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·12. November 2024

"Ernst der Lage verstanden": Kaufmann ruft Abstiegskampf aus

Artikelbild:"Ernst der Lage verstanden": Kaufmann ruft Abstiegskampf aus

Sie ist mehr als angespannt, die aktuelle Situation beim VfL Osnabrück. Schon fünf Punkte liegen die Lila-Weißen hinter dem rettenden Ufer, es droht der erstmalige Absturz in die Regionalliga. Bei einem Fan-Dialog am Montagabend rief Sportchef Philipp Kaufmann den Abstiegskampf aus, während Trainer Pit Reimers eine emotionale Rede an die Fans hielt und an den Zusammenhalt appellierte.

"Wir erwarten keinen Champions League Fußball"

Über zwei Stunden lang stellte sich die Vereinsführung um Präsident Holger Elixmann sowie den Geschäftsführer Dr. Michael Welling und Philipp Kaufmann am Montagabend den Fragen von 450 Fans. Dabei ging es durchaus emotional zu, und nicht immer waren die Beiträge sachlich und konstruktiv. In ihren teils emotionalen Beiträgen äußerten die Fans ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation und forderten mehr Einsatz, Leidenschaft und Kampfgeist von der Mannschaft. Sie betonten zudem ihre bedingungslose Unterstützung, erwarten aber im Gegenzug, dass die Spieler alles für den Verein und die Stadt geben.


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"In Osnabrück erwarten wir nur eins: Wir erwarten keinen Champions League Fußball. Wir erwarten, dass ihr Euer Herz auf dem Platz lasst. Das ist mein Appell, lasst uns gemeinsam aus dieser Scheiße rauskommen", sagte ein Fan. Spieler und Trainer die ebenfalls vor Ort waren, äußerten sich zunächst nicht, obwohl sie teilweise direkt verbal angegriffen worden waren. Doch dann trat Chefcoach Pit Reimers an das Mikrofon – und hielt eine emotionale Rede.

Reimers mit emotionaler Rede

"Ich bin jetzt seit sechs Wochen hier. Und was ich in dieser Zeit erlebt habe, ist absolut einzigartig. Ich wusste, welche Wucht, welche Kraft der VfL und welche Bedeutung der Klub hier hat. Aber in dieser Dimension, das ist wirklich unglaublich. Spätestens heute, wissen alle Bescheid. Und da kann ich nur einfach sagen, das ist ein riesen, riesen Faustpfand gegenüber allen anderen 19 Vereinen bei uns in der Liga", so der 42-Jährige. "Und ich kann Euch auch eine Sache versichern: Keiner von meinen Jungs macht irgendwas mit Absicht. Keiner lässt irgendeinen mit Absicht laufen. Ihr könnt Euch sicher sein, hinter allem, was wir machen, ist ein Gedanke. Wir wollen das Allerbeste für den Klub. Der Einzelne ist nicht entscheidend, der Verein steht über allem. Es geht um den VfL Osnabrück."

Zudem appellierte Reimers an die Fans und rief zum Zusammenhalt auf: "Alleine werden wir es nicht schaffen. Aber wenn wir alle zusammenhalten und uns eben keiner auseinander dividiert, haben wir eine Riesenchance." Beim Auswärtsspiel in Ingolstadt in zwei Wochen will Reimers mit seiner Mannschaft zeigen, "wer der VfL Osnabrück ist. Und das mit aller Entschlossenheit gemeinsam". Der VfL-Coach weiß: "Ja, wir sind in der Pflicht, in Vorleistung zu gehen. Ich wünsche mir, wenn ihr alle seht, dass da eine Mannschaft auf dem Platz ist, die ein Stück weit den Funken überspringen lässt und in Vorleistung geht, dann lasst es uns gemeinsam machen."

Nur das könne der Weg sein. "Ihr könnt euch sicher sein, wir werden es jede Woche wieder neu probieren. Ich kann Euch nicht versprechen, dass uns das jede Woche gelingen wird, aber wir werden es probieren. Und lasst es uns bitte gemeinsam tun. Dann bin ich maximal optimistisch, dass wir das Ruder rumreißen. Wir werden es schaffen." Auch Kapitän Timo Beermann betonte: "Ich weiß wie viel euch und der ganzen Stadt der VfL bedeutet. Wir werden alles dafür tun, nicht abzusteigen."

"Alles, was zählt, ist der Platz über dem Strich"

Bereits zuvor hatte Sportchef Philipp Kaufmann die Fans auf eine "lange und harte Saison" eingestellt und klar gemacht: "Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Wir sind im Abstiegskampf, und alles, was zählt, ist der Platz über dem Strich. Dem hat sich jeder unterzuordnen." Fünf Punkte und sieben Tore liegen die Lila-Weißen momentan hinter dem rettenden Ufer. "Wir haben den Ernst der Lage ganz deutlich verstanden", so Kaufmann. Um den zweiten Abstieg in Folge zu verhindern, komme es vor allem auf die Geschlossenheit an, wie der Schweizer deutlich machte. "Ich vertraue der Mannschaft, dass wir gemeinsam da unten rauskommen werden. Wir haben Fehler gemacht, aber wir sind selbstkritisch genug, um uns das einzugestehen." Weil sich die Vergangenheit jedoch nicht mehr beeinflussen lasse, "drehen wir jeden Stein im Hier und Jetzt um, um Dinge zu verändern und anzupassen, damit wir gemeinsam über den Strich kommen". Zudem gelte es, noch akribischer zu arbeiten.

Finanz-Geschäftsführer Dr. Michael Welling versprach indes, dass der VfL "auch über den Sommer hinaus existieren" werde – "ganz egal, wie diese Saison ausgehen wird". Insolvenzgefahr bestehe demnach auch im Abstiegsfall nicht. Der 53-Jährige zeigte sich aber überzeugt davon, dass der Klassenerhalt gelingen wird. "Dafür werden wir alle Hebel in Bewegung setzen und auch entsprechende Finanzmittel aus der wirtschaftlichen Solidität heraus nutzen." Zumindest auf finanzieller Sicht konnte Welling positive Nachrichten vermelden: "Wir haben die letzte Saison mit knapp 600.000 Euro plus abgeschlossen." Es wäre mehr als das Doppelte gewesen, wenn die Bremer Brücke nicht zwischenzeitlich gesperrt worden wäre und der VfL für das Spiel gegen Schalke 04 nach St. Pauli ausweichen musste.

Gala abgesagt

Mit Blick auf mögliche Winter-Transfers – Kaufmann bestätigte, dass er den Markt bereits beobachte – betonte Welling, dass es nicht an finanziellen Dingen scheitern werden und man nicht auf Betteltour gehen müsse. Auch ein Trainingslager im Winter sei schon geplant. Gelingt dem VfL in den nächsten Wochen die Wende? "Wir setzen alles daran, dass wir aus der aktuellen Situation herauskommen", kündigte Präsident Holger Elixmann an. Eine für Freitag geplante Gala-Nacht anlässlich des 125-jähigen Vereinsjubiläums ist indes abgesagt worden. "Wir können mit Blick auf unsere sportliche Situation die Lila-weiße Nacht nicht so begehen, wie dies aus der Vergangenheit bekannt ist und wie wir uns das alle wünschen würden. Wir hoffen auf das Verständnis der Fans, dass wir uns im Ernst unserer Lage einzig auf unsere Arbeit und das Training fokussieren und nicht auf einer Bühne präsentieren und nachts feiern", so Kaufmann.

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