Diese 5 Erkenntnisse lieferten die DFB-Länderspiele | OneFootball

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·27. März 2024

Diese 5 Erkenntnisse lieferten die DFB-Länderspiele

Artikelbild:Diese 5 Erkenntnisse lieferten die DFB-Länderspiele

Es war eine Art Frühlingserwachen rund um die deutsche Nationalmannschaft. Mit Siegen in Frankreich und gegen die Niederlande ist der Stimmungsumschwung rund um das DFB-Team vorerst geglückt. Bundestrainer Julian Nagelsmann konnte wertvolle Erkenntnisse sammeln. fussball.news nennt fünf.

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1.) Es funktioniert auch ohne Bayern-Block

Ob es das in der jüngsten Historie schon einmal gab? Der FC Bayern München stellte bei einer Länderspielreise nicht den größten Block in der Nationalmannschaft. Der VfB Stuttgart hat Deutschland gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) mit den vier Profis Waldemar Anton, Chris Führich, Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav vertreten. Nach der verletzungsbedingten Abreise von Torhüter Manuel Neuer waren mit Joshua Kimmich, Thomas Müller und Jamal Musiala nur noch drei Spieler des FC Bayern dabei. Und wenn Julian Nagelsmann sagt, dass er mit Blick auf die Europameisterschaft im eigenen Land nur noch wenig verändern will, dann wird es auch für Leon Goretzka keine Selbstverständlichkeit, einen Akteur zu verdrängen. Der Bundestrainer hat bei der Kader-Zusammenstellung eine gute Mischung aus Erfahrung, Qualität, Stimmung und Momentum gefunden. Die Startelf in Frankreich und gegen die Niederlande bestand aus elf Akteuren, die mit ihrem jeweiligen Verein einen Platz unter den ersten drei der Liga belegen. Dieses Selbstvertrauen und Bewusstsein über die eigene Stärke hat ausgestrahlt und zwei wichtigen Siegen geführt. Es funktioniert im Nationalteam offenbar auch ohne die typische Bayern-Achse.


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2.) Kroos-Rückkehr macht alle besser

Nein, auch Toni Kroos konnte das schwache Abschneiden Turniere 2018 und 2021 nicht verhindern. Der Mittelfeldspieler ging am Ende bei Weltmeisterschaft und Europameisterschaft mit dem Team unter, der einzige Glanzpunkt mit einem Freistoßtreffer gegen Schweden reichte nicht aus. Doch der 34-Jährige ist in den vergangenen Jahren bei Real Madrid weiter gereift und trotz gehobenen Fußballer-Alters noch stärker geworden. Kroos bereitete in Frankreich und gegen die Niederlande jeweils einen Treffer vor, er glänzte als natürlicher Taktgeber mit herausragenden Pass- und Ballbesitzquoten (Niederlande: 123 Ballkontakte/von 112 Pässen kamen 94 Prozent an - Frankreich: 143 Ballkontakte/von 128 Pässen kamen 95 Prozent an). Stark war Kroos auch in der Balleroberung, wie etwa in Minute 24 gegen die Niederländer, als er die Situation antizipierte und den Zweikampf in der Zentrale für sich entschied. Nach der Auswechslung von Ilkay Gündogan übernahm der fünffache Champions League-Sieger die Kapitänsbinde. Das spricht für sich, auch wenn Nagelsmann bei der Pressekonferenz nach dem Erfolg gegen die Niederlande auf fussball.news-Nachfrage abwiegelte: "Ein Kapitän ist ein Spieler, der aus der Mannschaft heraus entsteht und für die Mannschaft da ist. Ich brauche nicht ihn zwingend als Ansprechpartner auf dem Feld, da habe ich alle Spieler. Es ist wichtig, dass die Mitspieler zum Kapitän gehen können, wenn sie etwas bedrückt." Kroos kann genau dieses Gefühl und somit auch allen die Sicherheit geben, noch ein paar Prozent mehr abzurufen. Die Kollegen wissen, dass sie ihn immer anspielen können, er eine Idee hat - und er notfalls auch ein Spiel mit einem starken Standard entscheiden kann.

