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·5. April 2020
Die U17 und U19 des 1. FC Köln: Die Besten im Westen – aber wie lange noch?

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·5. April 2020
Still ist es geworden rund um das Geißbockheim, der Ball ruht, die Trainingsplätze sind verwaist. Die Corona-Krise hat auch den Spielbetrieb der beiden Bundesligen der A- und B-Jugend im Westen unterbrochen. Die U17-Teams hatten 21 von 26 Spieltagen absolviert, die U19-Mannschaften deren 20. Die Nachwuchstalente sehen sich dabei ähnlichen Unwägbarkeiten gegenüber wie die Profis. Der Spielbetrieb ist zunächst bis zum 19. April ausgesetzt, wobei erhebliche Zweifel daran bestehen, ob danach wirklich das Training wieder ganz normal aufgenommen werden kann. Dies wäre Voraussetzung für die Fortsetzung der Saison mit den Entscheidungen um Abstieg sowie der Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft.
Stand jetzt wären beide U-Mannschaften des 1. FC Köln in dieser Finalrunde dabei. Beide Teams verbringen die „Frühlingspause“ an der Tabellenspitze, sind aktuell also die Besten im Westen. Die Leistungen beider Teams und deren Trainer, Markus Daun (U17) und Stefan Ruthenbeck (U19), können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Angesichts der starken Konkurrenz von finanzstarken Clubs wie dem BVB, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen, eingedenk der Abgänge von Führungsspielern und trotz der bescheidenen Trainingsbedingungen am Geißbockheim.
Die Saison 2019/20 fängt für die U17 des 1. FC Köln als frischgebackener Deutscher Meister denkbar schlecht an: Im Derby gegen Bayer Leverkusen kassieren Dauns Schützlinge eine 0:1-Niederlage und finden sich auf einem ungewohnten 10. Tabellenplatz wieder. Allerdings treten die Kölner ersatzgeschwächt an. Der torgefährliche Spielmacher Florian Wirtz wird verletzungsbedingt erst ab dem sechsten Saisonspiel den Offensivaktionen der jungen „Geißböcke“ seinen Stempel aufdrücken können. Neuzugang Vladimir Fratea fehlt noch die Spielberechtigung, Philipp Wydra von Rapid Wien stößt erst Ende August zum 1. FC Köln.
Die nächsten drei Spiele werden gewonnen, bevor die U17 durch einen 3:0-Auswärtssieg in Münster der Sprung auf den zweiten Tabellenplatz schafft. Ein Sieg in gleicher Höhe gelingt bei Schalke 04, wobei Torjäger Maximilian Schmid bereits sein sechstes Saisontor erzielt und Fratea, Wirtz und Wydra zum ersten Mal gemeinsam die Offensivaktionen der Kölner ankurbeln. Auch gegen Lippstadt wird gewonnen, bevor es zum absoluten Spitzenspiel nach Dortmund geht. In einer hochklassigen Partie erzielt Philipp Wydra nach Vorlage von Florian Wirtz die Kölner Führung, bevor Mikail Özkan per Eigentor zum Ausgleich trifft. Wirtz bringt den FC per Elfmeter wieder in Führung, die bis in die 5. Minute der Nachspielzeit Bestand hat, als Tekin Gencoglu zum 2:2-Endstand trifft.
Nach einem 7:0-Heimsieg gegen die Bielefelder Arminen erkämpfen Dauns Schützlinge in Mönchengladbach ein torloses Unentschieden gegen die U17 der Borussia. Drei Siege folgen, bevor es am 14. Spieltag zum Rückspiel gegen Bayer Leverkusen kommt. Trotz des Ausfalls von Torjäger Maximilian Schmid beherrschen die Kölner die Farbenstädter nach Belieben. Vor allem Florian Wirtz hat einen Sahnetag erwischt und erzielt einen Doppelpack. Die Siegesserie wird auch zu Hause gegen Aachen und in Düsseldorf fortgesetzt, bevor die jungen Geißböcke durch einen 10:0-Kantersieg gegen den Wuppertaler SV zum ersten Mal auf den ersten Tabellenplatz klettern. Ein hart erkämpftes 2:1 gegen die starken Schalker wird umrahmt von zwei hohen Siegen: 6:0 gegen Münster und gar 12:0 in Lippstadt.
