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·1. Februar 2024
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·1. Februar 2024
Die Gruppenphase der UEFA Women's Champions League (UWCL) ist gespielt, jetzt geht es in die heiße Phase des Wettbewerbs. An Underdogs wie Häcken, Brann oder Benfica mangelt es nicht. Allerdings waren die üblichen Verdächtigen dominant - Barcelona und Lyon qualifizierten sich als Erste für das Viertelfinale - das erstmals seit 2009 ohne deutsche Beteiligung ausgetragen wird.Unser Powerranking nach der Gruppenphase.
Brann jubelt: Die Norwegerinnen sind im Viertelfinale / MICHAL CIZEK/GettyImages
Das Glück hat eine nicht unerhebliche Rolle bei diesem Einzug ins Viertelfinale gespielt - ohne dem SK Brann zu nahe treten zu wollen. Die Norwegerinnen bekamen es nicht mit Bayern, Rom oder Paris zu tun, sondern neben Lyon mit zwei weiteren Underdogs aus Österreich und Tschechien. Auch da ist es kein Spaziergang, die Gruppenphase zu überstehen, aber doch deutlich einfacher als anderswo. Brann löste dennoch verdient das Ticket für das Viertelfinale: Gegen Lyon gelang dem mutigen Außenseiter völlig überraschend ein 2:2. Vielleicht glänzt Brann in der Underdog-Rolle im Viertelfinale erneut.
Benfica jubelt im Heimspiel gegen Frankfurt / Gualter Fatia/GettyImages
Benfica hatte das, was es zum Weiterkommen braucht: Können, gute Taktik - und eine Prise Glück. Die hatte Benfica genau im richtigen Moment, nämlich in der Nachspielzeit gegen Eintracht Frankfurt, als die sonst souveräne Elfmeter-Schützin Laura Freigang in der letzten Minute vergab.Zuvor hatte Benfica die Eintracht bereits dank viel Schnelligkeit und einer kompakten Mitte den Zahn gezogen. So konnte der portugiesische Meister ins Viertelfinale einziehen. Benfica hat viele talentierte und technisch beschlagene Spielerinnen wie die 21-jährige Kika Nazareth, Jessica Silva oder Catarina Amado. Ein Team, das Spaß macht - auch wenn sie im Viertelfinale sicher in der Underdog-Rolle sein werden.
Häcken schlug sich gegen Chelsea wacker / Gaspafotos/MB Media/GettyImages
BK Häcken hatte eine schwere Gruppe erwischt: Titel-Anwärter Chelsea, Favoritenschreck Paris FC und Real Madrid - eine harte Konkurrenz. Aber der schwedische Vizemeister setzte sich überraschend durch und qualifizierte sich als Gruppenzweiter für das Viertelfinale.Häcken rang dabei Chelsea ein Remis ab, schlug Real Madrid und musste sich auch Paris FC nicht geschlagen geben - anders als zuvor Arsenal und Wolfsburg. Die Schwedinnen setzten auf ihre kompakte Defensive und ließen nur gegen Chelsea mehr als ein Tor zu. Die herausragende Spielerin war aber Offensiv-Akteurin Rosa Kafaji, mit ihren 20 Jahren ein vielversprechendes Talent.
Ajax ließ die Roma verzweifeln / Soccrates Images/GettyImages
Ajax Amsterdam ist das Überraschungsteam der diesjährigen Champions-League-Saison. In der Gruppe mit Bayern, Paris Saint-Germain und der AS Rom hätte niemand einen Pfifferling auf Ajax gesetzt. Und doch qualifizierten sich die Niederländerinnen. Mit dem späten Siegtor gegen Rom machte Amsterdam alles klar, auch wenn sie haarscharf den Gruppensieg verpassten.Das schmälert Ajax' Chancen auf das Halbfinale wohl erheblich, denn die Gruppenzweiten sind dieses Jahr allesamt nicht die großen Favoriten. Gegen Barcelona, Lyon oder Chelsea wird es nicht leicht. Aber Ajax hat auch schon PSG, Bayern und Rom geärgert, mit starken Kontern und der individuellen Klasse von Romée Leuchter, Tiny Hoekstra oder der erst 16-Jährigen Lily Yohannes.
PSG landete in der Gruppe vor den Bayern / Eurasia Sport Images/GettyImages
PSG hat mit Marie-Antoinette Katoto, Sandy Baltimore und Tabitha Chawinga eine starke Offensive. Alle drei sind schnell und lauern nur darauf, der gegnerischen Verteidigung den Ball abzuluchsen. Das musste auch Bayern beim 2:2 schmerzhaft erfahren. Paris braucht nicht viele Chancen und kommt schnell zurück.Trotzdem ist Paris von den vier Gruppenersten wohl das schwächste Team, selbst wenn die Chancen auf das Halbfinale gut stehen. Wenn den schnellen Stürmerinnen keine Lücken geboten werden, tut sich PSG schwer. Aus dem Mittelfeld kommen weniger starke kreative Impulse als bei den anderen Topteams.
