Der-Jahn-Blog
·29. November 2024
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·29. November 2024
Jede Woche ist seit Wochen eine harte Woche für Jahn-Fans. Manchmal kann man kurz aufatmen, doch meistens nur kurz. Nach den ersten zwei Spielen unter Andreas Patz war so ein Moment, in dem man aufatmen konnte – immerhin gab es zwei Siege. Doch die nächsten Dämpfer, wie die sehr schwache Leistung gegen Schalke oder auch das letzte Spiel gegen Magdeburg, ließen nicht lange auf sich warten. Dass man sich gegen Magdeburg das Leben auch selbst schwer machte, wiegt umso schwerer. Natürlich passieren Fehler. In der aktuellen Situation jedoch sind Fehler mehr als doppelt so viel wert wie sonst. Außerdem weiß man langsam nicht mehr, wo man anfangen soll.
Normalerweise bin ich vor jedem Spiel positiv gestimmt. Das erscheint unverständlich, ist es doch seit Monaten schon eine „Qual“, unserer Mannschaft zuschauen zu müssen, doch ich sehe das anders. Ich freue mich auf Fußball, auf den Jahn, und habe wohl naives, gottgegebenes Vertrauen in das Team, dass sie versuchen, alles zu geben. Und im Rahmen ihrer Möglichkeiten möchte ich ihnen das auch nicht absprechen.Doch nach dem Spiel gegen Schalke, spätestens aber ab dem Spiel gegen Magdeburg, bin auch ich irgendwie platt, ja sogar richtig lethargisch. Das ist frustrierend – ich hatte mich über die Möglichkeit, Andi Patz zu halten, gefreut – und das nicht zu knapp. Ich begrüße, dass Andi weiter bei uns ist, hätte aber gerne eine andere Konstellation gesehen. Nicht, weil ich es ihm nicht auf Dauer zutraue, sondern weil ich denke, dass es manchmal einfach noch Zeit braucht. Aber das ist in diesem Sport ja meistens nicht möglich.Der Frust kommt am Ende aber nicht vom Trainer, sondern wegen der Leistung. Ich möchte nicht weiter darauf eingehen, ich denke, die Mannschaft weiß selbst ganz genau, was fehlt. Ich erwarte nur, dass es besser wird. Denn langsam kann ich auch nicht mehr mit einem Lächeln in den Spieltag gehen, und das wird nicht nur mir so gehen. Die Mannschaft sollte sich dessen bewusst sein. Zufrieden sind sie selbst sicherlich so auch nicht.
In diesem Monat dürfte es in Niedersachsen sicherlich einiges an Gesprächsbedarf geben. Um das ganze mit einer Überschrift auf den Punkt zu bringen:“Bund der Steuerzahler fordert: Profi-Fußball an Polizeikosten für Hochrisikospiele beteiligen”
Worum geht es also? Wieso gerade bei Braunschweig?Nun, sicherlich ist uns allen bekannt, dass Eintracht Braunschweig eine sehr intensive Rivalität hat, welche vermutlich deutschlandweit bekannt ist: das Derby gegen den großen Nachbarn Hannover 96. Dass es bei diesem Spiel immer wieder heiß hergeht, ist vielen Fans ein Begriff. Ein Beispiel hierfür wäre wohl diese Schlägerei in einer Gaststätte.
Man muss hier sicherlich nicht die Augen verschließen: Gewaltbereite Fans, egal ob im oder außerhalb des Stadions, sind ein riesiges Problem und gefährden auch andere. Es ist traurig, dass es wegen Fußball immer wieder zu solchen Situationen kommt. Man kann sicherlich an die Vernunft appellieren und versuchen, mit den Fans zu arbeiten, damit es besser wird. Nichtsdestotrotz ist es schockierend, was teilweise passiert.