Und täglich grüßt das Murmeltier, wird wohl so mancher Kölner in Erinnerung an das Hinspiel gedacht haben.
Am 21. Spieltag kommt der Tabellenzweite, der BVB, in den FC-Sportpark. Erster gegen Zweiter, mehr Spitzenspiel geht nicht. Maximilian Schmid bringt den FC in Führung, die Innenverteidiger Carlo Kettig nach Freistoß von Philipp Wydra noch vor der Pause ausbaut. Dann rutscht der ansonsten ausgezeichnete Torwart der Kölner, Jonas Urbig, auf dem nassen Geläuf aus – nur noch 2:1. Fast im Gegenzug ergattert Urbig allerdings noch einen Assist, als Pierre Nadjombe seinen langen Abschlag zum vermeintlich vorentscheidenden 3:1 veredelt. Der BVB lässt jedoch nicht locker, verkürzt durch einen Sonntagsschuss auf 2:3 und bekommt in der letzten Spielminute einen Elfmeter zugesprochen, den Ken Mata aber verschießt. In der letzten Minute der Nachspielzeit zeigt der Schiedsrichter erneut auf den Punkt. Der Dortmunder Kapitän Dennis Lütke-Frie verwandelt und sichert dem BVB einen glücklichen Punkt beim Spitzenreiter. Und täglich grüßt das Murmeltier, wird wohl so mancher Kölner in Erinnerung an das Hinspiel gedacht haben.
Auf ein derart erfolgreiches Abschneiden der U17 des 1. FC Köln hätte vor der Saison wohl kaum jemand gewettet. Zu gravierend waren die Abgänge von insgesamt 18 Spielern des Kaders der Meistersaison. Mit Jens Castrop, Maximilian Schmid, Jonas Urbig, Carlo Kettig und Florian Wirtz waren nicht mehr als fünf Spieler aus der Vorsaison übrig geblieben, von denen lediglich Florian Wirtz zu den absoluten Stammkräften der Meistermannschaft gehörte.
Im Saisonverlauf erwies sich Dauns Team als recht homogene Einheit, die in Torhüter Jonas Urbig einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten wusste. Ein weiteres großes Talent aus dem schier unerschöpflichen Reservoir an hochveranlagten Torhütern beim 1. FC Köln. Die defensive Zentrale bildeten zumeist Mikail Özkan und Carlo Kettig, der seine Kopfballstärke bei eigenen Standards in einige Tore ummünzen konnte. Die rechte defensive Außenbahn wurde von Pierre Nadjombe besetzt, der – laufstark und quirlig – auch offensiv zahlreiche Zeichen zu setzen wusste. Einen Stammplatz auf der linken Seite nahm Ben Decker ein, der zusätzlich zu seinen Defensivqualitäten als Torschütze und Vorbereiter in Erscheinung trat und auf bemerkenswerte 10 Scorerpunkte kam.
Gelungene Transfers, ein schmerzlicher Weggang und ein reibungsloser Wechsel von Heck zu Daun
Mit Florian Wirtz, Philipp Wydra, Jens Castrop, Vladimir Fratea, Simon Breuer und Ben-Nicolas Hompesch hatten die Kölner eine Auswahl an Spielern für das Mittelfeld zur Verfügung, die in diesem Altersbereich in Deutschland sicherlich ihres Gleichen sucht. Dieses Sextett zeichnete nicht nur für 33 Tore in der bisherigen Saison verantwortlich, sondern gefiel auch durch Passsicherheit, Zweikampfstärke, aggressives Anlaufen, blitzschnelles Umschalten und hohe taktische Disziplin.
Im Angriff war Maximilian Schmid als schneller und treffsicherer Stoßstürmer gesetzt, der allerdings zwei längere Verletzungspausen hinnehmen musste, dafür aber in den verbleibenden 11 Spielen sieben Treffer erzielen konnte. Er wurde nach der Winterpause in der U19 eingesetzt und war auch dort schon zweimal erfolgreich. Als Ersatz wurde der erst 15jährige Justin Diehl aus der U16 hochgezogen und konnte nicht nur durch seine neun Tore sein großes Talent unter Beweis stellen.