3.) Zauber-Duo harmoniert immer besser

Bei dieser Bewertung sind sich nahezu alle Beobachter einig: Bleiben Jamal Musiala und Florian Wirtz von schlimmeren Verletzungen verschont, dann dominieren sie höchstwahrscheinlich die kommenden zehn Jahre im Welt-Fußball. Ob nun der Hochbegabte des FC Bayern besser ist als der von Bayer Leverkusen oder umgekehrt? Eine nebensächliche und völlig zu vernachlässigende Diskussion. Jeder von ihnen bringt unfassbare Qualitäten mit auf den Platz. Beide eint ihre Dribbelstärke, wobei ihre Bewegungsabläufe unterschiedlicher Natur sind. Musiala hatte zwar in Frankfurt gewaltige Standprobleme, dennoch konnte er wieder etliche gefährliche Szenen kreieren. Wirtz überragte in Frankreich, war etwas unauffälliger gegen die Niederlande. Und dennoch kann dieses Duo dem Spiel jederzeit einen Stempel aufdrücken. Die gegnerischen Verteidiger müssen sich auf permanenten Stress und ständige Eins-gegen-Eins-Situationen einstellen. Das Zusammenspiel zwischen Musiala und Wirtz läuft immer besser, wie der traumhafte Treffer in Lyon durch Kai Havertz zeigte. Pass in die Tiefe von Wirtz, Musiala läuft ein, umkurvt den Torhüter und findet Havertz, der nur noch über die Linie schieben muss. Nagelsmann wird das gefallen.

4.) Mittelstädt und Kimmich als neue Zange wie einst Höwedes und Lahm

Wenn die Überschrift Momentum für einen Akteur kreiert wurde, dann ist das Maximilian Mittelstädt. Der Linksverteidiger des VfB Stuttgart erlebt nach vielen mauen Jahren bei Hertha BSC einen nie für möglich gehaltenen Aufschwung. Potenzial war bei ihm zwar stets erkennbar, aber eine solche Entwicklung bis hin zum Nationalspieler? Wer vor der Saison darauf fünf Euro gesetzt hätte, der wäre jetzt wohl mit einem prallgefülltem Portemonnaie unterwegs. "Herausragend", nannte ihn Nagelsmann, der dessen Charakter hervorhebt: "Er ist ein völlig normaler Typ, der freundlich und gut gelaunt ist. Für mich war nach dem ersten Spiel zu sehen, wie er sich danach verhält. Wie dribbelt er am Sonntag beim Frühstück auf? Oder am Montag? Gibt es ein Gefühl, dass er weniger macht?" Der Bundestrainer konnte dies verneinen. Erinnerungen an einen Typ der Marke Benedikt Höwedes werden dabei wach. Der frühere Profi war sicherlich nicht der talentierteste Kicker auf dem Platz, doch beim Lauf zum WM-Titel 2014 in Brasilien stand er jede Minute auf dem Platz und überzeugte mit Demut, Mentalität und Konstanz.

Der Weg von Joshua Kimmich ähnelt in Nuancen dem von Philipp Lahm. Der damalige Kapitän wurde während des Turniers aus dem defensiven Mittelfeld in die rechte Verteidigung gezogen - und war dann Schlüssel zum Triumph. Wie Kimmich heute strahlte auch Lahm früher immer die Faktoren Leidenschaft, Siegeswillen und Bissigkeit aus. Die defensive Flügelzange Mittelstädt und Kimmich könnte tatsächlich die Entwicklung nehmen wie einst Höwedes und Lahm. Und wenn es einen frischen Impuls brauchen sollte, dann gibt es in der Hinterhand das RB-Leipzig-Duo David Raum und Benjamin Henrichs.

5.) Wer daheim geblieben ist, der bleibt wohl auch daheim

Wenn Leon Goretzka, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Mats Hummels oder auch Kevin Trapp noch auf eine Rückkehr ins Nationalteam gehofft haben, dann gab es nun einen heftigen Dämpfer. "Falls alle gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei - plus Verletzte." Sprich: Leroy Sane wird nach Rotsperre dabei sein und Neuer im fitten Zustand wohl zwischen den Pfosten stehen. Und sonst? Das Team hat sich bei diesem letzten Lehrgang vor dem Heim-Turnier gefunden. Vom ersten Trainingstag an war der Ruck, der durch die Mannschaft ging, auch für Journalisten spürbar. Die Einheiten wurden voll durchgezogen, die Herausforderer zogen mit. Keiner machte schlechte Stimmung, es wurde teilweise auch gelacht. Der Spruch, dass man elf Freunde sein müsse, ist natürlich längst überholt. Und doch entwickelte sich - auch bedingt durch die Ergebnisse - ein neuer Spirit. Nun gilt es für jeden einzelnen Akteur, die Spannung hochzuhalten und gesund zu bleiben. Das Ziel ist klar: Die Heim-EM soll erfolgreich und eine Art Re-Start nach sportlich sehr dürren Jahren sein.

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