Wie so oft gibt es aber auch ein dickes „Aber“ in diesem Kontext. Im Fall der Kostenexplosion kommt man am Ende auch nicht um das Thema „Polizei & Politik“ herum. Denn Kollektivstrafen, wie der Ausschluss von Fans, wiegen am Ende auch äußerst schwer. Es wäre schön, könnte man das ganze Thema nun so abschließen, aber beim Lesen diverser Zeitungsartikel stieß mir immer wieder etwas sauer auf: die Entscheidungen der verantwortlichen Personen, u. a. in der Politik.Wie bereits bekannt, gab es aufgrund von Vorkommnissen bei den letzten Niedersachsen-Derbys einen Ausschluss von Gästefans. Begründung des Innenministeriums: Die Einsätze der Polizei kosteten zu viel Geld. Dies sollte dadurch vermieden werden. Nun, das gelang nicht mal ansatzweise. Im Vergleich zum letzten Derby gingen die Kosten nochmals deutlich nach oben.
Die staatlich angeordnete Reduzierung des Gästefankontingents beim Niedersachsenderby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 hat sich, wie erwartet, zum Bumerang entwickelt. – Bund der Steuerzahler
Die Kritik u.a. des Bund der Steuerzahler ist eindeutig. Noch deutlicher wird die Fanhilfe Hannover welche sogar einen Rücktritt der Innenministerin Behrens (SPD) fordert. Wieso tut sie das?Laut der Fanhilfe habe sich die Innenministerin über den Rat von Fachbereichen, Fanbeauftragten, Fanprojekten und Fanhilfen hinweggesetzt. Durch das Beschneiden des Gästekontingents sei nicht nur die Fankultur beschnitten worden, sondern der Polizei auch eine Möglichkeit genommen worden, ihre Arbeit zu erleichtern. Das Fanaufkommen sei durch keine Beschneidung des Kontingents leichter zu kontrollieren gewesen, da sich die ausgeschlossenen Fans ja nicht irgendwo anders getroffen hätten. Eine Beteiligung an einem Fonds für Polizeikosten, wie vom Bund der Steuerzahler u. a. gefordert, lehnt die Fanhilfe ab und kritisiert diese Forderung stark. Immerhin zahlen Vereine bereits Steuern und ihren Anteil an den Kosten.
Wie sich die ganze Sache entwickelt, dürfte am Ende spannend bleiben. Klar ist, dass die Situation so nicht weiterbestehen kann und auch das Ausmaß der Gewalt bei solchen Derbys nicht hinnehmbar ist. Jedoch bleibt mir nach dem Lesen diverser Artikel vor allem diese Aussage der Fanhilfe im Kopf:
(..) und fordern ein grundlegendes Umdenken bei der Einsatzplanung und eine Abrüstung der Polizei“ – Fanhilfe Hannover
Nach unserem Spiel gegen Ingolstadt gab es damals auch große Diskussionen um den Einsatz der Polizei. Unser Kollege Robert von 1889fm äußerte diesbezüglich bereits viele Dinge, wie etwa das Aufbauen von Überstunden und vieles mehr. Auch er monierte bereits den teilweise unverhältnismäßigen Einsatz von Material und Personal.In einem Artikel, den ich las, war von hunderten Beamten, Drohnen, Hubschraubern, Reiterstaffeln und weiteren Einsatzmitteln die Rede.Keine Frage, gerade nach Vorfällen wie bei Hansa Rostock gegen Essen reicht es nicht, wenn einfach nur eine simple Streife zum Ort des Geschehens kommt. Aber Reiterstaffeln, Hubschrauber und diverse Drohnen? Ehrlich gesagt dachte ich kurzzeitig, wir befinden uns im Bürgerkrieg.
Wenn schon immer die Kritik kommt, dass sich Fußballfans aufgrund ihres Verhaltens hinterfragen müssen, dann finde ich folgende Kritik ebenfalls vollkommen angebracht: Der sinnvolle Einsatz von Steuermitteln ist unerlässlich und sollte dringend geprüft werden. Nur den Fans die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist zu einfach, und ein Polizeikostenfonds löst nicht die Probleme. Die Einsatzplanung gehört reformiert und hinterfragt.