Neuzugang Vladislav Fadeev fasste ebenfalls recht schnell in der U17 Fuß und kam auf insgesamt sechs Treffer, Namory Cisse gelang der Sprung aus der U16 zum älteren Jahrgang und traf fünfmal ins Schwarze. Die hervorragenden Leistungen der U17 des 1. FC Köln sind auch dem DFB nicht entgangen. So wurde Justin Diehl in die U16-Nationalmannschaft berufen, während Jens Castrop, Florian Wirtz und Jonas Urbig zu Länderspieleinsätzen in der U17 des DFB kamen.
Ein glückliches Händchen bewiesen die Verantwortlichen bei den externen Zugängen zur neuen Saison. Philipp Wydra, der seinem bei Erzgebirge Aue spielenden Bruder Dominik von Rapid Wien aus nach Deutschland folgte, erwies sich dabei als absoluter Glücksgriff. Nicht weniger als 17 Treffer konnte er in 16 Partien erzielen, zudem lieferten seine Freistoßflanken Vorlagen zu zahlreichen weiteren Kölner Treffern. Er ist nicht erst seit dem Weggang von Florian Wirtz zum Dreh- und Angelpunkt seines Teams geworden, was auch dadurch dokumentiert wird, dass er inzwischen das Trikot mit der Rückennummer 10 von Wirtz übernommen hat. Auch in der U19 und sogar bei den Profis kam der junge Österreicher bereits zum Einsatz, im November beim Freundschaftsspiel gegen PEC Zwolle und Ende Januar in einem internen Testspiel.
Der moldawische U17-Nationalspieler Vladimir Fratea hat sich ebenso als Verstärkung erwiesen wie der von Viktoria Köln gekommene Vladislav Fadeev. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen auch Nicolas Urso (SV Wehen) und Marwin Ailiesei (Alemannia Aachen) immer besser zurecht. Der von RB Leipzig gekommene Max Hagemoser fiel wegen einer schweren Schulterverletzung lange aus und hat inzwischen in der U16 des 1. FC Köln wieder wertvolle Spielpraxis gesammelt.
In der Winterpause sorgte der Wechsel von Florian Wirtz zu Bayer Leverkusen für gewaltiges Aufsehen. Wenn der junge Brauweiler sich mit schnellem Antritt von seinem Gegenspieler löste, mit wohlgetimten Pässen seine Mitspieler einsetzte oder Tore erzielte wie das 1:0 beim Spiel gegen Wuppertal – unmittelbar nach dem Anstoß den gegnerischen Torwart mit einer Bogenlampe überraschend – ging ein Raunen durch die Zuschauer.
Und manch einer wird an Kai Havertz erinnert worden sein, den Spieler, den Wirtz möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft im Werksteam ersetzen wird. Nicht wenige Fachleute trauen ihm dies jedenfalls durchaus zu. Neben Wirtz verließen im Winter noch zwei Ergänzungsspieler die Kölner: Marco Stüttgen zog es zu Fortuna Düsseldorf, Viktor Vielwock wechselte zu Darmstadt 98.
85 Tore, erzielt in 21 Saisonspielen, lediglich 14 Gegentreffer, 17 Siege bei nur einer einzigen Niederlage – all dies verdeutlicht, welch grandiose Saison die U17 des 1. FC Köln spielt. Ein oft lehrbuchhaftes Umschaltspiel, hohe Laufbereitschaft, Torgefährlichkeit in allen Mannschaftsteilen und defensive Kompaktheit sind Qualitäten einer Mannschaft, die gewiss auch herausragende Einzelspieler in ihren Reihen weiß, die aber darüber hinaus vor allem als Team sehr gut funktioniert.
Der ehemalige Alemanne hat den Skeptikern durch seine Arbeit und durch den Erfolg der U17 eine überzeugende Antwort gegeben.
Maßgeblich verantwortlich dafür zeichnet Trainer Markus Daun. Als er im Sommer das Amt von Meistertrainer Martin Heck übernahm, konnte man nicht per se davon ausgehen, dass der Übergang vom bei der Mannschaft ausgesprochen beliebten Heck zu Daun derart reibungslos gelingen würde. Der ehemalige Alemanne hat den Skeptikern durch seine Arbeit und durch den Erfolg der U17 eine überzeugende Antwort gegeben. Dauns Vertrag läuft zum Saisonende aus, Martin Heck wird nach bestandener Fußballlehrerprüfung zum 1. FC Köln zurückkehren, offen ist noch, in welcher Funktion.
