MillernTon
·28. Januar 2025
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Der 3:0-Erfolg gegen den 1. FC Union Berlin bestätigt die positive Entwicklung beim FC St. Pauli. Das Team hat aus der Hinrunde gelernt und stellt damit die Weichen für den Klassenerhalt.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Na klar, es ist alles nur eine Momentaufnahme. Die Rückrundentabelle mit dem FC St. Pauli an der Spitze ist trotzdem Balsam für die Seele. Die Siege gegen Heidenheim und Union schmecken besonders süß, weil man in der Hinrunde gegen beide Teams bittere Niederlagen hinnehmen musste. Spiele, in denen der FC St. Pauli zwar teilweise guten Fußball zeigte, sich aber vom Gegner abkochen ließ.
Nun ist zum Start der Rückrunde genau das Gegenteil passiert. Der 1. FC Heidenheim fand gegen den FCSP zu fast keiner Spielphase einen Zugang zum gegnerischen Tor, das Team von Alexander Blessin zeigte eine tadellose Defensivleistung – und das, anders als im Hinspiel, über die volle Spielzeit. Die Spieler von Union Berlin mussten dann am Millerntor etwas tun, was ihnen überhaupt nicht gefallen haben dürfte: Der FC St. Pauli zwang ihnen den Ball auf, Union konnte damit nicht umgehen und verlor verdient.
Rückblick: Nachdem der FC St. Pauli das Heimspiel gegen Mainz verloren hatte, benannte Alexander Blessin eines der Muster, welches die Teams aus Mainz, Heidenheim, Augsburg und Berlin (gegen alle vier hatte der FCSP zu Saisonbeginn verloren) eint: „Diese Gegner gehen in bestimmten Situationen gar kein Risiko ein.“ Genau hier hat sich der FC St. Pauli auf jeden Fall entwickelt. Das Team hat eine bessere Balance gefunden, kann die Momente, in denen sich Pässe nach vorne lohnen, besser einschätzen. Das hatte im Spiel gegen Union Berlin auch einen direkten Effekt auf die Defensive, wie Blessin erläutert: „Dadurch hatten wir weniger Ballverluste und ein bisschen mehr Ballkontrolle. Das hat uns gut getan.“
So ist es wenig verwunderlich, dass dem FC St. Pauli aktuell ein Reifeprozess bescheinigt wird. Das Team, welches zu Saisonbeginn ein ums andere Mal Lehrgeld zahlte, holt sich nun die Punkte, die es verdient hat. Oder um es mit den Worten von Hauke Wahl zu sagen: „Wir haben am Anfang ein bisschen Lehrgeld gezahlt. Jetzt wollen wir Cashback haben.“Interessant ist, dass dieser Reifeprozess schon die gesamte Saison über Thema gewesen ist. Schaut mal, hier ein Artikel nach der 0:3-Niederlage gegen Mainz, der umso spannender ist, weil man nun weiß, wie es weiterging: (Un)vermeidbare Fehler?
Zu dem Team, das Lehrgeld bezahlt hat, gehört Alexander Blessin übrigens explizit dazu. Der Reifeprozess ist in allen Teilen zu beobachten, auch beim Trainerteam. Das zeigte sich ganz plakativ am defensiv geprägten Spielansatz beim Heimspiel gegen Union Berlin. Der FCSP-Cheftrainer erklärte im Anschluss, warum man sich ganz bewusst für diese Herangehensweise entschieden habe: Weil man Zuhause so defensiv und erfolgreich agierte, wie es auswärts schon mehrfach gelang. „Daheim haben wir immer gedacht: Wir müssen jetzt irgendwie ein Tor schießen, der Druck war schon da. Da haben wir gesagt: Jungs, wir müssen jetzt nicht innerhalb der ersten 45 Minuten ein Tor schießen. In den Auswärtsspielen war genau diese Denke vorhanden.„Jackson Irvine hob nach Abpfiff des Union-Spiels die Bedeutung der eigenen Defensive nochmal hervor: „Der Fokus und der unbedingte Wille unser Tor zu verteidigen, uns im Spiel zu halten, uns Chancen zu erarbeiten. Das ist unsere Basis, die uns befähigt, unser Spiel zu verbessern.“
Der Kapitän des FC St. Pauli hat diese Entwicklung bereits seit längerer Zeit wahrgenommen, erklärte: „Im bisherigen Saisonverlauf waren unsere Leistungen manchmal etwas wackelig. Aber man spürte, dass das Erfahrungslevel, das Verständnis für diese Liga, wie die Spiele funktionieren, weiter zunahm. Wir sind reifer geworden.“Dieser Reifeprozess ist (aufgrund der Ergebnisse) teilweise schmerzhaft gewesen und wurde mit Nachdruck bearbeitet. Blessin: „Es sind wiederkehrende Fehler gewesen. Wir haben die Themen konsequent bearbeitet, in Videoanalysen und Trainingsformen. Diese Struktur muss man sich hart erarbeiten. Aber momentan klappt es einfach gut.“
