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·22. Juli 2022
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Schweden gegen Belgien lautet das Duell im dritten Viertelfinale der EM 2022 (ab 21 Uhr, live in der ARD & auf DAZN). Gesucht wird der Halbfinal-Gegner von Gastgeber England. Bekommen es die Lionesses mit den Mitfavoritinnen aus Skandinavien zu tun oder gelingt den Red Flames die nächste Überraschung?
Im Gegensatz zu anderen favorisierten Teams im Kampf um den EM-Titel hat Schweden keinen Glanzstart hingelegt. Zwar schafften es die Skandinavierinnen in Gruppe C auf den ersten Platz, doch dieser war hart erkämpft.
Nach einem gerechten 1:1 gegen die amtierenden Europameisterinnen aus den Niederlanden folgte ein zäher Arbeitssieg (2:1) gegen die Schweiz. Gerade dieses Spiel machte deutlich, dass die Schwedinnen bis jetzt noch nicht ihr volles Potenzial auf allen Positionen abgerufen haben. Das überzeugende 5:0 gegen Portugal verlieh dem skandinavischen Team jedoch jüngst wieder Aufschwung. Im Viertelfinale wartet nun die bisherige Überraschung der EM: die Mannschaft aus Belgien.
Die Leistung der Red Flames ist beachtlich. Den ersten wichtigen Punkt brachte das 1:1 gegen Island in der Gruppenphase. Danach folgte eine sowohl enge, als auch hochspannende Partie gegen die favorisierten Französinnen. Viele ZuschauerInnen hatten mit einer hohen Niederlage Belgiens gerechnet.
Das Team verlor jedoch "nur" 2:1, wodurch das Spiel lange offen war. Die Red Flames untermauerten mit einer beeindruckenden Teamleistung, dass ihre Defensive es über weite Strecken hinweg mit gefährlichen Offensivspielerinnen aufnehmen kann. Im letzten Gruppenspiel gelang Belgien dann der 1:0-Sensationssieg über eine italienische Mannschaft, die zuvor stärker eingeschätzt worden war, als sie tatsächlich aufspielte.
Während Belgien sich also bereits gegen größere Gegner bewiesen hat, sucht Schweden scheinbar noch nach der eignen Top-Form. Mit Hanna Glas, die positiv auf Covid-19 getestet wurde, fehlt den Schwedinnen eine Schlüsselspielerin in der Außenverteidigung. Fraglich sind zudem die Einsätze von Team-Kapitänin Caroline Seger (Ferse), Linksverteidigerin Jonna Andersson (Krankheitssymptome) und Rechtsaußen Emma Kullberg (Covid-19).
Vor diesem Hintergrund ist auf schwedischer Seite mit einer taktischen Umstellung zu rechnen. Denkbar ist ein 3-5-2, das jedoch nicht das präferierte System der skandinavischen Mannschaft ist.
Lindahl - Ilestedt, Björn, Eriksson - Rytting Kaneryd, Rubensson, Asllani (K), Angeldahl, Rolfö - Hurtig, Blackstenius
Belgien kann dagegen aus dem Vollen schöpfen. Das Team läuft meist in einem eher defensiven 4-3-3 auf.
Evrard - Vangheluwe, Kees, De Neve, Philtjens - Vanhaevermaet, Biesmans, Dhont - De Caigny, Cayman, Wullaert
In der Abwesenheit von Caroline Seger übernimmt Kosovare Asllani die Kapitänsbinde. Die 32-jährige spielt meist auf der Zehn und kann als Schwedens Mittelfeld-Motor angesehen werden. Kreativ im Spiel nach vorne und keinem Zweikampf abgeneigt ist Asllani für Schweden nahezu unverzichtbar. Sie verleiht den Angriffen zusätzliche Dynamik und findet immer einen Weg in den Strafraum.
Legt Asllani selbst mal nicht den Laufweg in die Box zurück, so hat sie ein Auge für gefährliche Hereingaben für ihre Mitspielerinnen im Sturm. In der Gruppenphase kam die Neuverpflichtung von AC Mailand daher auf stolze vier Assists. Auch einen Elfmeter verwandelte Asllani sicher gegen Portugal, wobei sie im Anschluss als Spielerin des Spiels ausgezeichnet wurde.
Die belgische Torhüterin Nicky Evrard trumpft bei der EM groß auf. Mit mehreren Glanzparaden in der Gruppenphase, darunter auch ein gehaltener Elfmeter gegen Frankreich, erlangte sie nie dagewesene Aufmerksamkeit. Aus den bisherigen Partien nimmt die Torfrau vor allem Selbstbewusstsein mit, das sie zu einem noch stärkeren Rückhalt für ihr Team macht. Die 27-jährige verfügt zwar nicht über eine ähnliche Strafraum-Dominanz wie ihre schwedischer Counterpart Hedvig Lindahl, ist jedoch stets präsent und gibt ihrer Verteidgungslinie lautstark Anweisungen.
Besonders wichtig ist Evrard für das Aufbauspiel Belgiens, in dem sie fast als fünfte Verteidigerin erscheint. Jedoch kommt nicht jeder ihrer langen Bälle bei den Mitspielerinnen an und auch ihr Positionsspiel macht sie phasenweise überwindbar für die gegnerischen Stürmerinnen.
Es ist zu erwarten, dass Belgien sich in erster Linie aufs Verteidigen konzentriert und sämtliche Räume, sowie Laufwege zustellen wird, über die das schwedische Offensivspiel läuft. Das skandinavische Team hatte in der Vergangenheit durchaus Schwierigkeiten gegen tief- und kompakt stehende Gegnerinnen. Daher wird es für sie essentiell sein, Chancen vor dem belgischen Tor zu nutzen, denn viele wird es davon nicht geben.
Schweden scheut vor keinem physischen Spiel wie diesem, jedoch sind Magdalena Eriksson und Johanna Rytting Kaneryd jeweils mit gelben Karten belastet. Es droht die Sperre für ein mögliches Halbfinale gegen England. Während Schweden zudem hohe Ansprüche an sich selbst hat, haben die belgischen Gegnerinnen nichts zu verlieren. Der zweite Platz in der Gruppe D ist bereits ein großer Erfolg, auf dem sicherlich auch in der weiteren Zukunft aufgebaut wird. Möglicherweise im Viertelfinale gegen Titelfavorit Schweden.
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