Erst siegreich, dann schweigsam – wie sich Beşiktaş-Trainer Santos und Ronaldo verkrachten | OneFootball

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·8. Januar 2024

Erst siegreich, dann schweigsam – wie sich Beşiktaş-Trainer Santos und Ronaldo verkrachten

Artikelbild:Erst siegreich, dann schweigsam – wie sich Beşiktaş-Trainer Santos und Ronaldo verkrachten

Die vielleicht bedeutendste Trophäe, die Cristiano Ronaldo in seiner langen erfolgreichen Karriere gewonnen hat, hat er auch Beşiktaş‘ neuem Trainer Fernando Santos zu verdanken. Zusammen führten sie Portugal sensationell zum EM-Titel 2016 in Frankreich. Das Verhältnis, das damals auf dem Höhepunkt war, endete Jahre später mit einem langen Schweigen.

10. Juli 2016, Stade de France – im Finale der Europameisterschaft stehen sich Gastgeber Frankreich und Portugal gegenüber. Kaum einer rechnet der von Cristiano Ronaldo angeführten Selecao gegen die bis dato durchs Heimturnier pflügende Equipe Tricolore Chancen aus. Erst recht nicht, als der Stürmerstar höchstpersönlich in der 25. Minute verletzt unter Tränen ausgewechselt werden muss. Portugal aber bietet den Franzosen einen großen Kampf, zwängt sich in die Verlängerung, schießt dann sogar das umjubelte Siegtor in der Verlängerung, um in deren Schlussminuten noch für ein sehenswertes Drama auch abseits des Platzes zu sorgen. Mit dickem Verband am Bein humpelt der lädierte Ronaldo durch die Coachingzone, gibt immer wieder wild gestikulierend Anweisungen an seine Mannschaftskollegen, rempelt seinen eigentlichen Oberbefehlshaber Santos dabei auch mehrmals an. Am Ende taktiert und dirigiert das Trainer-Spieler-Gespann Portugal zum bis dato wichtigsten Erfolg in der Geschichte des Landes.


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Noch vor CL-Triplesieger Zidane: CR7 wählt Santos zum Trainer des Jahres

Das Verhältnis zwischen Cristiano Ronaldo und Fernando Santos, der zwei Jahre zuvor die zwar immer schön Fußball spielende, aber stets unvollendete und chronisch erfolglose portugiesische Nationalmannschaft übernommen hatte, ist damals auf dem Höhepunkt. CR7 schwärmt von seinem Europameister-Trainer, gibt ihm bei der Wahl zum Trainer des Jahres gar die volle Punktzahl – und damit mehr als Zinedine Zidane, mit dem er Monate zuvor mit Real Madrid zum dritten Mal in Folge die Champions League gewonnen hatte. Ronaldo erklärt damals: "Zidane hat die Champions League mit fantastischer Arbeit gewannen, doch wenn ich das eine ein Stück über das andere stellen muss, würde ich sagen: die EM mit Portugal. Meine Stimme basiert nicht auf der persönlichen Beziehung, die zu beiden fantastisch, beeindruckend ist. Wären sie an meiner Stelle, würden sie die gleiche Wahl treffen. Da bin ich mir fast sicher."

Majestätsbeleidigung: Ronaldo bei der WM in Katar nur Bankdrücker

In der Folgezeit aber beginnt das Verhältnis zu bröckeln. Zwar gewinnen Santos und Ronaldo 2019 noch die erste Ausgabe der UEFA Nations League, doch spätestens mit der Rückkehr Ronaldos zu Manchester United entwickelt sich eine gegenseitige Abneigung. Santos sieht in Ronaldo nicht mehr den unantastbaren Alleinunterhalter in der Offensive, verzichtet öfter auf den Stürmer und setzt ihn bei Berufungen auch gerne mal nur auf die Bank. Ronaldo, der zu dieser Zeit bei United tatsächlich schwer abgebaut hat und sich in einer sportlichen Talfahrt befindet, sieht darin eine Art Majestätsbeleidigung, schlägt zudem vermehrt Einladungen zur Selecao aus. Der große Knall dann bei der WM 2022 in Katar, wo Portugal im Viertelfinale gegen Marokko überraschend ausscheidet, während Ronaldo, für den es höchstwahrscheinlich der letzte Auftritt auf der großen Fußballbühne des Weltturniers ist, auf der Bank schmort.

"Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen …"

Santos muss nach dem WM-Aus gehen, wird nach acht Jahren im Amt durch Roberto Martinez ersetzt. Und Ronaldo weint seinem ehemaligen Mentor keine Träne nach. "Die Luft ist gesünder und frischer, es herrscht eine gute Stimmung. Die Intensität des Trainings ist sehr gut, es ist anders. Meine Teamkollegen haben mir auch gesagt, dass sie das Training geliebt haben", erklärt der Stürmer nach den ersten Einheiten ohne Santos. Der 69-Jährige wiederum gibt fast ein Jahr nach seiner Freistellung vom portugiesischen Verband zu verstehen, dass er Ronaldo trotz des tragischen Endes noch immer "wie einen Sohn" liebe und erklärt: "Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen, seit ich aus Katar zurückgekommen bin. Am Tag des Spiels, als ich ihm morgens erklärte, dass er nicht spielen würde und warum, hat er das falsch verstanden."

Foto: Francois Nel / Getty Images

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