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·2. Juli 2025

Diskussionsveranstaltung: Das Herz von St. Pauli

Artikelbild:Diskussionsveranstaltung: Das Herz von St. Pauli

Der FC St. Pauli hat eine hybride Diskussionsveranstaltung zum bisherigen Stadionlied „Das Herz von St. Pauli“ durchgeführt. Ein finales Ergebnis gibt es noch nicht, aber die Diskussionskultur im Verein lebt. Titelfoto: Stefan Groenveld

Im Ballsaal am Millerntor wurde am Mittwoch eine Diskussionsveranstaltung durchgeführt, an der auch etwa 1000 Personen online teilnahmen. Zunächst stellten Celina Albertz, Politik- und Medienwissenschaftlerin sowie Kuratorin des FC St. Pauli-Museums, und Peter Römer, Historiker und Politikwissenschaftler sowie stellvertretender Leiter des Geschichtsorts Villa ten Hompel in Münster, nochmals die wichtigsten Informationen des wissenschaftlichen Gutachtens vor.


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Nach einer eigentlich nur für Verständnisfragen gedachten Diskussion, die zeitlich etwas ausuferte, gab es eine Pause. Anschließend stellte Christopher Radke (ebenfalls vom Museum) ausführlich dar, wie sich „Das Herz von St. Pauli“ überhaupt zur Stadionhymne entwickelte – und zeigte ganz nebenbei auf, dass es einen ähnlichen „Trennungsschmerz“ (ohne den hier vorliegenden historischen Anlass) auch bei der Abkehr von „You’ll never walk alone“ vor über 20 Jahren bereits gab, ehe es zur bis zuletzt gespielten Version von „Das Herz von St. Pauli“ kam.

Respektvolle Diskussion

Im Anschluss wurden zunächst die drei möglichen Optionen vorgestellt, ehe es in eine offene Diskussion überging. Option 1 wäre das weiterhin Abspielen der bisherigen Version gewesen, Option 3 das Abspielen des Liedes mit einem neuen (noch zu erstellenden) Text.Im Zuge der Diskussion zeigte sich aber sehr schnell, dass diese Optionen für die überwiegende Mehrheit nicht mehr wirklich zur Verfügung stehen – sicher bei der ein oder anderen Person auch im konkreten Eindruck des nochmals live vorgestellten Gutachtens. Es äußerten sich auch einige dahingehend, dass sie im Verlauf des ganzen Prozesses der letzten Monate ihre Meinung geändert hatten, nachdem sie anfangs noch fest bei Option 1 gewesen wären, dies aber heute als nicht mehr tragbar ansehen.

Der Großteil der Wortmeldungen und auch der Online-Kommentare im Chat machte klar, dass man als antifaschistischer Verein in diesen politischen Zeiten diese Diskussion zwar führen kann, der Ausgang aber klar ist. Ein „Weiter so“ im Wissen, dass es eine Spaltung des Stadions geben könne und man weiterhin das Lied eines Menschen singen würde, der vor und in der Nazizeit die NSDAP massiv unterstützte und sich danach nie glaubhaft davon distanzierte, ist unmöglich. Von „Heimat“ zu singen und von etwas, dass uns „im Blut“ liege, widerstrebte nahezu allen Redner*innen, insbesondere im Kontext des durch das Gutachten Herausgearbeiteten.

Wie geht es weiter?

Einen konkreten Beschluss gab es nicht, schon gar nicht mit einer Form von Verbindlichkeit. Die Tendenz aber ging klar in Richtung Option 2, nämlich etwas Neuem. Ob dieses nun ein gänzlich neues Lied werden wird, man aus dem bisherigen Pool an bestehenden Liedern zugreift oder auch ständig wechselnde Lieder abspielt, bleibt abzuwarten und ist nun zunächst einmal in der Verantwortung des Präsidiums, so erklärte es Oke Göttlich am Ende der Veranstaltung. Das Präsidium wird (sicherlich erneut in Abstimmung mit anderen Vereins- und Fangremien) nun das weitere Vorgehen besprechen. Auch eine in die Diskussion eingebrachte Option 4 von wechselnden Stadion-DJs, mag hier möglich sein.

So oder so hat der Abend klar gezeigt, dass Diskussionskultur in diesem Verein immer noch groß geschrieben werden darf. Es war eine respektvoll durchgeführte Diskussion, die unterschiedliche Meinungen zu- und ausreden ließ.Am Ende steht die Erkenntnis, dass „Kein Fußball den Faschisten“ nicht zur leeren Worthülse verkommt. Es gab vor dem Lied von Josef Ollig Musik am Millerntor, es wird sie weiterhin geben. Wie diese konkret aussehen wird, ob es eine Hymne gibt und wenn ja welche – wir werden es hören.

Und wie Sven Brux eingangs feststellte, ist die Auswahl eines Liedes in einem Fußballstadion angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage wirklich ein „fucking first world problem“, das uns nicht spalten sollte.Der FC St. Pauli ist die einzige Möglichkeit – you’ll never walk alone.// Maik

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