Einzelkritik: Borussias Geduldsspiel auf Schalke ging nicht vollends auf | OneFootball

Einzelkritik: Borussias Geduldsspiel auf Schalke ging nicht vollends auf | OneFootball

Icon: TORfabrik.de

TORfabrik.de

·16. August 2022

Einzelkritik: Borussias Geduldsspiel auf Schalke ging nicht vollends auf

Artikelbild:Einzelkritik: Borussias Geduldsspiel auf Schalke ging nicht vollends auf

Die in letzter Sekunde verlorenen zwei Punkte auf Schalke waren ärgerlich, aber letztlich kann Borussia Mönchengladbach mit dem Remis im Geduldsspiel beim Aufsteiger leben. Dass noch längst nicht alles wie geschmiert läuft, zeigt auch die Einzelkritik:

Yann Sommer: Borussias Keeper bekam mehr zu tun als am ersten Spieltag, wobei sich die Schwere der Aufgaben in Grenzen hielt. Richtig tückisch war der Freistoß zum Ende der ersten Hälfte, der noch leicht abgefälscht war. Sommer löste die weiteren Pflichtaufgaben routiniert. Eine Hereingabe faustete er konsequent weg, weitere hohe Bälle ‘pflückte’ der 33-Jährige sicher. Nicht gut sah er allerdings beim Gegentor aus, als er überrascht wirkte und nicht reagierte. Der Schuss war zwar noch leicht abgefälscht von Elvedi, erschien aber haltbar. Beim Elfmeter schickte ihn Bülter in die falsche Ecke. Hätte er gehalten, wäre der Elfmeter wiederholt worden, weil sich Sommer deutlich zu früh von der Linie wegbewegt hatte. Note 3,5.


OneFootball Videos


Joe Scally: Schalke kam vor allem im ersten Durchgang mehrfach über Gladbachs rechte Seite, wo Scally im Übereifer Räume öffnete, die er nicht mehr schließen konnte. Sein Vorwärtsdrang in allen Ehren, aber der 19-Jährige preschte oftmals sehr blauäugig nach vorne. Erschwerend kam hinzu, dass seine Ballaktionen entweder rückwärtsgerichtet oder aber für die Gegenspieler leicht durchschaubar und entsprechend einfach zu verteidigen waren. Gelungen war die Flanke zur Chance von Thuram in der 62. Minute. Über alle Kritik erhaben waren der Eifer und die Laufarbeit von Scally, der bis zuletzt engagiert marschierte. Note 4,0.

Ko Itakura: War an alter Wirkungsstätte der beste Mann auf dem Platz. Schon im ersten Durchgang überzeugte der Innenverteidiger mit Stellungsspiel und Zweikampfführung. Das Duell mit Bülter, den er im dritten Versuch per Grätsche stellte, war klasse. Die Steilpässe des Japaners in der Spieleröffnung gerieten allerdings mehrfach zu lang. Itakuras Unaufgeregtheit war gerade in der Phase nach dem 0:1, als einige Kollegen wankten, eminent wichtig. Nach der Pause machte es der 25-Jährige überragend und interpretierte die Position des Innenverteidigers auf einem Niveau, wie man es in Gladbach seit Andreas Christensen nicht mehr gesehen hat. Das war in vielerlei Hinsicht großes Kino und lässt Itakura auf der Position des Innenverteidigers eigentlich als unverzichtbar erscheinen. Note 2,0.

Nico Elvedi: Machte an der Seite von Itakura insgesamt ein solides Spiel und entschied vor allem im zweiten Durchgang zwei, drei wichtige Zweikämpfe für sich. Es gab aber auch Phasen, in denen der Schweizer schwerfällig wirkte. So auch beim Gegentor, als ihm die Körperspannung fehlte, um sich Zalazar richtig entgegenzustellen und den Schuss zu blocken. So fälschte er den Ball nur leicht ab. Als Schalke nach der Führung kurzzeitig aufdrehte, verlor der 25-Jährige etwas den Überblick. In der Spieleröffnung war Elvedi insoweit kein Faktor, als dass er sich fast ausnahmslos auf den sicheren Kurz- oder Querpass beschränkte. Note 3,5.

Ramy Bensebaini: Bekam die Balance zwischen Defensive und Offensive besser hin als sein Pendant Scally auf der anderen Seite. Wenn es nötig war, kam Bensebaini fast immer rechtzeitig zurück und konnte sich behaupten – u.a. einmal wichtig im Kopfballduell mit Terodde. Vor der Pause leitete er mit einem gut getimten Chippass auf Thuram die erste Gladbacher Chance ein. In Borussias Drangphase war Bensebaini offensiv sehr aktiv, erzwang die Chance von Koné und war beim zweiten Tor beteiligt. Kurz davor hatte er nach einer Ecke mit einem Klasse-Kopfball aus sechs Metern eine Großchance, die Schwolow mit einem Reflex zunichte machte. Note 3,0.

Christoph Kramer: War viel unterwegs und angesichts des nahezu ungestörten Aufbauspiels oft am Ball. Kramer spielte seriös, Tempowechsel oder Überraschungsmomente waren jedoch dünn gesät. Kurz vor der Pause spielte er jeweils nach Ballgewinnen tief in der eigenen Hälfte zwei Klassepässe. Wenn der 31-Jährige weiter mit nach vorne aufrückte, fand er am Ball nur selten Lösungen und meist blieb nur der Pass zurück. Im zweiten Durchgang gestaltete er mehrere gelungene Spielzüge mit. Mit wie immer tadelloser Laufbereitschaft lief Kramer viele Räume zu. Note 3,0.