“Philippe in Braunschweig: Nicht zu halten” titelte der kicker jüngst. Im Fokus: der 24-jährige Franzose Rayan Philippe, welcher mit 9 Toren der Topscorer der Löwen ist. Seit letzter Saison schnürt er seine Schuhe für die Eintracht und wird dies mindestens bis zum 30.06.2025 tun. Oder vielleicht doch nicht?Fakt ist das der Stürmer zu den besten Spielern seines Teams gehört. Immerhin hat er fast doppelt so viele Tore wie der SSV Jahn! Doch was macht ihn denn nun eigentlich so gut?Laut dem Portal whoscored zeichnet die Mannschaft von Eintracht Braunschweig ihre Stärke im Luftkampf, im Stehlen des Balles vom Gegner und in Konterangriffen aus. Die Schwächen der Mannschaft von Daniel Scherning liegen im Ballbesitz, im Abschluss der Torchancen und im Verteidigen gegen den Ball. Der Spielstil: viele lange Bälle, viele Flanken, durch die Mitte angreifen und versuchen, oft abzuschließen.Doch inwieweit kommt das nun Rayan Philippe entgegen? Seine Stärke ist ja der Luftkampf anscheinend nicht. Schlüsselpässe, Dribbling und Bälle durch die Ketten sind eher seine Stärke. Dies ergänzt sich gut mit der Stärke für Konter der Mannschaft.Sein Spielstil zeichnet sich durch seine Kontergefahr, seine Vorliebe für Flanken, Dribblings und Cuts nach innen aus. Des weiteren versucht er, aus der Distanz zu schießen. Seine Stärke im Dribbling spielt er also gut aus und versucht dadurch, näher ans Tor zu kommen, um entweder selbst abzuschließen oder eine Vorlage zu geben. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass sich einige seiner Stärken gut mit der Mannschaft ergänzen oder er sie auch ausspielen kann. Er bringt aber auch Anlagen mit, die seine nicht so starken Bereiche ergänzen.
Schauen wir nun eben auf jene Bereiche. Zuerst auf die Defensive (rot). Sieht man diesen genauer, so merkt man, dass er wahrlich kein verteidigender Stürmer ist. Was jedoch heraussticht: Er gehört zum oberen Drittel der Stürmer, welche es schafft, Bälle abzufangen. Damit wirkt er etwas dem Trend im Team entgegen. Im Bereich Ballbesitz (gelb) kann man sehen, dass er die offensiveren Zweikämpfe jedoch durchaus für sich behaupten kann. Seine nicht so guten Werte wie u.a. die abgeschlossenen Pässe (er ist jedoch immer noch ein Stürmer) kompensiert er durch viel Raumgewinn durch Pässe und Ballbesitz. Man sieht seinen Drang zum Tor und die Meter, die er dabei gut macht. Wichtig ist nun der Bereich “Angriff” (grün). In den schusserzeugenden Aktionen ist er in den Top 10% der zweiten Liga vertreten. Ansonsten nirgends. Dies kann man jedoch verschmerzen, da er in allen anderen Bereichen, z.B. Schüsse insgesamt, Vorlagen, xG ohne Elfmeter und nicht Elfmetertore, überall im oberen Drittel der Liga ist. In keinem dieser Werte ist er schlechter als mindestens 72% der anderen Spieler der 2. Bundesliga.
Was bleibt also festzuhalten? Rayan Philippe ist sicherlich ein Grund, warum Braunschweig besser dasteht als der SSV Jahn Regensburg. Nicht viel besser, die Eintracht hat schon auch ihre Probleme und ist sicherlich auch ein Kandidat für den Abstiegskampf. In unserer aktuellen Phase und mit der aktuellen Form wird es aber ein schwieriges Spiel für uns. Auch wenn unsere Defensive mittlerweile stabiler steht, muss Felix Gebhardt an diesem Tag voll da sein. Als Fan vertraue ich ihm da und bin mir sicher, er ist es. Forza Regensburg!