Klappt es dieses Jahr endlich mit dem Titel beim FC Chelsea? / Crystal Pix/MB Media/GettyImages
Kann Emma Hayes zum Abschied endlich den lang ersehnten Henkelpott stemmen? Im Sommer wird die Chelsea-Trainerin London verlassen, um das US-Nationalteam zu trainieren. Hayes hat eine Ära bei Chelsea geprägt und die Blues zu fünf Meistertiteln hintereinander geführt. Aber für den großen Traum, den Champions-League-Pokal, hat es nicht gereicht.An zu wenig Talent liegt das definitiv nicht. Chelsea sorgt Jahr für Jahr im Transferfenster für Schlagzeilen, die Kaderbreite ist stark. So kamen auch Ausnahmekönnerinnen wie Jessie Fleming, die im Winter zu den Portland Thorns wechselte, kaum zum Zug. Im letzten Sommer verstärkte sich Chelsea mit Weltklasse auf vielen Positionen, unter anderem Rechtsverteidigerin Ashley Lawrence, Mittelfeldmotor Catarina Macario, Sturmtalent Mia Fishel und der deutschen Nationalspielerin Sjoeke Nüsken.Bloß, an den großen Namen hat es bei Chelsea noch nie gemangelt. Vielmehr wirkte das Team in den letzten Jahren in den wichtigsten Spielen nicht perfekt abgestimmt. Trotz der vielen Transfers ist Chelsea im Tor nicht ideal besetzt. Und die Verletzung von Top-Stürmerin Sam Kerr war eine Hiobsbotschaft für Chelsea - auch wenn Chelsea mit der Kolumbianerin Mayra Ramirez, für eine Rekordablöse verpflichtet, prompt Ersatz fand.Es gibt also durchaus Gründe, die gegen einen Traum-Abschied von Hayes sprechen. Andererseits hatte Chelsea im letzten Jahr Lospech, als sie im Halbfinale gegen Barcelona antreten mussten. In der Liga und der Gruppenphase spielten sie auf einem ähnlichen Niveau wie in den letzten Jahren. Bei Top-Leistungen ist das Finale drin, dafür muss Chelsea aber vor allem defensiv zulegen.
Lyon mit Topstürmerin Ada Hegerberg ist sehr gut in Form / Visionhaus/GettyImages
Zwischendurch waren sie schon abgeschrieben. Olympique Lyonnais hat das letzte Jahrzehnt im Frauenfußball geprägt, um nicht zu sagen dominiert. Aber mit dem Ende der 2010er-Jahre schien die Wachablösung zu kommen, Barcelona brachte sich als neues dominantes Team in Stellung, und in Lyon neigte sich die Karriere einiger wichtiger Spielerinnen dem Ende zu.Aber sie können es immer noch in Lyon. Im Sommer setzte der Klub mit dem Wechsel von Topstürmerin Kadidiatou Diani, vom Rivalen PSG geholt, ein dickes Ausrufezeichen. Und der Generationenwechsel wird eingeleitet, mit Talenten wie Melchie Dumornay. Trotzdem bleiben die bekannten Gesichter die wichtigsten Spielerinnen in Lyon: Ada Hegerberg, die Tor um Tor um Tor schießt, Eugénie Le Sommer, die es auch mit 34 Jahren noch kann, und die ewige Wendie Renard.Lyon mag etwas weniger Aufmerksamkeit bekommen als Barcelona, aber ihre Saison ist bisher ebenso fantastisch: In jedem Spiel außer zweien holten sie drei Punkte, oft mit einem Torfestival. Wie stark die Elf von Trainerin Sonia Bompastor wirklich ist, bleibt aber noch schwer zu sagen. Mit Brann, Prag und St. Pölten erwischte Lyon die leichteste Gruppe, die man sich vorstellen kann - und sie holten zweimal gegen die Underdogs nur ein Unentschieden, was oft an der Chancenverwertung lag. Die echten Prüfungen bleiben noch aus.
Barcelona wird in der UWCL wohl noch öfters jubeln / Pedro Salado/GettyImages
Wer soll dieses Team stoppen? Der FC Barcelona marschierte auch dieses Jahr durch die Champions-League-Gruppenphase und durch die Liga. Kein einziger verlorener Punkt in beiden Wettbewerben, selten ein Gegentor. Barça ist und bleibt das Maß der Dinge. Vor allem zuhause ist die Blaugrana eine Macht, seit fünf Jahren mussten sie sich nicht mehr in Barcelona geschlagen geben.Die Titelverteidigerinnen haben eine herausragende individuelle Klasse, ihr größter Trumpf ist aber, wie eingespielt sie sind. Seit Jahren spielen die Katalaninnen sich gegenseitig Pässe in den Lauf, legen geschickt ab oder finden die Lücke. All das kann Barcelona blind, und sie bringen es zuverlässig auf den Rasen.Momente der Schwäche gibt es schon, etwa im letzten Champions-League-Finale oder im Auswärtsspiel gegen Frankfurt: Beide Male lag die Elf um Aitana Bonmatí da zurück, nach einer schwachen Halbzeit. Aber anders als das Barcelona von vor drei Jahren gewinnen sie diese Spiele jetzt noch. "Es hat sich angefühlt, als ob sie von einem anderen Planeten sind", sagte Frankfurts Lara Prasnikar danach.Los Galacticos, so wurde bisher Real Madrid genannt - aber auf Barcelona trifft die Beschreibung auch gut zu. Trainer Jonatan Giraldez hat nach seinem Amtsantritt 2021 seine Elf nochmal auf ein neues Level gehoben, im Sommer verabschiedet er sich in Richtung USA. Davor will er noch den Titel-Hattrick in der UWCL schaffen, der dritte Triumph unter 2021 und 2023 würde endgültig Barcelonas Platz als eins der besten Teams der Geschichte zementieren. Einziger Wermutstropfen war das 4:4 zum Abschluss gegen Benfica - für Barca ging es da um nichts mehr, aber die Defensivschwäche der Außenverteidigerinnen gab dennoch zu denken.