Manu Koné: In der letzten Woche noch ob seines unerwarteten und starken Comebacks berechtigterweise hochgelobt, blieb der Franzose auf Schalke vieles schuldig. Er war zwar bemüht aktiv und im Spielaufbau ständig als Ballschlepper unterwegs, aber er leistete sich ungewohnt viele Nachlässigkeiten und Unsauberkeiten. Dadurch wurden mehrere eigene Spielzüge jäh gestoppt und den Schalkern potenziell gefährliche Umschaltangriffe ermöglicht. Beim Gegentor vermochte er Zalazar mit fairen Mitteln nicht zu stoppen und vor einem Foul schien er im letzten Moment zurückzuschrecken. Nach der Pause zog Koné – bereits mit Gelb verwarnt – am Trikot von Zalazar und hatte Glück, dass der Schalker weiterlief und den Abschluss suchte, anstatt eine mögliche Gelb-Rote Karte zu provozieren. Seine beste Szene hatte der 21-Jährige bei seinem ‘Scherenschlag-Schuss’ in der 77. Minute, als er spektakulär abzog. In der Endphase war Koné von Krämpfen geplagt und musste kurz vor Schluss raus. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Wirkte über weite Strecken des Spiels relativ schwerfällig und wenig spritzig. Hofmann startete kaum mal in die Tiefe, war im defensiven Umschaltsspiel mehrfach zu spät dran und haderte hier und da sichtlich mit der Spielweise von Scally. Trotz vieler Ballkontakte gab es nur wenige wirkliche ‘Hofmann-Momente’. Die große Ausnahme erfolgte bei seinem Tor zum Ausgleich, als der erste Kontakt zwar nicht ideal war und er sich den Ball etwas zu weit vorlegte, wodurch aber der Gegenspieler die Situation falsch einschätzte. Wie Hofmann diesem dann den Ball durch die Beine spitzelte und cool vollendete, war wirklich stark. In der 88. Minute machte er Platz für Herrmann – im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, wenn Hofmann durchgespielt hätte. Note 3,5.

Florian Neuhaus: Konnte auch die zweite Chance als Zehner nicht nutzen, um sich nachhaltig für diese Rolle zu empfehlen. Neuhaus war wenig eingebunden und stand mehrfach so ungünstig zu Ball und Gegner, dass er beim besten Willen nicht anspielbar war. Ein paar Mal blitzte seine Kreativität auf und die gute Idee war erkennbar, doch zumeist war die Umsetzung nicht optimal. Sein Schlenzer in der 21. Minute war eigentlich gut angesetzt, aber letztlich doch viel zu harmlos. Im Strafraum – u.a. nach der guten Kombination kurz vor der Halbzeit oder später, als er das 3:1 hätte schießen können – fehlte es Neuhaus an Durchschlagskraft. Der 25-Jährige war bemüht, aber unter dem Strich muss von einem Spieler seiner Qualität gerade auf dieser Position mehr kommen. Note 4,5.

Alassane Plea: War in den ersten zwanzig Minuten kaum zu sehen, als mit dem Gladbacher Ballbesitzspiel meist kurz hinter der Mittellinie Schluss war. Plea versuchte sich ins Spiel zu arbeiten, indem er Bälle abholte. Dabei wurde er von den Schalkern sehr hartnäckig und konsequent genervt, was für den Tatendrang des Franzosen nicht förderlich war. Nach der Pause konnte sich der 29-Jährige besser in Szene setzen und von ihm ging mehrfach eine gewisse ‘Drohung’ für die Schalker aus. Am 1:1 war Plea mit der Kopfballablage auf Thuram beteiligt. Dass Plea den Freistoß verursachte, der zum Elfmeter führte, ist ihm nicht anzulasten. In dieser Situation wurde vielmehr er gefoult und es hätte den Freistoß für Schalke nicht geben dürfen. Note 3,5.

Marcus Thuram: Die Sturmspitze hing lange Zeit in der Luft, weil nur wenig in die Tiefe gespielt wurde. Der Franzose hatte die erste Chance nach einem Zuspiel von Bensebaini, als er den Ball am langen Pfosten vorbei schoss. In der zweiten Halbzeit war Thuram präsent und zielstrebig, vergab aber zwei weitere gute Möglichkeiten etwas leichtfertig, ehe er mit seinem feinen Hackentrick für Hofmann den Weg zum Ausgleich ebnete. Kurz darauf gelang dem 25-Jährigen der Führungstreffer, als er nach dem Schwolow-Patzer blitzschnell aus der Drehung vollendete. Note 2,5.

Marvin Friedrich (88. Minute für Koné): Hatte an alter Wirkungsstätte noch drei Ballkontakte. Ohne Note.

Patrick Herrmann (88. Minute für Hofmann): Avancierte zum Unglücksraben, als er beim Schalker Freistoß aus einer schlechten Positionierung übereifrig in Richtung des Balles hechtete – mit dem Arm voraus. Das war maximal ungeschickt, auch wenn immer noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, ob Herrmann nicht doch zunächst mit dem Kopf am Ball war und dieser erst dann an die Hand geprallt ist. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de | Foto: Norbert Jansen – Fohlenfoto

Impressum des Publishers ansehen