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·8. August 2024
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Der olympische Gold-Traum ist nach der 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen die USA dramatisch geplatzt. Jetzt haben die DFB-Frauen noch die Chance, im kleinen Finale um die Bronze-Medaille zu spielen. Vor einem Jahr hätte wohl niemand geglaubt, dass die deutsche Auswahl im olympischen Medaillen-Kampf eine Rolle spielt. Am Freitag gilt es aber noch eine große Hürde zu überwinden: Mit Spanien wartet niemand geringeres als der amtierende Weltmeister auf die deutsche Frauennationalmannschaft. Die Partie wird das letzte Spiel von Horst Hrubesch als Bundestrainer sein.
Reisestrapazen mussten die DFB-Frauen diesmal nicht auf sich nehmen. Wie schon das Halbfinale wird auch das Spiel um Platz drei im Goupama-Stadion in Lyon ausgetragen. Dort rollt der Ball am Freitag, den 9. August um 15 Uhr. Im linearen TV kann das Spiel auf ZDF und Eurosport etappenweise angeschaut werden, dort wird allerdings zwischen mehreren Sportarten gewechselt. Die komplette Partie ist im gemeinsamen Livestream der ARD und ZDF (Zugriff über die Mediatheken) oder auf der Website von Eurosport zu sehen. Die Übertragung beginnt um 14.50 Uhr.
Machten sich viele Fans vor nicht allzu langer Zeit noch über die anfällige Defensive der DFB-Frauen Sorgen, bereitet nun die unkreative Offensive Kopfschmerzen. Bundestrainer Horst Hrubesch hat schon die einfache Lösung aller Probleme herausgearbeitet: "Tore machen, man muss die Tore machen." Das ist grundsätzlich natürlich richtig, man müsste sich aber dafür auch erst mal in aussichtsreiche Positionen vorkämpfen. Seit 240 Spielminuten ist die DFB-Auswahl ohne Treffer - der absolute Spitzenwert der verbleibenden vier Teams. Gegen Brasilien zeigte sich die spanische Defensive anfällig, dort sind sie verwundbar.
Auch die Prämisse von La Roja dürfte das "Tore-machen" sein. Der Unterschied zu Deutschland: Spanien kommt weitaus öfter zum Torabschluss. Alleine im Halbfinale gegen Brasilien feuerten die Ibererinnen 27 Schüsse ab. Die Chancenverwertung der amtierenden Weltmeisterinnen ist also ähnlich katastrophal wie die der Deutschen - ein Vorteil für Deutschland?
Horst Hrubesch fordert mehr Tore. / Eurasia Sport Images/GettyImages
Wenn die DFB-Frauen in diesem Turnier Stärke gezeigt haben, dann in der Verteidigung. Gegen Spanien werden sie den Ball nicht oft am eigenen Fuß haben, können die Gegnerinnen dennoch durch eine konzentrierte Abwehrarbeit aus dem Konzept bringen. "Wir können mit unserer Qualität den Spanierinnen viel von ihrem Spiel nehmen und dann schauen wir, wie sie mit uns zurechtkommen", erklärte auch Horst Hrubesch. Fakt ist dennoch, dass vor allem die deutsche Offensive eine Schippe drauflegen muss. Das Team sollte "Au Revoir" zu leichten Ballverlusten und erfolglosen Dribblings sagen und "Bonjour" zu Ruhe im Spielaufbau und kontrollierten Ballstafetten.
Ein weiterer wichtiger Schlüsselfaktor in diesem kleinen Finale wird die körperliche Fitness sein. Nach sechs Spielen in 15 Tagen gehen den Spielerinnen verständlicherweise die Körner aus. Die deutsche Frauennationalmannschaft hat im Vergleich zu ihren Gegnerinnen eine halbe Stunde mehr in den Knochen. Mobilisieren die DFB-Frauen all ihre Kräfte und Qualitäten, ist die Bronze-Medaille definitiv drin. Dafür muss die deutsche Auswahl einen perfekten Tag erwischen und die Spanierinnen im Gegenzug schwächeln.
Die spanische Nationalelf ist mit klaren Ambitionen nach Frankreich gereist: Die Goldmedaille sollte her. Im Halbfinale gegen Brasilien gab es eine relativ deutliche 2:4-Pleite, wobei vor allem die spanische Defensive Schwächen offenbarte. Im europäischen, aber auch internationalen Frauenfußball gilt die La Roja als Maß aller Dinge. Die typische Tiki-Taka-Spielweise prägt das Auftreten der Ibererinnen. Anders als zuletzt bei den DFB-Frauen sind Unsauberkeiten im Abspiel die absolute Seltenheit. Dennoch sind die Olympischen Spiele nicht das Turnier der amtierenden Weltmeisterinnen: Über das Elfmeterschießen zitterten sie sich gegen Kolumbien ins Halbfinale, die sonst so dominanten Leistungen blieben streckenweise aus.
Bedient waren die Spanierinnen um Mariona Caldentey (links) nach der Niederlage im Halbfinale. / SYLVAIN THOMAS/GettyImages
Personell ist das Team von Trainerin Montserrat Tomé kaum zu übertrumpfen: Große Namen wie die Weltfußballerinnen Aitana Bonmatí oder Alexia Putellas komplementieren die Reihen der Spanierinnen. Doch auf dem Papier werden keine Spiele gewonnen. Nach der Halbfinal-Niederlage dürfte La Roja motiviert sein, um nicht leer auszugehen und aus ihren Fehlern zu lernen.
Die Statistik spricht eigentlich für Deutschland: In sieben Aufeinandertreffen konnte die DFB-Auswahl vier Mal gewinnen, drei Mal teilten sich die Nationen die Punkte. Eine Niederlage für Deutschland gab es noch nie - ein gutes Omen? Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die letzte Begegnung im Rahmen der Gruppenphase der Europameisterschaft 2022 war. In den letzten zwei Jahren hat sich die spanische Nationalmannschaft noch mal ordentlich weiterentwickelt.
Stand jetzt schwebt noch ein großes Fragezeichen über dem Einsatz von Kapitänin Alexandra Popp und Stürmerin Lea Schüller. Popp könnte sich von ihrem Infekt erholt haben, ob Schüller allerdings ihre Patellasehnen-Entzündung im Knie überwunden hat, bleibt unsicher. Auch die Nachrückerin Nicole Anyomi humpelte nach dem Halbfinale mit einer Bandage am Oberschenkel durchs Stadion. Wie genau Horst Hrubesch seine Startelf wählt, ist schwer abzuschätzen. Die Abwehrreihe dürfte allerdings unverändert an den Start gehen.