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·12. Juli 2025
Diaz, Nkunku, Woltemade, Simons – hat Bayern überhaupt einen Plan?

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·12. Juli 2025
Alle paar Tage taucht laut Medienberichten ein neuer Topspieler als Favorit für einen Sommertransfer zum FC Bayern auf. Natürlich ist nicht alles, was kolportiert wird, zutreffend. Doch bei einigen Namen haben sich die Verantwortlichen des Rekordmeisters selbst vielsagend geäußert und damit das Interesse bestätigt.
Unabhängig davon, dass Max Eberl bislang keinen der Wunschspieler verpflichten konnte, wirkt die Liste der Begehrten erstaunlich diffus. Die Kandidaten unterscheiden sich teils deutlich in Spielstil, Alter und Charakter. Ein klares Anforderungsprofil ist bislang nicht zu erkennen.
Da drängt sich die Frage auf: Nach welchen Kriterien wird überhaupt gesucht? Spöttisch ließe sich sagen: nach Verfügbarkeit, doch selbst das trifft es kaum, denn bislang hat kein einziger den Weg an die Säbener Straße gefunden.
Der große Wunsch hieß Florian Wirtz. Er hätte nicht perfekt neben Jamal Musiala gepasst, doch für den Ausnahmefußballer aus Leverkusen wären die Münchner bereit gewesen, ihren Kurs zu überdenken. Als klar war, dass Wirtz keine Option mehr ist, und sich obendrein auch der Abschied von Leroy Sané abzeichnete, entstand ein klares Anforderungsprofil: Ein neuer Linksaußen muss her.
Nico Williams, Bradley Barcola und Rafael Leão wurden als die drei Topkandidaten gehandelt – und sie alle ähneln sich im Spielstil. Schnelle, vertikale Flügelspieler mit einem starken Eins-gegen-eins, kreativen Momenten, Spielübersicht und der Fähigkeit, selbst zum Abschluss zu kommen.
Doch an allen drei biss sich Max Eberl die Zähne aus. Williams wollte nicht, Barcola wurde von PSG blockiert, bei Leão machte man selbst einen Rückzieher. Es folgten viele neue Namen, doch eine klare Linie ist seither kaum mehr erkennbar.
Nick Woltemade zum Beispiel. Ein ganz anderer Spielertyp: Hängende Spitze, technisch stark, im Zentrum zu Hause, elegant in engen Räumen. Auch hier preschte Bayern vor, nur um dann wieder Tempo rauszunehmen.
Der aktuell heißeste Name: Luis Díaz. Der Kolumbianer ist der Spielertyp, der dem ursprünglichen Profil wohl noch am nächsten kommt. Extrem athletisch, flexibel einsetzbar, aber weniger als kreativer Ballverteiler, mehr als dynamischer, effizienter Vollstrecker. Allerdings will Liverpool ihn offenbar nicht ziehen lassen und mit 28 Jahren ist er auch älter als die übrigen Kandidaten.
Deutlich realistischer scheint Christopher Nkunku. Bei Chelsea nicht gefragt, bei Leipzig einst zum Superstar gereift, allerdings eher als Stürmer denn als klassischer Flügel. Der Franzose bringt viel mit: Kreativität, Tempo, Abschlussstärke. Aber auch die Fragezeichen sind da: seine Verletzungshistorie und ob Bayern die vermutlich hohe Ablöse stemmen will.
Und dann bleibt noch Xavi Simons. Ein Name, der auf den ersten Blick ideal wirkt: jung, hochtalentiert, auf dem Markt. Doch der Niederländer ist kein Flügelspieler, sondern ein halbraumorientierter Spielmacher, der wie Musiala und Olise vor allem das Zentrum sucht. In Leipzig hat er viel gezeigt, aber auch Schwächen offenbart. Nicht der disziplinierteste, kein unbedingter Arbeiter gegen den Ball. Und ein Spieler, bei dem man sich fragen muss: Passt er wirklich, oder wäre er nur der nächste Baustein in einer Sammlung von Zehnern?
Eine große Spielidee scheint hinter der aktuellen Suche nicht zu stecken – vielleicht liegt das auch an Uneinigkeit in der Führungsetage der Roten. Die Frage ist: Wie sehr wirkt sich das überhaupt aus? Angesichts der Summen, die die Münchner bereit sind zu investieren, und des Renommees des Klubs, wird am Ende wohl ein herausragender Spieler kommen.
Keiner der gehandelten Stars birgt echtes Flop-Potenzial. Mit Abstrichen vielleicht Christopher Nkunku, dessen Verletzungsanfälligkeit bekannt ist, aber überragende fußballerische Fähigkeiten bringen sie alle mit. Kurzfristig sollte es also kein größeres Problem geben.
Langfristig aber leidet das Bild des Rekordmeisters. Wer so lange herumlaviert und Absagen kassiert, riskiert seinen Ruf. Vor allem fehlt es an einer klaren Linie: In einer idealen Welt präsentieren Max Eberl und Christoph Freund gemeinsam mit Vincent Kompany genau den Prototyp Spieler, den sich der Trainer für seine Spielidee wünscht.
Aktuell jedoch wirkt alles nach einem Kompromiss: Es kommt wohl ein sehr guter Spieler, der die Vakanz auch füllen kann, ähnlich wie in der Defensive. Nach dem geplatzten Transfer vergangen Sommer orientierte sich Bayern kurzfristig neu, etwa in Richtung Huijsen. Als auch das nicht klappte, nahm Eberl die Spur zu Jonathan Tah wieder auf.
Zweifellos ein starker Transfer. Der Nationalspieler bringt Stabilität, extreme Kopfballstärke und Konstanz – Eigenschaften, die der Defensive zuletzt fehlten. Dennoch war er nicht der Wunschspieler: Seine eher tiefe Positionierung und das fehlende Tempo passen nur bedingt zu Kompanys Spielansatz.
Was bislang fehlt, ist ein kreativer Impuls wie im vergangenen Sommer, damals war es Michael Olise. Aber: Der Sommer ist noch lang. Vielleicht überrascht Max Eberl am Ende doch noch alle.
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