Bei noch ausstehenden fünf Saisonspielen benötigen die Kölner noch zwei Siege, um sich erneut für die Endrunde um die Deutsche B-Juniorenmeisterschaft zu qualifizieren. Beim Heimspiel gegen den FC Hennef und auswärts bei der SG Unterrath, dem Tabellenvorletzten, sollte dies möglich sein und würde für Verantwortliche wie Spieler auch unter Berücksichtigung der suboptimalen Trainingsbedingungen am Geißbockheim einen ganz besonderen Lohn ihrer Arbeit bedeuten.
Auf Kurs Endrunde ist derweil auch die U19 des 1. FC Köln: Mit einem klaren 5:0-Heimsieg gegen Münster startet Ruthenbecks Team in die Saison, zu dem Torjäger Sebastian Müller und Linksaußen Marvin Obuz jeweils zwei Treffer hinzusteuern. In der nächsten Partie kommt es in Dortmund zum Aufeinandertreffen eines Großteils der Akteure, die sich im Finale um die U17-Meisterschaft gegenüberstanden. Sebastian Müller schnürt wieder einen Doppelpack, Youssoufa Moukoko wird von der Kölner Defensive viel von seiner Gefährlichkeit beraubt, so dass nur die schwere Schulterverletzung von Rechtsverteidiger Meiko Sponsel die Freude über den 2:0-Auswärtssieg trübt.
Einem Heimsieg gegen die starken Düsseldorfer folgt ein 4:1 in Aachen und der erstmalige Sprung an die Tabellenspitze, die danach nicht mehr verlassen wird. Zwei Punkteteilungen gegen Bochum und Mönchengladbach werden umrahmt von vier weiteren Siegen, bevor beim Derby in Leverkusen trotz zahlreicher eigener Chancen mit 0:2 die erste Saisonniederlage hingenommen werden muss. Mit einem komfortablen 7:1 gegen Oberhausen im Rücken fahren die jungen Geißböcke zu den starken Schalkern, wo Tore von Jan Thielmann und Marvin Obuz einen verdienten 2:0-Auswärtssieg sichern. Im letzten Spiel vor der Winterpause treffen die Kölner trotz 12 hochkarätiger Torchancen nicht ins Schwarze und fahren mit einem 0:0 zurück an den Rhein.
Auf der nächsten Seite: Eine starke Defensive, offensives Ideenreichtum und extremes Gegenpressing
Am ersten Februarsonntag ist Ruthenbecks Elf den Gästen aus Dortmund über weite Strecken des Spiels ebenbürtig, müssen sich jedoch nach einem Doppelschlag von Moukoko kurz vor der Pause 0:2 geschlagen geben. Bei den starken Düsseldorfern schießen Robert Voloder und Jacob Anton Jansen den FC in den Schlussminuten zu einem kaum mehr erwarteten 2:0-Sieg, bevor dann die Aachener Alemannia u.a. durch zwei Tore des südkoreanischen Neuzugangs Jae-hwan Hwang mit einer 6:0-Niederlage in die Kaiserstadt zurückgeschickt wird.
Dem 1:0-Auswärtssieg in Bochum folgt ein 4:0 gegen den Wuppertaler SV. Jae-hwan Hwang trifft erneut, und der aus der U17 hochgezogene Torjäger Maximilian Schmid erzielt den 4:0-Endstand. Mit dem gleichen Resultat wird der MSV eine Woche später besiegt, bevor die Corona-Krise die Saison auf unbestimmte Zeit unterbricht.
Vor der Saison hatte es einen riesigen Umbruch bei der U19 gegeben. Nicht weniger als 19 Spieler des Vorjahresteams verließen den FC, darunter Leistungsträger wie Vincent Müller, Dominik Becker, Can Bozdogan und Darko Churlinov. Aus der U17-Meistermannschaft rückten 15 Akteure zur U19 rauf, dazu kamen mit Mathias Olesen von Eintracht Trier und Sava Cestic von Schalke 04 zwei externe Neuzugänge, die das Team erheblich verstärkten.
