Eric Dier: „Den FC Bayern macht seine spezielle Kultur so besonders“ | OneFootball

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·5. März 2025

Eric Dier: „Den FC Bayern macht seine spezielle Kultur so besonders“

Artikelbild:Eric Dier: „Den FC Bayern macht seine spezielle Kultur so besonders“

Eric Dier ist ein echter Fußball-Europäer: geboren in England, geformt in Portugal, gereift in der Premier League – und nun beim FC Bayern. Im Interview spricht er über die Kunst des Verteidigens, unterschiedliche Fußball-Kulturen – und darüber, warum ihm die Initiative „Rot gegen Rassismus“ besonders am Herzen liegt.

Das Interview mit Eric Dier

Eric, du bist jetzt seit über einem Jahr beim FC Bayern. Was hat dich im Verein am meisten überrascht? „Der FC Bayern ist ein so großer Club, dass man im Grunde schon ganz gut weiß, was einen erwartet. Aber es ist schön, dass das Bild, das der Verein nach außen vermittelt, auch im Inneren der Realität entspricht. Was mich besonders beeindruckt, sind die Champions League-Abende in der Allianz Arena. Die Atmosphäre und das ganze Drumherum sind außergewöhnlich, auch für Spieler, die schon einiges gesehen haben. Da wird dir so richtig bewusst, was für eine Strahlkraft dieser Verein hat.“


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Was macht für dich den perfekten Innenverteidiger aus? „Es gibt viele verschiedene Stile, man kann auf unterschiedliche Weise ein sehr guter Verteidiger sein. Für mich ist kontrollierte Aggressivität entscheidend. Unser Trainer sagt das oft, und ich mag diese Beschreibung: aggressiv sein, aber mit einem kühlen Kopf. Ich sehe das so: Ein Innenverteidiger muss immer in erster Linie negativ denken, immer mit dem schlimmsten Fall rechnen. Nur so ist man bereit, ihn zu verhindern.“

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Dier: „ Für mich ist kontrollierte Aggressivität entscheidend. Unser Trainer sagt das oft, und ich mag diese Beschreibung: aggressiv sein, aber mit einem kühlen Kopf.“

Denkst du, dass Stürmer es einfacher haben? Mehr Spaß am Spiel? „Bei ihnen sind die Konsequenzen jedenfalls nicht so un­mittelbar. Ein Torwart kann 90 Minuten überragend spielen, aber ein einziger Fehler kostet oft ein Tor. Als Verteidiger ist es ähnlich. Ein Stürmer kann dagegen zehn Chancen vergeben und trotzdem mit einem Hattrick der Held sein. Allerdings stehen Stürmer unter enormem Druck, Tore zu erzielen. Und wenn man sich die Clubs anschaut, geben sie das meiste Geld für Stürmer aus, weil es am schwierigsten ist, einen wirklich guten zu finden. Ich denke, dass wir alle Spaß an unseren Jobs haben – ich liebe es, zu verteidigen.“

Stört es dich, immer negativ denken zu müssen? „Nein – genau dann, wenn man es nicht tut, passieren Fehler. Ich kann auf Momente in meiner Karriere zurückblicken, in denen ich mich zu sicher gefühlt habe – und genau dann wurde ich bestraft. Das ist das Leben eines Verteidigers.“

Wie hältst du dich während eines Spiels fokussiert? „Ich rede viel. Das habe ich früh von meinen Trainern gelernt. Durch Kommunikation bleibe ich wachsam im Spiel. Es hilft mir, konzentriert zu bleiben – und es hilft meinen Mitspielern.“

Viele Verteidiger haben als Stürmer angefangen und sind dann nach hinten gerückt. War das bei dir genauso? „Zu Beginn war ich rechter Flügelspieler, später dann Rechtsverteidiger, dann ging es ins Zentrum. In meiner Jugend war ich auch als Linksverteidiger und im Mittelfeld im Einsatz, sowohl bei Sporting Lissabon als auch bei Tottenham. Aber ich hatte relativ schnell das Gefühl, dass ich meinem Team als Innenverteidiger am meisten helfen kann.“

