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·11. Juni 2024

DSC-Kader: Wo das Potenzial liegt und welche Schlüsselspieler fehlen

Artikelbild:DSC-Kader: Wo das Potenzial liegt und welche Schlüsselspieler fehlen

Als einer von vielen Klubs wird Arminia Bielefeld in der kommenden Saison die Spitzenplätze anvisieren (müssen): Der Ex-Bundesligist braucht die Rückkehr in die 2. Bundesliga allein schon aus wirtschaftlichen Gründen so schnell wie möglich. Ein Grundgerüst für den Status als Aspirant für die oberen Plätze ist da, doch zugleich muss sich eine neue Achse bilden. Welche Spieler fehlen und warum die Chance eine riesengroße ist.

Trend zeigt in die richtige Richtung

Arminia Bielefeld und sein führendes Duo im sportlichen Bereich, Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel plus Trainer Mitch Kniat, haben ein turbulentes und vielseitiges erstes gemeinsames Jahr hinter sich. Eigentlich war die Mannschaft allemal gut genug für die obere Tabellenhälfte, dennoch kämpfte sie viel länger als erwartet gegen den dritten Abstieg in Folge. Eigentlich erstaunlich, dass sich inmitten dieser stürmischen Umstände etliche Akteure stabilisierten und verbesserten. Auf vielen davon ruhen nun die Hoffnungen, ein deutlich besseres zweites Drittliga-Jahr zu spielen. Nie verbrachten die Ostwestfalen schließlich länger als zwei Spielzeiten in der 3. Liga, die für Klubs dieser Größenordnung schnell zum Millionengrab wird. Vom großen Wurf wird in diesem Sommer dennoch kaum jemand sprechen, da der DSC Bescheidenheit gelernt hat. Genau das könnte eine gute Ausgangslage sein, um mit wenig Druck stark aufzuspielen.


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Waren die Arminen im ersten Halbjahr eine unberechenbare Schießbude, zeigte der Trend in 2024 plötzlich in die ganz andere Richtung: Statt 62 Toren fielen in der Rückrunde nur noch 33 in Partien mit Bielefelder Beteiligung, klarer Tiefstwert aller Drittligisten. Eine Entwicklung, die mit einer sehr positiven und einer eher negativen Seite der sprichwörtlichen Medaille einhergegangen ist: So weiß Arminia mit dem Innenverteidiger-Duo Maximilian Großer und Leon Schneider die zweitstärkste 2024er-Defensive im Kader. Gemeinsam mit Louis Oppie, Christopher Lannert und Jonas Kersken ist der Grundstein für die Zukunft längst gelegt, denn: Oppie, Großer und Schneider haben ihre Verträge vorzeitig und "langfristig" verlängert. Kersken, der sich nach unsicherem Start ebenso beachtlich entwickelt hat, wird nach Ablauf der Leihe fest von Borussia Mönchengladbach verpflichtet.

Joel Felix: Einer aus der Kategorie "Königstransfer"?

Mutzel schaffte hier früh klare Verhältnisse und stellte die Fans damit mehr als zufrieden. Zumal sich mit dem in der Karibik geborenen Dänen Joel Felix, ein 26-jähriger Innenverteidiger mit zahlreichen Referenzen aus der höchsten dänischen Liga, bereits ein Spieler der Kategorie "Königstransfer" hinzugesellt. Schwerer wird es für Gerrit Gohlke und insbesondere Semi Belkahia, der in diesem Jahr sportlich keine große Rolle mehr spielte. Benötigt werden ein zweiter Torwart und eine Außenverteidiger-Alternative auf linker Seite – idealerweise eine mit Defensivstärke, da Oppie seine Rolle stets sehr mutig interpretiert.