Daniel Adamczyk trug mit starken Reflexen und sachlichem Torwartspiel maßgeblich dazu bei, dass der FC in 20 Saisonspielen lediglich neun Gegentore kassierte. Der zweite Torwart der U19, Vincent Friedsam, Jugendnationalspieler wie Adamczyk, fiel verletzungsbedingt monatelang aus. Auf der rechten defensiven Außenbahn zeigte Meiko Sponsel in den ersten Saisonspielen, dass er den Sprung in die höhere Altersklasse mit Zweikampfstärke und Offensivdrang problemlos zu bewältigen vermochte. Als er verletzungsbedingt ausfiel, bewies Eladan Islamovic, dass er auf dieser Position mehr als nur ein Ersatz ist.
Mit einer Vertragsverlängerung wurde Erkan Akalp für seine konstant guten Leistungen auf der linken defensiven Außenbahn belohnt, wo er mit seinem offensiven Gegenpart, Marvin Obuz, für sehr viel Gefahr für das gegnerische Tor sorgte. Mannschaftskapitän Robert Voloder bildete mit Sava Cestic beziehungsweise Elias Oubella eine starke Innenverteidigung, die sich durch gutes Stellungsspiel, konsequente Zweikampfführung und sicheres Aufbauspiel auszeichnete. Voloder nimmt bis zum Ende der Saison am Training der Profis teil, Cestic fuhr mit in deren Wintertrainingslager und Oubella kam bereits mehrmals in der U21 zum Einsatz.
Auf der 6er-Position traten Mathias Olesen und Georg Strauch positiv in Erscheinung. Olesen gefiel durch seine Dynamik und Lauffreudigkeit, Georg Strauch durch geschickte Zweikampfführung und Passsicherheit. Wie Akalp wurden auch Olesen und Strauch länger an den Verein gebunden. Sebastian Papalia, der Kapitän der U17-Meistermannschaft, kam auf 18 Einsätze, wurde jedoch zumeist eingewechselt, stellte dann aber oft unter Beweis, wie sehr er dann als Mentalitätsspieler dem Team helfen kann. Joshua Schwirten, sein Mannschaftskollege aus der letztjährigen U17, fehlte verletzungsbedingt in den ersten Saisonspielen, ergatterte dann aber sofort einen Stammplatz im offensiven Mittelfeld, wo er sich ideenreich und torgefährlich zeigt.
Jan Thielmann konnte durch seine Schnelligkeit, sein aggressives Anlaufverhalten und Abschlussstärke so überzeugen, dass er zur 1. Mannschaft hochgezogen wurde.
Zu Saisonbeginn konnte die U19 mit Tim Lemperle, Sebastian Müller, Jan Thielmann und Marvin Obuz auf vier enorm starke Offensivspieler zurückgreifen, die, wenn sie fit waren, auch immer gemeinsam zum Einsatz kamen. Sebastian Müller stellte dabei mit den 13 Treffern, die er bis zur Winterpause erzielte, seine enorme Torgefahr unter Beweis, wechselte dann jedoch zu Arminia Bielefeld. Jan Thielmann konnte durch seine Schnelligkeit, sein aggressives Anlaufverhalten und Abschlussstärke so überzeugen, dass er zur 1. Mannschaft hochgezogen wurde und seinen ersten Profivertrag unterschrieb.
Tim Lemperle bereitete auf der rechten Angriffsseite zahlreiche Treffer vor und gefiel vor allem mit seiner technischen Eleganz. Im Wintertrainingslager kam er für die Profis im Spiel gegen den RSC Charleroi zum Einsatz und erzielte bei der 1:2-Niederlage das einzige Tor für die Kölner. Sein Pendant auf der linken Außenbahn, Marvin Obuz, sorgte mit seinen Tempodribblings für viel Torgefahr und traf selber sechsmal ins Schwarze. Jacob Anton Jansen, der Torjäger der U17-Meistermannschaft, musste sich erst an das höhere Leistungsniveau in der U19 gewöhnen, hat sich mittlerweile aber immer näher an die Stammformation herangearbeitet. Winterneuzugang Jae-hwan Hwang brillierte mit hohem Tempo, Wendigkeit sowie hervorragender Technik und konnte seine Treffsicherheit mit drei Toren unter Beweis stellen, muss jedoch körperlich noch stärker werden.
