
Löwenmagazin
·28. Juli 2025
Die Millisekunden zum Misstrauen und wie wir damit umgehen sollten

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·28. Juli 2025
Hasan Ismaik ist bereits in München und hat sich am gestrigen Sonntag auch schon mit 1860-Präsident Gernot Mang getroffen. Mit Spannung werden Ergebnisse erwartet. Viele Fans sind zu Recht misstrauisch. Doch die Hoffnung sollte überwiegen. Ein Kommentar.
„Misstrauen und Vorsicht sind die Eltern der Sicherheit“, meinte Benjamin Franklin (1706–1790). Ein gesundes Misstrauen ist wesentlicher Bestandteil unseres Lebens und ein intuitives Gefühl, das bei jedem unterschiedlich ausgeprägt ist. Es ist eine Art Warnsystem, das uns hilft Gefahren auf Abstand zu halten, um dann entweder auszuweichen oder sich erst einmal kritisch mit dem was man misstraut auseinanderzusetzen. Auch viele Löwen sind in ihrem Fandasein misstrauisch und vorsichtig. Das ist einerseits gut, kann aber auch ungesund werden. Und es kann lähmen.
Man hört etwas bei den Löwen. Sei es eine Ankündigung, eine Planung, eine Idee oder sonst etwas. In wenigen Millisekunden sucht unser Gehirn nach deckungsgleichen Erlebnissen. Ist ein solches Ergebnis negativ, wird erst einmal ein Warnsignal aktiviert. Wer die Löwen lange begleitet hat, weiß: es gibt unzählige negative Ergebnisse. Garniert mit Hashtags, vielen Versprechungen, euphorischen Interviews oder vielen „üüüüü“s.
Am gestrigen Sonntag hat Ismaik ein Bild von sich und dem neuen Präsidenten posten lassen. Auf der Terrasse seiner Hotel-Suite. Im Hintergrund die Frauenkirche. Da sind sie wieder, die Millisekunden, die unser Gehirn benötigt um deckungsgleiche Erlebnisse zu suchen. Dort oben gab es mehrere solche Bilder. Angefangen mit Bierofka und Gorzenzel, die damals dort oben um eine Budget-Erhöhung warben. Das kommt in eben diesen Millisekunden wieder hoch, wenn Ismaik und Mang dort stehen. Vielleicht wäre es taktisch klüger nicht in dieser Weise zu triggern. Hier sollten sich die Verantwortlichen überlegen, was man medial tun kann. Auf was vertrauen die Löwenfans nicht mehr? Auf Hashtags zum Beispiel.
Die andere Frage ist andererseits aber auch, wie wir mit diesen intuitiven Gefühlen umgehen. Wie wir diese Millisekunden von Erinnerungssuche nutzen. Der Vorteil: wir haben Zeit, uns mit dem Misstrauen auseinanderzusetzen. Wenn ein Raubtier auf uns zukommt, sind diese Millisekunden wichtig. Bei Themen rund um Sechzig können wir jedoch anschließend reflektieren. Es ist also sinnvoll, nicht sofort in die Tasten zu hauen.
Weder übersteigertes Misstrauen noch uneingeschränktes Vertrauen hilft bei den Löwen. Gernot Mang will nicht als der neue Heiland wahrgenommen werden. Und er will auch nicht verteufelt werden. Er wünscht sich eine sachliche Diskussion über seine sachliche Arbeit. Und dazu hat er ein sehr ausgewogenes Team zusammengestellt bekommen. Dieses Präsidiums-Team wirkt aufgeräumt.
Hasan Ismaik ist bereits in München. Alleine diese Schlagzeile triggert. Für die einen kommt der Heiland, für die anderen das Gegenteil. Dabei kommt im Grunde „nur“ der Mitgesellschafter. Das sollte eigentlich deutlich normaler sein, als es wahrgenommen wird.
Es ist verständlich, dass ein gewisses Misstrauen mitschwingt. Aber man muss dem Präsidium und seinen Kollegen nun die Chance geben die Interessen des Vereins mit bestem Wissen und Gewissen zu vertreten. Vielleicht gehört da auch ein wenig Hoffnung dazu und eine gewisse Portion Vertrauensvorschuss. Immerhin hat man dieses Präsidium gewählt, damit sie den e.V. bestmöglich vertreten. Oder man lässt ihnen zumindest die Zeit, bevor man alles tot redet. Klar ist – man sollte schon auf seine Intuition hören, aber sie auch auf vernünftige Weise in Frage stellen. Denn vieles hat sich über Jahre eingeschlichen – befeuert durch verschiedene Medien oder auch Protagonisten aus dem Löwenumfeld.