Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn | OneFootball

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·2. September 2023

Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

Artikelbild:Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

Mit 1:1 trennen sich Eintracht Braunschweig und der FC St. Pauli. Erneut spielte der FCSP lange dominant, konnte das Spiel in der wichtigsten Phase aber nicht für sich entscheiden. Die Analyse.(Titelbild: Peter Böhmer)

Schon wieder Unentschieden, aber immerhin ein Tor, allerdings auch ein Gegentor. Immerhin nicht erneut nach Führung in Braunschweig verloren. Auch das vierte Spiel in Serie endet für den FC St. Pauli mit nur einem Punkt. Dabei gleichen sich diese Spiele vor allem im Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Aber auch darin, dass der FCSP sehr guten Fußball spielt.


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Die Aufstellung

Wie erwartet gab es einen Wechsel beim FCSP: Karol Mets kehrte nach seiner abgesessenen Sperre zurück und ersetzte David Nemeth in der Innenverteidigung. Neuzugang Simon Zoller stand noch nicht im Kader. Carlo Boukhalfa fehlte ebenfalls.

Bei Eintracht Braunschweig gab es gleich eine ganze Reihe von personellen Wechseln in der Startelf. Der gesperrte Jannis Nikolaou wurde von Sebastian Griesbeck auf der Sechs ersetzt. Danilo Wiebe ersetzte Jan-Hendrik Marx auf der rechten Seite und Neuzugang Florian Krüger kam auf der rechten Offensivseite anstelle von Fabio Kaufmann zum Einsatz. Der einen Tag zuvor verpflichtete Thorir Johann Helgason stand im Kader und sollte noch einen gewichtigen Einfluss auf den Spielverlauf haben.

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Aufstellung beim Spiel Eintracht Braunschweig gegen den FC St. Pauli

Braunschweig fällt tief, aber zerfällt nicht

Direkt von Beginn an wurde deutlich, wie unterschiedlich die Spielanlagen beider Teams gewesen sind. Der FC St. Pauli agierte, wie üblich, sehr ballsicher und drückte dabei die Braunschweiger schnell tief in die eigene Hälfte. An diesem Bild änderte sich im Verlauf der ersten 45 Minuten nur wenig. Der FCSP schnürte das Heimteam quasi pausenlos in der eigenen Hälfte ein.

Eigentlich, so erklärte es Fabian Hürzeler vor der Partie, erwartete man auch ein vermehrtes Angriffspressing der Braunschweiger. Davon war aber in der ersten Halbzeit nur ganz wenig zu sehen. Stattdessen fiel das Team immer sehr schnell in ein tiefes 5-4-1 und lief oft erst rund 35 Meter vor dem eigenen Tor die FCSP-Spieler an. Angesprochen auf diese sehr tiefe Spielweise erklärte Braunschweigs Trainer Jens Härtel nach der Partie:

„Wir wollten schon ins Angriffspressing, aber der FC St. Pauli hat es gut gemacht. (…) Uns war klar, dass wir vielleicht ne Chance haben, wenn sie unsauber spielen, aber die haben sie uns heute nicht gegeben. Wenn wir keinen Zugriff kriegten, mussten wir deutlich tiefer stehen, um ihnen keinen Raum im Rücken zu geben.“ BTSV-Trainer Jens Härtel erklärt, warum sein Team tief in einem 5-4-1 agierte.

Wie tief die Braunschweiger vor allem in der ersten Halbzeit standen, zeigt eine Statistik (von fotmob) sehr eindrucksvoll: Braunschweig spielte im ersten Abschnitt insgesamt 187 Pässe, davon 147 erfolgreich. Der FC St. Pauli spielte allein in der gegnerischen Hälfte 183 erfolgreiche Pässe, rund fünf Mal so viele wie der BTSV.