Neben Mathias Olesen, Sava Cestic und Jae-hwan Hwang, die in ihren Heimatländern zu Nationalmannschaftseinsätzen kamen, konnten sich auch eine Reihe ihrer Mitspieler über Berufungen in Jugendnationalmannschaften freuen. So wurden Torwart Daniel Adamczyk, Tim Lemperle, Marvin Obuz und Jan Thielmann in die U18-Auswahl des DFB berufen, während Erkan Akalp, Robert Voloder und Sebastian Müller zu Einsätzen in der deutschen U19-Nationalmannschaft kamen.
Mit nur neun Gegentoren erwies sich die U19 als defensives Bollwerk, wofür neben der Abwehr auch das Mittelfeld und der Sturm durch extremes Gegenpressing verantwortlich zeichnete. Mit 55 erzielten Tore stellt der 1. FC Köln die drittbeste Offensive der A-Junioren Bundesliga West. Stellt man dem die ungleich höhere Anzahl herausgespielter Torchancen gegenüber, so zeigen sich hier Optimierungsmöglichkeiten für die junge Geißbock-Elf. Trainer Stefan Ruthenbeck ist sich dieses Verbesserungspotentials bewusst, sagte aber bezogen auf das 0:0 bei Preußen Münster effzeh.com in einem Interview: „Wir fokussieren uns dann auf andere positive Aspekte, so haben wir es aufgrund unserer Spielkontrolle geschafft, nicht zu verlieren. Das sind Entwicklungen, die enorm wichtig sind.“
Trotz aller Erfolge – ein sorgenvoller Blick in die Zukunft
Die Aufgabe, aus 17 Neuzugängen und nur wenigen verbliebenen Akteuren aus der Vorjahres-Elf ein völlig neues Team zu formen, stellte eine gewaltige Herausforderung dar, die Stefan Ruthenbeck mit Empathie, hohem Engagement und profundem Fachwissen bravourös zu meistern wusste. Ein breiter Erfahrungsschatz aus seiner Tätigkeit in der 2. Liga (Aalen/Fürth) und in der 1. Liga halfen ihm, Trainingsformen immer weiter zu optimieren.
Das mit 2:1 gewonnene Derby gegen Mönchengladbach im Januar 2018 mit Teroddes Siegtor in allerletzter Minute nahm er dabei als einen wichtigen Anstoß zur Reflexion seiner Arbeit mit der U19 wahr:“ (…) das hat mich dazu gebracht, mir zu meiner Idee des Fußballs in der U19 noch einmal einige Gedanken zu machen. Ich habe gemerkt, dass ich einige Dinge anders machen muss, wenn ich Spieler für die erste Liga ausbilden will.“
Die Früchte dessen lassen sich am gegenwärtigen Tabellenstand seiner Elf ablesen. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Arbeit der Verantwortlichen an der Spitze des Nachwuchsleistungszentrums, Matthias Heidrich und Carsten Schiel. Seit gut 18 Monaten planen, koordinieren und stoßen sie wesentliche Prozesse im Nachwuchsbereich des Geißbockclubs an. Es hat den Anschein, dass die Kommunikation und Bereitschaft zur Kooperation zwischen den einzelnen Jahrgangsmannschaften selten so gut war wie gegenwärtig.
Auffällig ist dabei die Flexibilität und Durchlässigkeit der älteren Nachwuchsteams des FC. So wurde Justin Diehl problemlos aus der U16 in die U17 hochgezogen, die U17-Spieler Philipp Wydra, Jens Castrop und Maximilian Schmid wurden in der U19 eingesetzt, aus der Akteure wie Mathias Olesen, Elias Oubella und Kenan Akalp auf Spielminuten in der U21 kamen. Doch trotz der Spitzenposition in der Tabelle wird der Weg in die Endrunde um die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft für die U19 alles andere als leicht werden.
