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·28. Dezember 2023
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Pernille Harder und Magdalena Eriksson sind eines der bekanntesten Liebespaare im Frauenfußball. In einem Interview erzählen die beiden ausführlich von ihrer Beziehung, welche Rolle der (Frauen-)Fußball im Kampf gegen Diskriminierung spielen kann und wie sie den Übergriff von Luis Rubiales bei der WM bewerten.
2019 gerieten Pernille Harder und Magdalena Eriksson unverhofft in die internationalen Schlagzeilen. Im WM-Achtelfinale hatte Eriksson mit dem schwedischen Nationalteam gerade Kanada besiegt. Ihre Freundin Harder, die mit Dänemark nicht qualifiziert war und Eriksson während des Turniers als Zuschauerin vor Ort unterstützte, betrat nach dem Abpfiff den Rasen und küsste Eriksson zur Begrüßung. Ein gewöhnlicher Vorgang - sollte man meinen.
Tatsächlich gingen die Bilder des gemeinsamen Kusses um die Welt und sorgten für ungeahnte Aufmerksamkeit. "Ich habe zuerst gar nicht gemerkt, dass das Foto für so einen Wow-Effekt gesorgt hat, weil ich einfach bei der Weltmeisterschaft war, um Magda zu unterstützen", blickt Harder heute in einem Interview mit der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) auf die Szene zurück. "Es war auch nicht unser erster öffentlicher Kuss nach einem Spiel, wir hatten uns schon zuvor ein paar Mal geküsst (lacht). Das Foto hat dann in den Sozialen Medien schnell für riesige Aufmerksamkeit gesorgt, wurde populär und hat viele positive Kommentare nach sich gezogen. Für mich war interessant zu sehen, wie sehr dieses Bild von der Gesellschaft offenbar gebraucht wurde."
Partnerin Eriksson ergänzt: "Wir haben aber nach diesem besonderen Moment gemerkt, wie wichtig es ist, sichtbar zu sein, Dinge zu tun, die für uns selbstverständlich sind und stolz darauf zu sein. Ich glaube, der beste Weg, um anderen ein Vorbild zu sein, ist es, sich auszudrücken und man selbst zu sein. Genau das haben wir getan. Ich bin froh und stolz, dass das Foto von unserem Kuss so ein großes Thema geworden ist, denn es war offensichtlich etwas, das der Fußball wirklich gebraucht hat."
Kennengelernt haben sich die beiden Spielerinnen vom FC Bayern vor zehn Jahren bei Linköpings FC in Schweden. "Wir wurden gute Freunde und hatten dann einen gemeinsamen Freundeskreis, der viel zusammen unternommen hat", erinnert sich Eriksson. Harder verrät: "Wir interessieren uns beide sehr für Mathematik und haben dann gemeinsam einen Mathe-Kurs belegt. Dabei haben wir uns noch besser kennengelernt. Nach ein paar Monaten wurden wir dann ein Paar."
"Als ich aufwuchs, war sie immer diese beruhigende Stimme, die sagte: 'Du bist gut, so wie du bist. Sei ganz du selbst'"- Eriksson über ihre Schwester Amanda
Dass beide offen mit ihrer Homosexualität umgehen können, haben sie vor allem ihren jeweiligen Familien zu verdanken. Eriksson nennt ihre ältere Schwester Amanda als großes Vorbild. "Als ich aufwuchs, war sie immer diese beruhigende Stimme, die sagte: 'Du bist gut, so wie du bist. Sei ganz du selbst'", schildert die Verteidigerin.
Im Fall von Harder spielen die Eltern eine entscheidende Rolle. "Meine Eltern, Annie und Mogens, haben mich immer wissen lassen, dass es egal ist, wen ich liebe oder wen ich mit nach Hause bringe", betont sie. "Sie sind glücklich, solange ich glücklich bin. Ich weiß nicht, ob sie erwartet haben, dass ich einmal ein Mädchen mit nach Hause bringe (lacht), aber sie haben mir immer das Gefühl gegeben: Ich kann so sein, wie ich bin. Darin habe ich wirklich Glück gehabt."
Auch im Fußball haben die beiden nur positive Erfahrungen gemacht. Weder wurden sie jemals diskriminiert noch hatte eine der beiden das Gefühl, sich aufgrund ihrer Sexualität verstecken zu müssen. Komplett anders sieht es im Männerfußball aus, wo sich bis heute nur ganz wenige Profis als homosexuell geoutet haben. "Wir haben aber dennoch viel Arbeit vor uns", macht Eriksson daher deutlich. "Wir müssen weiter diesen sicheren Raum schaffen, damit auch der Männerfußball noch vielfältiger wird, auch was sexuelle Orientierung angeht. Ich hoffe, dass je stärker der Frauenfußball wächst, desto mehr kann der Männerfußball in bestimmten Aspekten auch von ihm lernen."
Probleme mit der sexuellen Selbstbestimmung gibt es allerdings nicht nur im Männerfußball. Bei der Frauen-WM im Sommer sorgte der ehemalige spanische Verbandspräsident Luis Rubiales für Aufsehen, als er bei der Siegerehrung Nationalspielerin Jenni Hermoso auf den Mund küsste. Hermoso und die Mehrzahl der Beobachter betrachten Rubiales' Verhalten als gewaltsamen Übergriff. Rubiales, der sich aufgrund des Kusses auch vor Gericht verantworten muss, spricht von einer einvernehmlichen Geste der Freude über den WM-Sieg.
Harder und Eriksson versuchen, dem Vorfall etwas Positives abzugewinnen. "Für die spanische Nationalmannschaft hat sich seitdem tatsächlich etwas zum Positiven verändert. Sie haben vor fast einem Jahr einen Kampf gegen ihren Verband begonnen, in dem sie eine Veränderung der Kultur hin zu mehr Sicherheit und Respekt bewirken wollten. Das haben sie jetzt geschafft. Ich weiß nicht, ob das ohne diesen Übergriff gelungen wäre", erklärt Eriksson.
Und weiter:
"So ein Kuss wie bei der WM in diesem Jahr wäre vor zehn Jahren vielleicht gar keine große Sache geworden, weil die Zeiten damals andere waren und die Mannschaft vielleicht nicht das Gefühl gehabt hätte, in der Position zu sein, so eine abstoßende Handlung offen anzusprechen und sie zu kritisieren. Dieser Kuss hat sich in dem Moment vielleicht wie ein großer Rückschritt für den Frauenfußball angefühlt, aber alles, was danach passiert ist, zeigt, dass wir immer selbstbewusster werden und uns wirklich Gehör verschaffen können, wenn wir es wollen."
Ähnlich äußert sich auch Harder: "Die spanischen Spielerinnen haben für ihr Anliegen, das weltweit wahrgenommen wurde, gekämpft und eine Veränderung bewirkt. Dass die Veränderung stattgefunden hat, zeigt, wie weit wir in der Gesellschaft gekommen sind, wie wir uns in die richtige Richtung bewegen. Wir unternehmen etwas, wenn etwas Inakzeptables passiert."