Aufwand ungleich Ertrag

Angesichts dieser deutlichen Dominanz ist es dann ziemlich zermürbend die gleichen Worte zu schreiben, wie auch schon in den letzten Spielberichten. Aber der FCSP schaffte es erneut nicht, sich für die dominante und sehr ansehnliche Spielweise zu belohnen. Fabian Hürzeler erklärte nach der Partie, dass es sehr schwer ist die Räume gegen einen Gegner zu finden, der sich in einem 5-4-1 so tief hinten reinstellt. Sein Team „wollte viele Spielverlagerungen spielen, den Ball laufen lassen“, doch teilweise sei man „zu hektisch“ gewesen, habe den Ball zu schnell hergegeben, weil man „zu schnell hinter die Kette kommen wollte.“

So erspielte sich der FC St. Pauli zwar eine ganze Menge Feldvorteile, zeigte viele Rotationen auch in vorderster Reihe, versuchte oft mit gegenläufigen Bewegungen zweier Spieler oder einlaufenden Außenspielern hinter die letzte Kette zu kommen. Aber das Team kam nicht zu zwingenden Chancen im ersten Abschnitt, kam nicht über die vielen guten Ansätze hinaus. Hürzeler schränkte daher auch ein, dass es „bis zum Torabschluss“ so gewesen sei, wie man sich das gewünscht habe.

BTSV geht Risiko – FCSP nutzt es nicht

Wenn es der FCSP aber schaffte den Ball sauber und länger zu halten in der gegnerischen Hälfte, dann wurde es oft auch brenzlig für Eintracht Braunschweig. Vor allem, wenn es gelang in die offensiven Halbräume oder die Außenpositionen zu verlagern, wurde das Heimteam wackelig. Daran änderte sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nichts. Und so belohnte sich der FC St. Pauli in der 59. Minute für eine dominante Vorstellung endlich mit dem 1:0 durch Elias Saad – der erste Treffer nach über 360 Minuten Torlosigkeit, was angesichts der Dominanz des FCSP in diesen über 360 Minuten komplett unwirklich erscheint. Allerdings muss eben auch gesehen werden, dass es in dieser Zeit auch selten wirklich zwingende Chancen gab.

Artikelbild:Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

Elias Saad erzielte gegen Braunschweig seinen zweiten Saisontreffer – und damit zwei Drittel aller Tore des FC St. Pauli…

(c) Peter Boehmer

Braunschweiger Angriffspressing

Dieses Tor führte zu einem neuen Fußballspiel. Nun waren die tiefstehenden Braunschweiger gefordert mehr Risiko zu gehen. Denn aus dem tiefen 5-4-1 ergaben sich keine nennenswerten Offensivaktionen für die Eintracht, weil selbst für temporeiche Spieler der Weg aus so einem tiefen Pressing zu weit ist, um für gefährliche Aktionen zu sorgen. Entsprechend ging Jens Härtel mit seinem Team mehr ins Risiko, also ins Angriffspressing. Das bedeutete wieder eine starke mannorientierte Spielweise gegen den Ball, also so, wie es bereits der 1. FC Magdeburg gegen den FCSP spielte.

Diese höhere Positionierung der Braunschweiger eröffnete viele Räume für den FCSP, der aus dieser Situation mehr hätte machen müssen. Entsprechend zeigte sich Hürzeler unzufrieden mit dem Spielverlauf nach der eigenen Führung: „Da hatten wir zu viele Ballverluste. Die Räume waren in diesen Momenten da und wir müssen viel klarer spielen.“In den Momenten, in denen es dem Team gelang das Braunschweiger Pressing zu überspielen, gab es auch die besten Chancen der gesamten Partie. Elias Saad hätte in der 79. Minute durchaus erhöhen können, Marcel Hartel eine Minute zuvor vielleicht sogar müssen.

Artikelbild:Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

Verschiedene defensive Spielweisen von Eintracht Braunschweig im Spiel gegen den FC St. Pauli

Links: Vor dem 0:1 ließ sich Eintracht Braunschweig zumeist in ein tiefes 5-4-1 fallen, welches zwar das eigene Tor gut verteidigte, aber keinerlei Optionen für eigene Offensivaktionen darstellte.

