Deutschland in Wembley: Chance zur Revanche | OneFootball

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·29. Juli 2022

Deutschland in Wembley: Chance zur Revanche

Artikelbild:Deutschland in Wembley: Chance zur Revanche
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Schreitet als Leaderin voran und schießt ihre Mannschaft ins Finale: Torjägerin Alexandra Popp.

© Michael Memmler


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„Da ist das Traumfinale“, schrieb Nationalspieler und FCB-Urgestein Thomas Müller nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale der Europameisterschaft 2022 gegen Frankreich, nachdem Alexandra Popp ihre Mannschaft ins Finale geschossen hatte. Müller spielt auf das Finale der Weltmeisterschaft der Herren im Jahr 1966 an. Ein düsterer Tag für die Geschichte des deutschen Fußballs, England gewann das Spiel mit 4:2 in der Verlängerung in Wembley. Die Deutschen haben also noch eine Rechnung offen mit den Engländern in Sachen Finale und Wembley. Da mag es wohl Zufall sein, dass genau 66 Jahre später die Deutschen die Chance zur Revanche bekommen. Die Frauen tragen nun die Verantwortung.

Women's EURO: Gastgeberinnen aus England brillieren

Die Nationalmannschaft weiß, welcher Gegner wartet, England spielt seit Beginn dieses Turniers einen überragenden Fußball. In der Abwehr stehen sie kompakt, gehen entschlossen in die Zweikämpfe, die Abstimmung passt. Im Mittelfeld verteilen sie die Bälle schön, geben ihren Gegnerinnen wenig Raum und spielen tolle Pässe auf ihre Kolleginnen im Sturm. Dort wird eine immense Torgefahr ausgestrahlt, nahezu jeder Schuss ist ein Tor, obendrauf kommen Spielfreude, individuelle Klasse und Teamgeist. Eine gefährliche Mischung. Hinzu kommt der Heimvorteil, das ganze Land ist im Fußballfieber und uterstützt die Frauen-Nationalmannschaft. Der Heimvorteil kann jedoch auch zum Heimnachteil führen, der Druck, der auf dem englischen Team lastet, ist groß.

Alexandra Popp als Leaderin

Doch auch die deutschen Frauen können was – und zwar einiges. Im Tor hält Merle Frohms die Kiste sauber, man könnte fast meinen bis zu ihrem ersten Gegentor im Halbfinale gegen Frankreich hatte sie kein Trikot an, sondern eine weiße Weste. Ihre Spielweise und die Sicherheit, die sie ausstrahlt, gibt ihren Vorderfrauen Stärke und Vertrauen, es ist goldwert eine Torhüterin zu haben, die in den Spielaufbau miteinbezogen werden kann und sicher mit dem Ball am Fuß ist. Die Kette vor ihr, mit Marina Hegering und Kathy Hendrich in der Innenverteidigung und Felicitas Rauch sowie Giulia Gwinn über die Außen läuft alles ab, was da so kommt. Die Absprache ist perfekt, jede weiß, wo die andere steht. Im Mittelfeld wird der Gegner früh unter Druck gesetzt und die Passwege zugelaufen. Das Spiel gegen den Ball ist unglaublich intensiv und kräftezehrend, dennoch scheut sich keine Spielerin noch einen Weg zu gehen oder einen weiteren gegnerischen Pass zu unterbinden. Aus diesen Reihen kommen auch die Pässe auf die außen, wo blitzschnelle Spielerinnen wie Svenja Huth oder Dribblekünstlerinnen wie Jule Brand und Klara Bühl um ihre Gegenspielerinnen tanzen. Und am Ende, da finden sie immer wieder die eine, Alex Popp oder Lea Schüller, die beide da sind, wenn sie gebraucht werden. Wo wir gerade dabei sind, Alexandra Popp: Was sie bei dieser EM leistet ist schlichtweg überragend. Ihre Kopfballstärke ist unberechenbar, ihre Sicherheit strahlt Kraft aus und treibt das gesamte Team voran, eine echte Leaderin. Die Wolfsburgerin ist in den entscheidenden Situationen vorm Tor, sie scheut keinen Zweikampf und treibt ihr Team an. Sie ist es, die auch mal einen Ball verliert und dann in der Abwehr aushilft und damit signalisiert, was es bedeutet, gemeinsam für eine Nation zu spielen und zu siegen. Ihr Rezept für Torgefahr ist nicht ihre individuelle Klasse und die Spiellust sondern das Team, das hinter ihr steht, wie sie selbst sagt. Die Kraft, die ihr das Team gebe, treibe sie an. Einen solchen „Teamspirit“ habe sie selten erlebt.

EM-Titeltraum

Man merkt das Vertrauen im Team, auf und neben dem Platz. In fast jedem Interview, egal ob die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg oder Kapitänin Alexandra Popp spricht, die Stimmung im Team stimmt. Jede Spielerin wird miteinbezogen, egal ob sie in der Startelf stand oder von der Bank aus die Mannschaft unterstützt: „Meine Gedanken sind purer Stolz auf diese Leistung und diese Spielerinnen von der Nummer 1 bis 23“, lobte Voss-Tecklenburg nach dem Finaleinzug am Donnerstagabend. Ihre Analyse zum Finaleinzug kann man als Analyse des gesamten Turniers der deutschen Mannschaft verstehen: „Vom kleinen Rädchen bis zum großen Rad hat heute alles gepasst.“ Und genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Neben dem Können des gesamten Teams und der individuellen Spielklasse der Mädels ist es das blinde Vertrauen, das gegenseitige Gönnen und der gemeinsame Traum vom EM-Titel, der dieses Team ausmacht.

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