Drama nach Beinahe-Abbruch: HSV-Heimpleite gegen 96 | OneFootball

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·9. Februar 2024

Drama nach Beinahe-Abbruch: HSV-Heimpleite gegen 96

Artikelbild:Drama nach Beinahe-Abbruch: HSV-Heimpleite gegen 96

Zum Auftakt in den 21. Spieltag der 2. Bundesliga hat der Hamburger SV am Freitag in einer denkwürdigen Partie gegen Hannover 96 verloren. Im Parallelspiel holte der SV Wehen Wiesbaden gegen den 1.FC Nürnberg ein Remis.

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Hamburg vs. Hannover (3:4)

Im Volkspark wollte der HSV Druck auf den FC St. Pauli aufbauen, 96 den Rückstand auf den Gastgeber halbieren und sich endgültig im Aufstiegsrennen anmelden. Die Rothosen überraschten bereits vor Spielbeginn, Trainer Tim Walter entschied sich im Tor für Matheo Raab anstelle des Stammtorhüters Daniel Heuer Fernandes. Der Schlussmann hatte in der Anfangsphase durchaus einiges zu tun, denn die Gäste aus Niedersachsen erwischten einen guten Start. Die bereits vierte Ecke führte für 96 zum Ziel: Enzo Leopold zog einen scharfen Ball an den Fünfmeterraum, wo der Kopfball von Nicolo Tresoldi zu wuchtig für Raab geriet (11.). Der HSV antwortete mit seinen ersten klaren Abschlüssen in Person von Miro Muheim (14.) und Laszlo Benes (17.), das nächste Tor sollte aber wieder für Hannover fallen.


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Nach Ballverlust des HSV schalteten die Roten um, über rechts steckte Louis Schaub auf Sebastian Ernst durch, dessen Querpass vor dem Tor von Guilherme Ramos unhaltbar ins eigene Tor abgefälscht wurde (21.). Wieder zeigte die Heimmannschaft eine ordentliche Reaktion, beim Flachschuss von Immanuel Pherai jubelten bereits viele Fans im Stadion, weil sie den im Außennetz gelandeten Ball im Tor vermuteten (22.). Kurz darauf war es soweit: Nach Halbfeldflanke von Muheim nahm Benes die Kugel artistisch mit und verkürzte per Direktabnahme auf 1:2 (24.). Der Anschluss hatte aber nur kurz Bestand, weil die Defensive des HSV schlichtweg zu schläfrig agierte. Raab konnte nach Flanke von Dehm auf Tresoldi noch stark parieren, den Abpraller verwertete jedoch Schaub zum 1:3 (32.). Bis zur Pause erinnerte das Spiel mit viel Ballbesitz des HSV an eine Handball-Partie, die letzte Gelegenheit auf den neuerlichen Anschluss vergab Pherai nach feiner Vorarbeit von Jean-Luc Dompe (44.).

Wegen Fadenkreuz-Plakaten: Partie am Rande des Abbruchs

Eiskalte Hannoveraner verdienten sich mit einer starken Leistung die Halbzeitführung, für den HSV schien zur Pause aber noch nicht alles verloren. Der Start des zweiten Durchgangs verzögerte sich wegen des Protests der organisierten Fanszene gegen den Investorendeal der DFL um etwa zehn Minuten. Dabei flogen nicht etwa die zuletzt üblichen Tennisbälle, sondern wurden insgesamt sechs Fahrradschlösser um die Pfosten eines der Tore gebunden. Als diese entfernt wurden, flogen zudem Gegenstände auf den Platz. Nach Wiederanpfiff meldete sich der HSV sofort zurück: Muheim flankte infolge einer kurz ausgeführten Ecke von halbrechts, der gerade eingewechselte Dennis Hadzikadunic ließ den Ball perfekt über den Scheitel gleiten und stellte so auf 2:3 (47.).

Die Partie war anschließend erneut unterbrochen, diesmal zeigten Anhänger von Hannover ein Plakat, das unter anderem Klubgeschäftsführer Martin Kind in einem Fadenkreuz darstellte. Angeführt von Kapitän Ron-Robert Zieler, Trainer Stefan Leitl, Sportdirektor Marcus Mann versuchte die Mannschaft der Gäste, die Zuschauer zum Einrollen der Plakate zu bewegen. Weil auch diese Ansprache keinen Effekt erzielte, beorderte Schiedsrichter Sören Storks beide Mannschaften in die Kabinen (60.). Erst daraufhin wurden die geschmacklosen Plakate eingerollt. Nach insgesamt rund 25 Minuten Unterbrechung kehrten die Mannschaften aufs Feld zurück, wo sie ein Warmmachprogramm absolvierten. Insgesamt waren so über 30 Minuten vergangen, als es endlich weiterging.

Dompe hätte um ein Haar erneut schnell zugeschlagen, sein Schlenzer strich knapp am langen Pfosten vorbei (60.). Aber auch die Roten kamen gut aus der langen Pause, Schaub verpasste das vierte Gäste-Tor mit einem Schuss über den Kasten (65.). Ebenso ging ein Versuch von Robert Glatzel drüber, weil der Stürmer in eigentlich guter Position in Rücklage geriet (69.). Druck übte der HSV durchaus aus, im Abschluss fehlte jedoch zu oft die Präzision, so auch beim nächsten Schlenzer von Dompe (80.). Für die großen Bemühungen belohnte sich der HSV anschließend doch noch: Eine schnelle Ecke überraschte Hannover, bei einer Flanke von Benes nickte Glatzel aus kurzer Distanz zum Ausgleich ein (86.).

