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·6. Oktober 2024
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In der andalusischen Hauptstadt Sevilla ist die fußballerische Landschaft traditionell in zwei Lager gespalten. Diese Rivalität wird am Sonntagabend um 18:30 Uhr erneut lebendig, wenn der FC Sevilla im heimischen Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán den Stadtrivalen Real Betis zum vorletzten Spiel des 9.Spieltags in LaLiga empfängt.
Für die Gastgeber könnte ein Sieg im Derby einen entscheidenden Aufschwung für den Rest der Saison bedeuten. Unter dem neuen Trainer García Pimienta hat der FC Sevilla einen großen Umbruch durchlebt und ist schwach in die Saison gestartet. Erst am fünften Spieltag konnte der erste Sieg eingefahren werden. Aktuell belegen die Rot-Weißen mit neun Punkten den 13. Platz und konnten zuletzt beim Pokalsieger Athletic Club einen Punkt ergattern.
Sevilla spielt unter Pimientas Regie typischerweise mit hohem Pressing und einem ausgeprägten Ballbesitzspiel. Im 4-3-3 oder 4-2-3-1 versuchen sie, den Gegner bereits im Spielaufbau unter Druck zu setzen und so schnell wie möglich in Ballbesitz zu kommen. Oft werden die Außenspieler in Szene gesetzt, um gefährliche Angriffe einzuleiten. Im Spielaufbau agiert die Mannschaft meist ruhig und geht selten Risiko mit langen Bällen oder sehr vertikalem Spiel ein.
Besonders wichtig werden die Flügelspieler Chidera Ejuke und Dodi Lukebakio sein. Beide bringen eine enorme Schnelligkeit und Dribblingfähigkeiten mit, die eine ständige Gefahr für das gegnerische Tor darstellen. Nicht ohne Grund gehören sie ligaweit zu den Top-5-Spielern mit den meisten erfolgreichen Dribblings pro Spiel, wobei Ejuke mit einer Erfolgsquote von 66 Prozent sogar den ersten Platz belegt. Lukebakio ist zudem mit zwei Treffern der torgefährlichste Spieler im Kader.
Ein Problem könnte die Stürmerposition darstellen. Isaac Romero hat bislang nicht an seine Form der letzten Saison anknüpfen können, als er vier Tore und vier Vorlagen beisteuerte. Neuzugang Kelechi Iheanacho wirkt bisher eher wie ein Fremdkörper. Hoffnung macht jedoch der junge Peque Fernandez, der in seinen letzten beiden Einsätzen als hängende Spitze hinter Iheanacho überzeugte.
Real Betis hingegen hat einen soliden Start in die neue Saison hingelegt, trotz des Verlusts von Spielern wie Guido Rodriguez, Ayoze Pérez und Mittelfeldstar Nabil Fekir. Unter Trainer Manuel Pellegrini belegt die Mannschaft derzeit mit zwölf Punkten den achten Platz. Allerdings setzte es unter der Woche einen Dämpfer, als man den Auftakt in der UEFA Conference League gegen Legia Warschau mit 0:1 verlor. Dennoch dürften die Verdiblancos heiß auf den ersten Ligaerfolg gegen den Stadtrivalen seit 2018 sein.
In Pellegrinis bewährtem 4-2-3-1-System zeigt Betis seit Jahren erfolgreiche Leistungen und konnte sich regelmäßig für die Europa League oder Conference League qualifizieren. 2022 gewann man sogar den spanischen Pokal. Der 71-jährige Trainer lässt seine Mannschaft aggressiv verteidigen und setzt den Gegner unter permanenten Druck. Bei Ballbesitz verfolgt Betis einen direkten Ansatz und sucht schnell den Weg zum gegnerischen Tor.
(Photo by Fran Santiago/Getty Images)
Nach dem Abgang von Nabil Fekir hat sich Giovani Lo Celso, der nach seiner Rückkehr ins Benito Villamarín in seinen ersten fünf Einsätzen gleich fünf Tore erzielte, in den Vordergrund gedrängt. Auch in Bezug auf Kreativität und Spielmacherfähigkeiten kann Lo Celso mit Fekir mithalten. In einer defensiveren Rolle ist der ehemalige Bayern-Spieler Marc Roca für das zentrale Mittelfeld verantwortlich und fungiert oft als erste Anspielstation der Innenverteidiger im Spielaufbau.
Betis hat jedoch Schwierigkeiten, einen echten Torjäger zu finden. Die Mannschaft hat nach expected Goals 5,6 Tore mehr als tatsächlich erzielt und steht nach Real Madrid und dem FC Barcelona in Bezug auf Schüsse aufs Tor an dritter Stelle. Obwohl man mit Vitor Roque und Chimy Ávila zwei neue Stürmer verpflichtet hat, haben beide noch nicht die erhofften Leistungen gezeigt. Roque erzielte zwar sein erstes Saisontor gegen Leganés, vergab aber in den folgenden Spielen zahlreiche Chancen. Auch der von einer Verletzung zurückgekehrte Cedric Bakambu hat noch Schwierigkeiten.
Der FC Sevilla muss auf die verletzten Mittelfeldspieler Saúl Ñíguez und Djibril Sow verzichten. Der Einsatz von Albert Sambi Lokonga und Stürmer Isaac Romero ist noch fraglich. Innenverteidiger Marcão steht nach einer Sperre wieder zur Verfügung. Bei Real Betis fällt Star-Spielmacher Isco aus, ebenso wie die langzeitverletzten Youssouf Sabaly und William Carvalho. Innenverteidiger Marc Bartra trainiert wieder mit der Mannschaft, sein Einsatz im regulären Spielbetrieb ist jedoch noch ungewiss.
Einen klaren Favoriten wird es im Derby wohl nicht geben. Der FC Sevilla hat sich trotz eines schwachen Starts in den letzten Spielen stabilisiert, während Betis eine solide Saison spielt. Beide Teams verfolgen einen proaktiven Spielstil, der auf hohe Ballgewinne abzielt, auch wenn sie im Ballbesitz unterschiedlich agieren. Gerade diese Unterschiede könnten das Spiel spannend machen. Beide Mannschaften haben jedoch erhebliche Probleme in der Offensive, insbesondere bei der Chancenverwertung, die ihnen eine bessere Tabellenplatzierung verwehrt. Ein enges Derby ist zu erwarten, und sollte es zum fünften Mal in Folge keinen Sieger in einem Ligaspiel zwischen diesen beiden andalusischen Rivalen geben, wäre das kaum überraschend.
FC Sevilla: Nyland – Carmona, Bade, Marcão, Pedroso – Gudelj, Agoumé – Lukebakio, Peque, Ejuke – Iheanacho
Real Betis: Rui Silva – Bellerín, Llorente, Natan, Rodríguez – Altimira, Roca – Fornals, Lo Celso, Abde – Roque
Autor: Philipp Beyer
(Photo by Fran Santiago/Getty Images)