Dieser Inhalt kann hier leider nicht dargestellt werden. Zum Anschauen kannst du die Website des FC Bayern München besuchen: Artikel auf fcbayern.com

Kennst du frühere Bayern-Verteidiger wie Georg „Katsche“ Schwarzenbeck oder Klaus Augenthaler? „Das sind große Verteidiger in der Geschichte des FC Bayern. Am meisten weiß ich natürlich über Franz Beckenbauer, ihn kennt auch in England jeder. Ansonsten habe ich aber vor allem die Namen meiner Generation im Kopf: David Alaba, Mats Hummels, Martín Demichelis – Spieler, die ich selbst aktiv verfolgt habe.“

Die Frage zielt darauf ab, dass sich die Rolle eines Innenver­teidigers in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat. „Verschiedene Generationen lassen sich nicht vergleichen – Fußball entwickelt sich stetig weiter. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren hat sich das Spiel noch einmal enorm verändert. Junge Spieler sind heute größer, schneller, stärker und technisch oft besser ausgebildet als früher. Auch das Verteidigen hat sich gewandelt: Teams verteidigen höher, setzen sich mehr Risiko aus, und Torhüter wie Manuel Neuer haben ihre Position revolutioniert, indem sie als mitspielende Keeper agieren. Innenverteidiger haben heute mehr Eins-gegen-eins-Duelle, stehen weiter vorne und sind stärker in den Spielaufbau eingebunden. Die Anforde­rungen steigen für alle Positionen – und ich bin sicher, dass sich der Fußball weiterentwickeln wird.“

Lass uns auf deine Jugend in Portugal blicken. Was sind die größten Unterschiede zu England und Deutschland? (lacht) „Alles ist anders!“

Wirklich? „Ja, absolut. Zunächst einmal muss ich sagen, dass Portugal ein fantastisches, wunderschönes Land ist: meine Heimat – dort bin ich aufgewachsen, als Fußballer wie als Mensch. Die Kultur ist entspannt, gleichzeitig ist die Leidenschaft für Fußball riesig. Die drei großen Clubs – Sporting Lissabon, Benfica Lissabon und Porto – haben eine starke Tradition in der Talentförderung. Für mich war es ein Privileg, in der Sporting-Akademie ausgebildet zu werden. Sie haben mir dort alle Voraussetzungen gegeben, um Profi zu werden, und mich auf diesem Weg wirklich unterstützt.“

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Eric Dier kommt in der laufenden Spielzeit bisher auf 15 Einsätze für den FC Bayern.

Lass uns auf deine Jugend in Portugal blicken. Was sind die größten Unterschiede zu England und Deutschland „(lacht) Alles ist anders!“

Wirklich? „Ja, absolut. Zunächst einmal muss ich sagen, dass Portugal ein fantastisches, wunderschönes Land ist: meine Heimat – dort bin ich aufgewachsen, als Fußballer wie als Mensch. Die Kultur ist entspannt, gleichzeitig ist die Leidenschaft für Fußball riesig. Die drei großen Clubs – Sporting Lissabon, Benfica Lissabon und Porto – haben eine starke Tradition in der Talentförderung. Für mich war es ein Privileg, in der Sporting-Akademie ausgebildet zu werden. Sie haben mir dort alle Voraussetzungen gegeben, um Profi zu werden, und mich auf diesem Weg wirklich unterstützt.“