Rechts: Nach der FCSP-Führung gingen die Braunschweiger mehr Risiko und agierten mit einer Mannorientierung quer über den gesamten Platz.

Langer Ball – zweiter Ball…

Eine Minute nach der vergebenen Saad-Chance stand es dann 1:1 – weil Braunschweig einen langen Ball in den Strafraum schlug und der zweite Ball dem eingewechselten Helgason vor die Füße sprang. So eine Scheiße. Und da kann man noch nicht einmal irgendwem einen Vorwurf machen. Diese „Lange Bälle – Zweite Bälle“-Spielweise ist einfach der Vorhof zur Fußball-Hölle, der uns den „Fußball kaputtmacht“ – noch vor irrwitzigen Saudi-Fantastilliarden und digitalen Werbetafeln auf Spieler-Hintern (naja… also… ihr wisst schon – wenn es das einzige Spielkonzept ist, dann ist es einfach Scheiß-Fußball). Du kannst es nicht dauerhaft wegverteidigen. Denn irgendwann fällt die Murmel dann auch mal unglücklich zum Gegner. Der FCSP muss halt vorher das 2:0 machen, dann ist der Deckel drauf.

Mit dem Ausgleich wurden Erinnerungen wach an die letzten beiden Auftritte des FCSP an der Hamburger Straße, als man jeweils in den Schlussminuten eine 1:0-Führung noch verspielte und mit 1:2 verlor. Plötzlich war das Spiel dann auch sehr viel offener und Braunschweig konnte vor allem über die temporeiche rechte Seite (mit Rittmüller und Kaufmann) Druck erzeugen. In der 86. Minute verletzte sich dann zu allem Überfluss auch noch Scott Banks am rechten Knie, der erneut nach seiner Einwechslung frischen Wind ins Spiel brachte. Über die Schwere der Verletzung ist noch nichts bekannt. Hürzeler aber sagte auf der Pressekonferenz, dass er „Schlimmes befürchte.“

Eine kritische Szene im FCSP-Strafraum gab es dann noch in der Nachspielzeit, als Connor Metcalfe wenig Ball und viel Gegner spielte – nach Ansicht beider Trainer war dies aber kein klarer Elfmeter. Genauso wie übrigens auch die Situationen im Strafraum der Braunschweiger tendenziell auch eher nicht für einen Elfmeterpfiff reichten. So blieb es dann beim, für den FC St. Pauli enttäuschenden, 1:1-Unentschieden.

Das sieht gut aus, sind aber zu wenig Punkte

Der FC St. Pauli kann also auch das vierte Ligaspiel in Folge nicht gewinnen, verliert es aber auch nicht (was erschreckenderweise gut mit der Prognose von Joost van der Leij zusammenpasst. Das hätte ich gerne vermieden). Und noch eine Prognose sitzt wie ein nerviger Splitter – tief und abgebrochen – unter der Haut: Maik kramte Anfang dieser Woche in der „Lage“ die Statistik hervor, wann der FCSP zuletzt vier Mal in Folge Unentschieden spielte: 1997/98; aber immerhin gefolgt von einem Sieg gegen den VfB Leipzig – seine Worte dazu: „Wir können dem Punkt in Braunschweig also entspannt entgegensehen, danach gegen Kiel gibt es derer drei.“ Nehm ich. Auch wenn ich nicht verstehe, was an einem Unentschieden entspannt sein soll.

Es ist wirklich krass: Da fängst Du dir in fünf Ligaspielen nur zwei(!) Gegentore und trotzdem überwiegt doch der Frust und die so fantastische Defensivleistung kann gar nicht richtig genossen werden. Denn nur drei eigene Treffer führen eben dazu, dass man nach fünf Spielen nur sieben Punkte auf dem Konto hat. Das ist, gemessen an dem Aufwand und der so dominanten Spielweise, bei der die Gegner reihenweise in die Knie gehen, einfach zu wenig. Und das nervt.

Immer weiter vor!// Tim

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