Die Schlussphase in Überlänge (16 Minuten Nachspielzeit!) musste Hamburg anschließend in Unterzahl bestreiten: Für ein hartes Einsteigen gegen Leopold im Mittelfeld sah Benes zunächst nur Gelb, nach Videobeweis wurde daraus eine Rote Karte (88.). Trotz der Unterzahl spielten die Hausherren durchaus mutig auf den mutmaßlichen Siegtreffer, ein Schuss von Pherai wurde dabei auf die Oberkante der Latte abgefälscht (90.+6). Kurz darauf folgte jedoch die kalte Dusche: Vom rechten Flügel flankte Sei Muroya, auf Höhe des zweiten Pfosten stand Ernst im Rückraum frei und schob zur neuerlichen Führung der Gäste ein (90.+8). Der HSV war anschließend um eine neuerliche Antwort verlegen, verlor mit Hadzikadunic sogar noch einen zweiten Spieler, der Abwehrmann sah Gelb-Rot (90.+16). Dies war die letzte Pointe eines ereignisreichen Abends.

Durch die zweite 3:4-Heimniederlage in Serie ist der direkte Aufstiegsplatz des Hamburger SV am Wochenende gefährdet, Hannover 96 ist als Tabellenfünfter endgültig dick mit im Geschäft um die Bundesliga.

Wehen Wiesbaden vs. Nürnberg (1:1)

In Hessen stieg ein tabellarisches Nachbarschaftsduell aus dem Mittelfeld der 2. Liga, mit einem Sieg wollten die Hausherren dabei an den Franken vorbeiziehen. Bei einem recht lebhaften Beginn der Partie hatte der Club die optischen Vorteile, es kam aber über weite Strecken der ersten Hälfte nicht zu nennenswerten Abschlusssituationen. Den ersten echten Hochkaräter hatte Taylan Duman so nach über einer halben Stunde auf dem Fuß, sein Schlenzer ging knapp drüber (32.). Die Franken drückten in der Schlussphase des ersten Durchgangs merklich aufs Gaspedal, Duman ließ aber zwei weitere Chancen auf den Führungstreffer aus (35., 36.). Der wäre sicher in Ordnung gegangen, da Wehen Wiesbaden offensiv kaum Akzente hatte setzen können, ein Feuerwerk hatte aber auch Nürnberg nicht abgebrannt.

Spielunterbrechungen auch in Wiesbaden

Nach dem Seitenwechsel meldeten auch die Hausherren zaghafte Angriffsambitionen an, Thijmen Goppel sammelte wenigstens mal einen Abschluss (48.). Einen großen Qualitätssprung machte die Begegnung zu Beginn der zweiten Hälfte nicht, dann sorgte der Fan-Protest, es flogen Wurfgeschosse aus der Nürnberg-Kurve, für eine Unterbrechung von rund vier Minuten Dauer. Die Pause schien Wehen Wiesbaden gut zu tun, jedenfalls ging das Heimteam kurz nach Wiederbeginn in Führung. Allerdings profitierte der SVWW von einem Lapsus von Torhüter Carl Klaus, der Florian Flick mit einem Anspiel überraschte und so einen Ballverlust produzierte, den Ivan Prtajin mit einem präzisen Schuss ins rechte untere Eck umgehend bestrafte (61.). Nur eine Minute später flogen die nächsten Tennisbälle aufs Feld, weshalb die Begegnung erneut für rund 120 Sekunden unterbrochen wurde.

Wieder dauerte es nach Wiederbeginn nicht allzu lange, bis ein Tor fiel, diesmal glich Nürnberg aus: Am Ende einer Eckenserie führte der Club kurz aus, Erik Wekesser flankte weich ins Zentrum. Dort schraubte sich Ivan Marquez zum Kopfball hoch und legte den Ball stark ins lange Eck (71.). Das Spiel hatte nun endgültig Fahrt aufgenommen, wobei zunächst alleine die Franken wirklich auf ein zweites Tor drängten. Wekesser ließ im Duell mit Torhüter Florian Stritzel die erstmalige Führung der Gäste aus (75.), der Keeper parierte kurz darauf auch eine gefährliche Hereingabe von Wekesser (78.).  Als Stritzel mal geschlagen war, rettete ein Abwehrkollege gegen den von Lukas Schleimer gespitzelten Versuch (85.).

In der absoluten Schlussphase, die bei neun Minuten Nachspielzeit üppig ausfiel, spielte auch Wehen nochmal mit und kam so zu einigen Halbchancen. Richtig gefährlich wurde es bei einem Kopfball von Prtajin, der sträflich frei zum Abschluss kam, aber genau auf Klaus zielte (90.+3). Auch der Club kam über Julian Kania infolge eines Freistoßes von links nochmal zu einer Chance auf den Lucky Punch, der Schuss des Jokers geriet aber ebenfalls zu zentral (90.+7).

So blieb es bei der Punkteteilung, die für den SV Wehen Wiesbaden gemessen am Chancenverhältnis sicher etwas glücklich war. Der Aufsteiger rückt dadurch für den Moment auf Tabellenplatz elf. Mit zwei Zählern mehr liegt der 1.FC Nürnberg wenigstens bis Samstag auf Platz acht.

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