung ist drin, nach einem dieser hammerharten Dino Mavropanos-Solos, wahrscheinlich hat der Grieche zu Hause ein Lucio-Plakat über dem Bett hängen. Oder wie die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Mavropanos erzielt Tore mit dem Kopf, mit rechts, mit links und nach grimmigen Sololäufen, er schießt diese Tore nicht, weil er es kann, sondern weil er es will“. Am Wille liegt es nicht, Mavropanos steht der Pfosten kurz vor dem Halbzeitpfiff im Weg.


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Was schon in der ersten Halbzeit das Problem war, ist es auch in den zweiten 45 Minuten: Der VfB steht sehr tief, der Raum vor der Abwehr ist oft unbesetzt und der Gegner kann kombinieren wie er will. Steht sogar 18 Meter zentral vor dem Tor auf dem Ball, um sich zu orientieren, wohin der nächste Pass gespielt werden kann. Immerhin kommt der VfB besser in die Zweikämpfe als am Anfang des Spiels, als die gegnerischen Spieler stets elegant und mit Tempo den Duellen aus dem Weg gehen.

Der Druck des Gegners in der zweiten Halbzeit lässt sich auch an den Zahlen ablesen: 78 Prozent gegnerischer Ballbesitz, 6:0 Ecken, 6:0 Torschüsse, 295 Pässe (251 angekommen) im Gegensatz zum VfB mit 88 Pässen, wovon 49 angekommen sind. Aber der VfB wirft wirklich alles rein: den Kopf von Mavropanos, das Bein von Waldemar Anton, die Hüfte von Hiroki Ito, den Oberschenkel von Silas und natürlich Hand und Fuß und Oberkörper von Florian Müller.

Der VfB hat es also seiner Leidensfähigkeit und seinem Torhüter zu verdanken, dass kein weiteres Tor fällt. Müller holt mehrfach Dinger raus, die mindestens das halbe Stadion schon drin gesehen hat. Hinter mir ruft sogar jemand bei jeder seiner Paraden (und es waren viele) „Neuer auf die Bank, Neuer auf die Bank!“. Stadion ist Emotion. Stadion ist Euphorie.

Und es ist schön, wieder hier zu sein, Love, auch wenn die Baustelle mächtig nervt. Sollte da nicht eine Abdeckung die Wunden des Stadions überdecken? Wäre das nicht ein idealer Platz für großflächige Werbung? Mit der Karawane vor dem Spiel startet der Nachmittag mit genau der Leidenschaft, die der VfB im Spiel zeigen wird und die sich auf den Rängen fortsetzt. Schön, dass ich wieder da war, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Es werden dann gleich 96 aufregende Minuten. Jede Minute im Neckarstadion hat sich gelohnt.

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Alles gesagt.

Was fiel personell auf am Sonntag? Vor allem in der ersten Halbzeit lässt sich Mavropanos immer wieder rausziehen – oder er rückt etwas übermotiviert vor – und hinterlässt so Lücken in der Defensive, in der ansonsten Anton und vor allem Ito einen wachen Eindruck machen. Silas bringt Dynamik ins Spiel, aber ist oft hektisch, macht zu wenig aus dem bissen Raum, den er hat. Tiago Thomas ist ein bisschen hibbelig und schnell unzufrieden, Kalajdzic sieht müde aus und Chris Führich wie immer mit guten Ansätzen, aber dabei bleibt es leider viel zu oft. Ahamada kommt ein bisschen schwer ins Spiel, zeigt aber dann mit seinem energischen Auftreten, dass er Mangala durchaus ersetzen kann, wenn auch sein Spiel ganz anders ist. Und dass Wataru Endo einmal Krämpfe bekommt, das hätte ich niemals gedacht. Schiri Tobias Stieler da dann mit seiner besten Szene, als er Endo den Krampf löst.

Der VfB und wir alle können mit dem Auftakt zufrieden sein: Ein unerwarteter Punkt, das erste Tor gegen diesen Gegner aus dem Spiel (aber in neun Duellen immer noch sieglos) und in der ewigen Tabelle der Bundesliga den HSV überholt – jetzt auf Platz vier (von hinten kommt allerdings Gladbach).

Zum Weiterlesen:

Unsere Saisonprognose, bei der wir wohl nur beim ersten Spiel nicht richtig liegen.

Thomas Hitzlsperger macht im kicker einen auf Mischael Reschke: „Der VfB hat mit dem Abstieg nichts zu tun”

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