dieblaue24
·13. Januar 2025
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·13. Januar 2025
Eines muss man Ex-Geschäftsführer Oliver Mueller - dem mit UE - lassen. An Selbstbewusstsein mangelt es dem robusten Schwarzwälder nicht. Als er am vergangenen Freitagmorgen in den Gerichtssaal im Münchner Arbeitsgericht in der Winzererstraße 106 spazierte, strotzte er geradezu vor Selbstsicherheit.
Je länger die Güteverhandlung gegen die Geschäftsführungs-GmbH, die zu 100 Prozent beim e.V. des TSV 1860 München liegt, jedoch dauerte, desto mehr sahen die Besucher, das Muellers Auftritt auch nur viel Fassade ist. Als dann Erhard Kött, der in Fulda arbeitende Anwalt der Beklagtenseite, plötzlich davon sprach, dass Mueller an der “Grenze der Untreue” gehandelt habe, ging ein Raunen durch den Saal. Das war ein Tiefschlag für Mueller, den er nicht unkommentiert ließ. Er wehrte sofort ab. Die Beweislast liegt in den nächsten Monaten bei 1860. Dies ist ein Vorwurf, den die Mueller-Seite vermutlich belegt haben will. Es geht um reichlich Geld: 600.000 Euro Abfindung stehen seit Freitag im Raum: Neben 264.000 Euro Grundgehalt (22 Monate x 12.000 Euro) machte Mueller auch fiktive Bonizahlungen (80.000 Euro), Urlaubsgeld (50.000 Euro), VIP-Tickets (17.000 Euro), Dienstauto (31.500 Euro), Sozialabgaben und eventuelle Schadensersatzansprüche geltend. PS: Im öffentlichen Ausgang des Gerichts wurde Mueller übrigens wieder mit Ü geschrieben. Eine kuriose Geschichte.
Was Mueller, der im Februar 2024 mit Hilfe der 50+1-Regel an Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik vorbei eingestellt worden war, bei 1860 in Wirklichkeit angerichtet hat, das erklärte Anwalt Kött vor dem Arbeitsgericht: Mueller habe nicht nur “nicht vertrauensvoll” mit Co-Geschäftsführer Christian Werner zusammengearbeitet, sondern soll den im Aufsichtsrat abgeschlossenen Etat angeblich sogar in Höhe von 4,5 Millionen Euro um eine Million Euro überzogen haben - unter der Berücksichtigung eines Überbrückungsdarlehens, der von Ismaik allerdings nur für Notlagen in der Fußballfirma und nicht für die Kaderplanung bereitgestellt worden ist. Wusste Mueller etwa nicht, wofür dieser Bridge Loan ausschließlich verwendet werden darf?
db24 weiß: Als die Thematik im vergangenen Sommer-Trainingslager in Windischgarsten aufkam und Vizepräsident Karl-Christian Bay in geheimer Kommandosache nach Oberösterreich ins Hotel “Dilly” reiste, hatte dies gravierende Auswirkungen auf die Kaderplanung von Dr. Christian Werner: Der Gorenzel-Nachfolger konnte sein geplantes Puzzle nicht vollenden - und so blieb die Mannschaft unvollständig. Werner hatte nicht nur mit Dennis Dressel (jetzt Grazer AK), sondern auch mit Dominik Martinovic (jetzt Rot-Weiss Essen) Verhandlungen geführt. Kött bestätigt dies: “Gespräche, die vor dem Vertragsabschluss standen, wurden abgebrochen. Für bestimmte Positionen konnte kein Spieler verpflichtet werden, was den Verein bis heute belastet.” Nicht nur belastet, sondern auch in eine existenzgefährdende sportliche Schieflage bringt - damit ist vermutlich auch zu erklären, warum 1860 bis heute mehr oder weniger handlungsunfähig im sportlichen Bereich ist und weiterhin keine Korrekturen vornehmen kann.
Die Löwen in der Mueller-Falle.
Ist Dr. Werner, der weiterhin alleine die Geschäfte an der Grünwalder Straße 114 führen muss, eine Lame Duck? Das würde erklären, warum Martinovic vor einer Woche nach München gekommen und wieder abgereist ist, um zwei Tage später bei RWE zu unterschreiben. Ungewollt haben die Blauen mit dieser Aktion einen Abstiegskonkurrenten verstärkt.
Nur eine Seite könnte die Situation vermutlich auflösen: Mehrheitsgesellschafter Ismaik, der erst vor einigen Wochen den Klub mit einer Millionen-Spritze vor dem Gang zum Insolvenzrichter gerettet hat. Doch warum soll der Jordanier jetzt noch einmal weiteres Geld nach dem Alleingang des e.V. nachschießen, um sich hinterher wieder vorführen zu lassen? Alternative: Werner löst Verträge von Bankdrückern auf und könnte dann nachlegen.
db24 meint: Solange die Vereinsseite Ismaik als Gegner sieht, wird das nichts mehr werden bei 1860. Dass sich genau diese Personen derzeit im Abtauch-Modus befinden, verwundert nicht. Wie war das nochmal mit “Wir haben geliefert!”?