Sechs Spieltage vor Saisonende sind dabei noch vier Teams im Rennen: Der BVB ist Tabellenzweiter mit zwei Punkten Rückstand auf den FC, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen folgen auf den weiteren Plätzen mit vier bzw. sechs Punkten Rückstand. Ruthenbecks Team hat zudem das schwerste Restprogramm der vier Spitzenmannschaften und muss noch gegen Mönchengladbach, Leverkusen und Schalke antreten.
Noch kann niemand genau sagen, ob, und wenn ja, wann die Saison zu Ende gespielt werden kann. Eines aber ist sicher: Finanziell unbeschadet wird keiner der 18 Bundesligaclubs die Corona-Krise überstehen. Das dann fehlende Geld wird auch Auswirkungen auf das Agieren dieser Vereine auf dem Transfermarkt haben. Es liegt nahe, dass sich viele Clubs als Alternative zu teuren Stars auf den Nachwuchs konzentrieren werden, auf den eigenen – und den anderer Vereine.
Der 1. FC Köln hat nun die einmalige Situation, über zwei „goldene“ Jahrgänge zu verfügen, deren hoffnungsvollste Talente vom Verein weiterverpflichtet werden könnten, die andererseits aber auch das Interesse finanzstarker Clubs aus dem In- und Ausland längst schon geweckt haben. Letzteres wurde zum ersten Mal publik, als Florian Wirtz, eines der hochkarätigsten Talente der Kölner, den FC noch vor der Corona-Krise in Richtung Leverkusen verließ. Die dabei kolportierte Transferentschädigung im unteren sechsstelligen Bereich wird von Kennern der Szene als „peanuts“ bezeichnet in Anbetracht der fußballerischen Qualitäten des jungen Brauweilers.
Es wäre fatal, wenn den Kölnern ein weiterer Fall „Florian Wirtz“ passieren würde. Die Gefahr ist durchaus real, so laufen die Verträge von Spielern wie Adamczyk, Voloder, Sponsel, Schwirten und Obuz zum Saisonende aus. Es bleibt zu hoffen, dass dort frühzeitig die Gespräche gesucht wurden und trotz Corona-Krise auch weitergeführt werden. Der Vertrag von Noah Katterbach, der altersmäßig auch noch der U19 zugerechnet werden kann, sei unterschriftsreif, wie vielfach zu lesen war, unterschrieben ist er allem Anschein nach noch nicht. Dies wird man zum Beispiel bei Schalke 04 nicht ungerne hören, wird den Knappen doch ein großes Interesse an dem hochtalentierten Linksverteidiger nachgesagt.
Die ausgezeichneten Leistungen der beiden ältesten Nachwuchsteams des 1. FC Köln sind Grund zur Freude und zum Stolz. Möglich gemacht wurden sie durch die fantastische Arbeit der Spieler, der Trainer nebst Mitarbeitern sowie des gesamten Nachwuchsleistungszentrums. Sie wurden jedoch nicht wegen der Trainingsbedingen am Geißbockheim erzielt, sondern der wenig befriedigenden Infrastruktur zum Trotz. So spottet es z.B. jeder Beschreibung, wenn ein und dasselbe Spielfeld von drei hochkarätigen Nachwuchsteams gleichzeitig genutzt werden muss. Die Verantwortlichen des 1. FC Köln wissen um diese und weitere gravierende Mängel und setzen zu deren Beseitigung seit Jahren auf den Ausbau der Trainingsflächen rund um das Geißbockheim.
Die Pläne dazu sind seit geraumer Zeit ins Stocken geraten, Grund sind Belange des Umweltschutzes. In der gegenwärtigen politischen Situation und angesichts von in der Zukunft zu erwartenden Parteikonstellationen im Rat der Stadt Köln scheint das beharrliche Festhalten des Geißbockclubs an seinen Ausbauplänen zumindest mit einigen Risiken behaftet. Das größte Risiko besteht dabei dann wohl darin, dass der 1. FC Köln seine glänzende Position im U17/U19-Bereich nicht nur in naher Zukunft einbüßen, sondern mittelfristig den Anschluss an den Spitzenfußball im Nachwuchsbereich gänzlich verlieren könnte. Die goldene Gegenwart könnte einer eher tristen Zukunft weichen. Es bleibt zu hoffen, dass es anders kommen wird!