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·29. Juni 2020
Die Helden von Bochum – Florian Fromlowitz über seine bewegte Zeit bei Hannover 96 und den Blick nach vorne

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·29. Juni 2020
In der aktuellen Podcast-Folge spricht Dennis Draber mit Florian Fromlowitz über diese schwierige Zeit – aber nicht nur. Es geht auch um die Zeit davor und danach: Zum Beispiel, wie Torwarttrainer-Legende Gerry Ehrmann den jungen Flo zu einem der größten Talente Deutschlands ausbildete. Und wie aus dem Abstiegsendspiel in Bochum ein positiver Spirit im 96-Team entstehen konnte, der Hannover 96 im Jahr darauf bis nach Europa trug.
Spektakulär, aggressiv, trainieren bis zum Erbrechen, auch mal mit den Füßen voraus den Gegenspieler weghauen – die harte Lauterer Torwartschule hat den jungen Nachwuchskeeper Florian Fromlowitz geprägt. „Haare nach hinten gegeelt, braun gebrannt, Brust raus“ – so beschreibt Florian Fromlowitz das Klischee des Torhüters aus der Ehrmann-Schule, aus der auch Roman Weidenfeller, Tim Wiese oder Kevin Trapp hervorgegangen sind.
Als der junge Nachwuchskeeper von Kaiserslautern zu Hannover 96 wechselte, traf er auf Robert Enke, der das komplette Gegenteil war: In sich ruhend, eher introvertiert, uneitel, Ruhe ausstrahlend. Das sei für ihn am Anfang eine Herausforderung gewesen, erzählt Fromlowitz rückblickend, auch weil er gemerkt habe, dass sein Typ in Hannover am Anfang nicht gut ankam, weshalb er seine aggressive Körpersprache zurückgefahren habe. „Ich habe aber auch gemerkt: Ich kann mich nicht komplett verstellen, ich bin der Flo, das ist mein Charakter.“ Die ersten Monate verbrachte Fromlowitz damit, sich viel von Robert Enke abzuschauen und zu lernen. „Er war mein Vorbild und Lehrer – und ein Gegenpol für mich als jungen, angriffslustigen Keeper.“ Fromlowitz entwickelte sein Torwartspiel weiter, im Frühherbst 2009 machte er einige der besten Spiele seiner Karriere.
Bochum 2010 als Turnaround
„Ab der 80. Minute wusste ich: Es kann nichts mehr anbrennen. Das Spiel ist dann komplett an mir vorbeigegangen. Ich habe die letzten 10 Minuten des Spiels noch vor Augen. Ich habe an Robert gedacht, in den Himmel geschaut – ich bin ja auch ein gläubiger Mensch. Ich habe das Gefühl gehabt, dass da irgendwie eine Bindung zu Robert war – auch wenn ich natürlich wusste, dass er nicht mehr unter uns ist.“
„Den Rucksack haben wir in Bochum gelassen, wir wollten einfach nur nach vorne.“
Der 3:0-Auswärtssieg in Bochum war ein Turnaround für Hannover 96. Nach dem Klassenerhalt verließen viele langgediente Spieler wie Jiri Stajner, Hanno Balitsch oder Arnold Bruggink den Verein. Neue unbekümmerte Spieler wie Lars Stindl oder Moa Abdellaoue wechselten zu Hannover 96, spielten frech und unbekümmert auf. „Die Neuzugänge haben absolut gezündet, tolle Typen kamen zur Mannschaft, der Mix aus erfahrenen und jungen Spielern hat einfach gestimmt. Das Kollektiv hat funktioniert, auch wenn wir individuell vielleicht gar nicht die besten Spieler waren. Es hat alles gepasst“, sagt Florian Fromlowitz. „Den Rucksack haben wir in Bochum gelassen, wir wollten einfach nur nach vorne. Wir hatten eine Aufbruchstimmung in Hannover, die Leute haben mitgezogen, sie haben gemerkt: Das Leben geht weiter!“
Florian Fromlowitz bekam zur neuen Saison die Nummer 1 als Rückennummer – „eine absolute Ehre, wobei ich das ehrlicherweise hätte ablehnen sollen. Die 27 hatte ich schon immer in Kaiserslautern, ich hätte sie behalten sollen.“ Umso härter traf es ihn, als Trainer Mirko Slomka ihn in der Winterpause auf die Bank setzte. Nachdem Slomka ihn kurz vor dem ersten Rückrundenspiel über seine Entscheidung informiert hatte, kamen ihm die Tränen. Florian Fromlowitz wollte unbedingt spielen, fühlte aber keine Rückendeckung vom Verein, weder vom Trainer noch vom Management. Er verließ Hannover 96 – und ärgerte sich hinterher sehr über diese Entscheidung. „Ich habe mich oft gefragt: Was wäre gewesen, wenn ich geblieben wäre?“ Es folgten unglückliche Stationen bei unterklassigen Vereinen, misslungene Neuanfänge und eine böse Verletzung. „Ich bin dankbar, dass mein Bein nicht amputiert werden musste, es war knapp.“ Trotzdem – oder gerade deshalb – blickt Florian Fromlowitz voller Dankbarkeit auf seine Zeit als Profitorhüter zurück. „Ich bin dankbar für die schönen Erlebnisse und möchte nichts missen.“
„Ich habe mich oft gefragt: Was wäre gewesen, wenn ich geblieben wäre?“
Was macht Florian Fromlowitz heute – und mit welchem Spieler von Hannover 96 ist er nach wie vor befreundet? Auch darauf gibt es spannende Antworten in Folge 42 von „96Freunde – der Hannover-Podcast“.