Vom Klassenerhalt ist der FC St. Pauli zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber das Team hat unter der Leitung von Alexander Blessin einen Reifeprozess hingelegt, der hoffen lässt, dass der FCSP auch am Saisonende über dem Strich stehen wird. // (c) Stefan Groenveld
Wichtig ist, dass man die jüngsten Erfolge auch richtig einzuordnen weiß. Denn der gestiegene Erfahrungsschatz und die richtigen (taktischen) Reaktionen alleine reichen nicht als Erklärung für zwei Siege in Serie. Ohne die bärenstarke Rückkehr von Johannes Eggestein und die beeindruckenden Leistungen der Neuzugänge James Sands und Noah Weißhaupt wären die Spiele sicher nicht so positiv verlaufen. Gerade offensiv ist die interne Konkurrenz inzwischen extrem groß. Und sie hilft dem FC St. Pauli auch direkt auf dem Platz. Blessin: „Ich bin froh, dass wir von der Bank jetzt die Qual der Wahl haben. In der 60.-70. Minute nochmal frischen Wind reinbringen zu können. Das ist wichtig, um einen Gegner weiterhin zu beschäftigen und das Tempo hochzuhalten.“
Dieser Konkurrenzkampf in der Offensive ist etwas, was auch moderiert werden muss. „Es ist ein richtiger Wettkampf. Und es ist hart für diejenigen, die nicht so viel spielen“, erklärt Jackson Irvine. Aber aktuell ist das Bild eher nicht geprägt von einem ungesunden Konurrenzkampf im Kader. Das Team scheint sich eher gegenseitig zu neuen Höchstleistungen zu pushen – und zu helfen, wie Alexander Blessin betont: „Es ist wichtig, dass alle wissen, wie wichtig dieser Teamgedanke ist. Da bereichert sich gerade jeder an dem anderen. Ich habe das Gefühl, jeder will dem anderen helfen. Nur so können wir unsere Ziele auch erreichen. Dazu ist es wichtig, dass jeder das Gefühl hat, ein Teil der Mannschaft zu sein.“
Zudem muss aber berücksichtigt werden, dass die Gegner des FC St. Pauli in den beiden Partien keineswegs chancenlos gewesen sind. Während es in den Hinspielen eben nicht gelang, ein Tor zu erzielen und man sich stattdessen eines fing, lief es nun andersrum. Der FCSP ist effizienter geworden. Das hat auf jeden Fall auch mit dem beschriebenen Reifeprozess und der gewachsenen Kaderbreite zu tun. Doch das enttäuschende Spiel in Bochum ist keine zwei Wochen alt. Das zeigt: Die Entwicklung ist sehr positiv, aber die Gefahr von negativen Ausreißern ist stets vorhanden – und erreicht hat der FC St. Pauli bisher noch nichts.
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So erklärte Blessin auch nach Spielende, kurz nachdem er freudig darüber berichtete, wie gut das Union-Spiel gelaufen sei: „20 Punkte werden nicht reichen.“ Es gelte nun „dranzubleiben, in keinster Weise einen Zentimeter davon wegzugehen.“ Das sieht auch Hauke Wahl so: „Wenn wir nur um ein Prozent nachlassen, dann haben wir, gerade in dieser Liga, keine Chance“, der aber auch betonte, dass das Team aktuell „weit weg“ davon sei die Anspannung zu lösen.
Zwei wichtige Siege zum Rückrundenauftakt, nachdem man genau diese Partien in der Hinrunde verlor. Der FC St. Pauli hat eine deutliche Entwicklung durchgemacht. Zu Saisonbeginn prägte Andreas Bornemann den Satz „Wir sind Aufsteiger und wollen Bundesligist werden.“Nun ist der FC St. Pauli zwar auch weiterhin ein Aufsteiger. Aber nach einer schwierigen Hinrunde trat er zuletzt wie ein Bundesligist auf. Das bedeutet nicht, dass nun alles weiter positiv verläuft. Die Saison wird noch lang und schwer. Der Blick auf den Rest der Rückrunde ist aber selbstbewusst. Irvine: „Es gibt einige Gründe dafür, sich auf die kommenden Spiele zu freuen. Aber wir wissen auch, wie schnell sich die Dinge verändern können.“Jetzt nicht nachlassen!
// Tim
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