Im Mittelfeld fehlte Arminia für stabilere Auftritte wiederholt ein Sechser mit Abräumer-Potenzial – Kompromisse sind hier unvermeidlich, denn unter Kniat übertrumpft die spielerische Komponente auch auf dieser Position die reine Zweikampfstärke. Mutzels Lösungen: Lukas Kunze (Osnabrück) und Stefano Russo (Köln). Beide können defensives und zentrales Mittelfeld bekleiden, beide fühlen sich mit dem Ball noch etwas wohler als ohne und gelten als starke Allrounder. Mit dem engagierten, aber noch etwas farblosen Sam Schreck, Wintertransfer Mael Corboz und dem in seiner Debütsaison überzeugenden Merveille Biankadi ist die Auswahl für das Dreier-Mittelfeld im von Kniat favorisierten 4-3-3 schon ziemlich sehenswert. Nassim Boujellab könnte auf der Strecke bleiben, auch wenn der 24-Jährige zuletzt angekündigt hatte, bleiben zu wollen. Noch offen ist dazu, ob die Leihe des kreativen und ballsicheren, körperlich aber leicht gebauten Marius Wörl (Hannover) ausgedehnt werden kann.

Klos-Karriereende bietet große Chance

Vorne muss sich derweil einiges tun, das zeigte die mit weniger als einem Tor pro Spiel doch sehr ernüchternde Offensivbilanz der zweiten Saisonhälfte deutlich. Akteure wie Nicklas Shipnoski und Aygün Yildirim (bei beiden ist die Zukunft offen) konnten nicht an jene Saisons anknüpfen, in denen sie bei anderen Klubs absolute Drittliga-Unterschiedsspieler waren. Pech hatte Noah Sarenren Bazee, der von einem abermaligen Kreuzbandriss mitten im Formhoch jäh gestoppt worden war. Und zwar stets vergöttert, aber eben auch spürbar auf dem absteigenden Ast war Rekordtorjäger und Kapitän Fabian Klos, auf den Kniat im Abstiegskampf nicht verzichten konnte. Der 36-Jährige hinterlässt nach fulminantem Abschied riesige Lücken, aber auch eine große Chance für neue Stürmer: Sie können sich etablieren, ohne dabei das für sie undankbare "Duell" mit der gealterten Fan-Ikone führen zu müssen – eine Rolle, an der zuletzt etwa auch Manuel Wintzheimer scheiterte.

Arminia Bielefeld hat auf den Flügeln wie im Zentrum noch mehrfach Nachholbedarf: Mika Schroers (Mönchengladbach II) ist bislang der einzige Neuzugang, er muss das Zeug zum Drittliga-Zugpferd erst nachweisen. Sarenren Bazee muss wieder vollständig genesen und bleibt aufgrund seiner Verletzungshistorie schwer einzukalkulieren. Kaito Mizuta überzeugte nur phasenweise und der pfeilschnelle Thaddäus Momuluh könnte als weitere Leihgabe zu Hannover 96 (II) zurückkehren, wenn Arminia hier nicht der nächste Verhandlungscoup gelingt. Nichtsdestotrotz ist auf den Flügeln wie insbesondere im Sturmzentrum (hier kehrt Christopher Schepp nach Meppen-Leihe zunächst zurück auf die Alm) jeweils ein Kracher erwünscht.

Ruhe und Homogenität benötigt

Schafft es Michael Mutzel, auf diesen Offensivpositionen nochmals außergewöhnliche Spielerqualität vom Projekt "Make Bielefeld great again" zu überzeugen, ist eine starke Grundlage geschaffen. Ja: Arminia braucht Ruhe im Umfeld, was zuletzt eher selten der Fall war, und es braucht Homogenität im sportlichen Bereich – was die Mannschaft trotz des schwachen Abschneidens fast immer ausstrahlte. Warum nicht oben angreifen? In der Saison 2024/25 will zwar die halbe 3. Liga aufsteigen. Doch ein Fundament wie das des DSC haben zu diesem Zeitpunkt im Juni nicht viele.

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