Man sagt oft, dass der portugiesische Fußball technischer ist, während England als physisch betonter gilt. „Es ist schwer für mich, das zu vergleichen, da ich nie in einer englischen Akademie gespielt habe. Ein Unterschied zwischen Portugal und England liegt in meinen Augen im Wettbewerb in den Jugendteams. In den englischen Akademie-Ligen herrscht bereits ein enormer Konkurrenzdruck. Schon mit 15 oder 17 Jahren gibt es dort viel Aufmerksamkeit – nationale Berichterstattung, große Zuschauer­zahlen, hoher Druck. Auch in Portugal stellen sich die Talente dem Wettbewerb und entwickeln den nötigen Kampfgeist. Aber da­durch, dass man nicht schon als Jugendlicher permanent unter öffentlicher Beobachtung steht, kann man noch besser individuell gefördert werden.“

Was meinst du damit? „Die Trainer behandeln jeden Spieler individuell und versuchen, ihn bestmöglich zu entwickeln. Und ein entscheidender Punkt: Sie über-coachen nicht! Ich sehe oft Jugendspiele, bei denen der Trainer die ganze Zeit hineinruft und den Spielern jede Bewegung vorgibt. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass junge Spieler lernen, selbst zu denken – Fehler zu machen, zu verstehen, warum sie passiert sind, und ihre eigenen Lösungen zu finden. Das wurde in Portugal gefördert, und das hat mir sehr geholfen.“

Wie würdest du den deutschen Fußballstil beschreiben? Was macht die Bundesliga aus? „Der größte Unterschied zur Premier League ist, dass die Bundesliga sehr physisch ist. Statistiken wie Laufleistung und Sprintwerte zeigen, wie athletisch die Liga ist. Allerdings ist das Spiel in Deutschland etwas kontrollierter als in England. In der Premier League gibt es viele schnelle Umschaltmomente – manchmal fühlt es sich an wie ein Tennismatch, weil der Ball ständig hin- und hergeht. Das macht die Liga spektakulär, aber auch weniger strukturiert. In der Bundesliga setzen die Teams mehr auf kontrollierten Ballbesitz. Das Spiel ist etwas geordneter, mit klareren taktischen Strukturen.“

Wie erlebst du die Stadionatmosphäre in Deutschland im Vergleich zur Premier League? „Das ist spektakulär, die Stimmung in den Stadien hat mich wirklich beeindruckt. Es macht sehr großen Spaß, Teil davon zu sein.“

Gibt es jemanden in deinem Team, der dich besonders beeindruckt oder sogar überrascht hat? „Oh, da könnte ich alle aufzählen. Joshua Kimmich hat mich nicht überrascht, weil ich ihn schon kannte, aber es ist beeindruckend, ihn jeden Tag zu sehen – seine Konstanz, seine Einstellung, seine Vorbereitung und die Art, wie er in jedem Training arbeitet. Das Gleiche gilt für Thomas Müller. Er verkörpert den Verein auf eine einzigartige Weise. Er vermittelt, was Bayern München bedeutet, durch sein Verhalten, seine Trainingsarbeit und seine Spiele. Für jeden neuen Spieler ist es großartig, jemanden wie ihn zu haben, an dem man sich orientieren kann. Man versteht sofort, was Bayern ausmacht. Und dann ist da Manuel Neuer. Er hat mich tatsächlich überrascht – nicht wegen seiner Qualität, die war mir natürlich bewusst, sondern weil er viel ruhiger ist, als ich erwartet hätte. Er strahlt eine unglaubliche Gelassenheit aus. Aber weißt du, was mich am meisten an ihm fasziniert?“

Verrate es uns. „Seine Leidenschaft für das Training. Er ist 38 Jahre alt und hat alles gewonnen, wirklich alles – aber seine Liebe zum Fußball und sein Ehrgeiz sind ungebrochen. Das erklärt auch, warum er auf diesem Niveau immer noch spielt. Für mich ist er der beste Torwart, den ich je gesehen habe. Und wenn man ihn im Training sieht, versteht man, warum. Seine Einstellung und sein täglicher Einsatz sind einfach beeindruckend. Persönlichkeiten wie Kimmich, Müller und Neuer sind große Vorbilder, definitiv – nicht nur für uns Spieler, sondern auch für Menschen außerhalb des Fußballs.“

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Über den Fußball hinaus geht auch die FCB-Initiative „Rot gegen Rassismus“, die ihr fünfjähriges Jubiläum feiert. „Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem, nicht rein auf den Fußball bezogen. Ein Thema, das überall existiert: am Arbeitsplatz, auf der Straße, in alltäglichen Situationen. Fußball ist allerdings eine Plattform, auf der sich gesellschaftliche Themen widerspiegeln. Umso wichtiger ist es, dass der Sport seine Reichweite nutzt und wir als Spieler die richtigen Botschaften senden – vor allem an die junge Generation.“

Dir liegt es besonders am Herzen, Kinder und Jugendliche zu erreichen? „Ja, absolut. Das ist der entscheidende Punkt. Junge Menschen lernen aus ihrem Umfeld. Kein Mensch wird als Rassist geboren. Wie man aufwächst, in welcher Umgebung, mit welchen Werten, das ist elementar. Deshalb haben wir als Fußballer eine große Verantwortung, die richtige Botschaft zu senden. Und aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Der Fußball ist ein wunderschönes Beispiel für Vielfalt und Integration. Ich habe das selbst erlebt.“

Inwiefern? „Als Kind war ich in einer besonderen Situation – ich war ein Engländer in Portugal, ein Außenseiter. Aber ich wurde fantastisch aufgenommen, wir haben schnell zusammen ge­lernt, dass man nur gemeinsam seine Ziele erreicht und nie­manden ausgrenzen darf. Seitdem habe ich mein Leben lang in Mannschaften mit Spielern aus aller Welt gespielt. In jedem Team, in dem ich war, gab es Spieler von allen Kontinenten. Ich habe durch den Fußball so viel gelernt, so viele verschiedene Kulturen nähergebracht bekommen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Jetzt in München spiele ich mit Minjae Kim aus Südkorea, Hiroki Ito aus Japan, Phonzy Davies ist in Kanada aufgewachsen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir lernen so viel voneinander, wir teilen Erfahrungen, Ansichten – die Herkunft ist einfach irrelevant: Man muss zusammen Ziele angehen.“

Also stärkt Vielfalt die Mannschaft? „Definitiv! Diese kleinen Dinge – die Beziehungen zwischen den Spielern, die gegenseitige Wertschätzung – machen uns als Team stärker. Das Gefühl, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, unabhängig von unserer Herkunft, ist der Schlüssel. Es gibt nichts Besseres, als mit einer Gruppe von Menschen zusammenzuarbeiten, die alle das gleiche Ziel verfolgen und sich dabei schätzen: Unterschiede machen einen in der Summe am Ende nur stärker.“

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Was bedeutet der FC Bayern inzwischen für dich? „Ich habe hier so viel gelernt – vor allem von Mitspielern wie Thomas Müller, Manuel Neuer, Joshua Kimmich, auch von einem so jungen Kerl wie Jamal Musiala und allen anderen. Was Bayern besonders macht, ist diese spezielle Kultur des Vereins: Zusammenhalt, Vertrautheit - hier passieren Dinge automatisch, ohne dass jemand darüber nachdenkt. Wie in einer großen Familie. Das ist beeindruckend.“

Wie macht sich das bemerkbar? „In der Aufmerksamkeit für Details. Geburtstage, Familienereignisse, persönliche Meilensteine – all das wird hier bemerkt und wertgeschätzt. Als ich Vater wurde, war ich überwältigt von der Unterstützung des Clubs. Bayern ist ein großer Verein, und seine einzigartige Kultur macht aus, dass er auch diese kleinen Dinge immer berücksichtigt. So entwickelt man Gewinnermentalität: Der FC Bayern macht alles für seine Spieler und deren Familien – das schafft eine Verbindung, die über den Fußball hinausgeht. Und das willst du auf dem Platz zurückgeben.“

Das komplette Interview gibt es in der aktuellen Ausgabe des FC Bayern-Mitgliedermagazins „51“.

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