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·23. Oktober 2024

Der VfB lässt Juve alt aussehen

Artikelbild:Der VfB lässt Juve alt aussehen

Ich hatte mir verschiedene Überschriften während des Spiels zurecht gelegt. Lange favorisiert hatte ich „Mal wieder beschissen“ nach dem durchaus diskutablen Eingriff des VAR bei Deniz Undavs Treffer in der 48. Minute. „VfB wirft den Sieg weg“ hatte ich dann im Kopf, weil es ganz danach aussah, als ob der VfB ein überlegen geführtes Spiel nicht zieht. Oder einfach „Jaaaaaaaaaaaaaaa!“, so jedenfalls hieß die Analyse von Freund Felix, der sich per Facetime direkt nach dem Spiel noch aus dem Stadion meldete und nichts mehr sagen konnte, weil er so überwältigt war. Irgendwas mit „Geschichte geschrieben“ wäre auch möglich gewesen nach dem ersten Sieg in der Champions League seit knapp 15 Jahren.


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Es ist dann ein recht konventionelle Überschrift geworden, bissle Seriosität demonstrieren, nachdem es schwer ist, nicht euphorisch zu werden nach diesem beeindruckenden Spiel des VfB. Und eine kleine Verbindung zum Spitznamen des Gegners, „alte Dame“, Ihr wisst schon.

Es war ein epischer Abend, an dem Geschichte geschrieben wurde und der auf einer Stufe mit Manchester steht. Spiegel Online schrieb “Rausch mit drei Buchstaben: VfB“. Und die müssten wirklich Seriosität demonstrieren, was dem Autor Marco Fuchs jedoch nicht gelang, zu sehr begeisterte ihn der VfB. “So an die Wand gespielt worden ist der sechsmalige Europapokalsieger Juventus schon lange nicht mehr.“ Und das ist kein bisschen übertrieben. Juve war chancenlos. Thiago Mottas Mannschaft wurde im Vorfeld der Partie hoch gelobt, kreative Positionswechsel, eine typisch italienisch starke Abwehr, vorne drin ein Büffel, in der Liga unbesiegt und mit nur einem Gegentor.

Zu sehen davon gegen den VfB: gar nichts. Der VfB spielte wie schon in Madrid selbstbewusst, dominant, mit maximaler Spielkontrolle. Torchancen ergaben sich von alleine, die beste von Ermedin Demirovic nach Steckpass von Enzo Millot. Pfosten! In der 42. Minute entdeckte Angelo Stiller den Luka Modric in sich: Mit dem Außenrist zirkelte er den Ball auf Undav, der seinen Kopfball aber nicht an Keeper Mattia Perin vorbei bringt. Juve hatte vielleicht fünf oder zehn Minuten, in denen man erahnen konnte, dass sie hier ein Heimspiel hatten. Ansonsten: nur der VfB!

Drama Baby, Drama. Der VfB kann nicht ohne. Erst wird der Treffer von Undav aberkannt, dann dachte sich Enzo Millot: “Ich tanze Samba mit Dir” und schlängelte sich durch drei Juve-Spieler hindurch als ob er keine Knochen hätte – scheiterte aber an Perin (62.). Es kamen Madrid-Vibes auf, Turin ist auch so eine zynische Mannschaft, die aus dem Nichts ein Tor reinmurmelt. Damit musste man jederzeit rechnen, obwohl die Turiner bis auf ein paar Halbchancen gar nicht vor dem Stuttgarter Tor auftauchten. „OMG“, „Oh Mann!“, „WTF“, die Nachrichten von Felix aus dem Stadion wurden auch immer verzweifelter, weil der VfB das Tor nicht traf. „Scheisse“ schrieb er als Enzo Millot den Elfmeter verschoss.

Es sah ganz danach aus, als ob der VfB nur schön spielen kann, ihm aber die letzte Konsequenz und das Glück fehlen, um drei Punkte mitzunehmen. In der Nachspielzeit sieht dann Millot eine Lücke, die nur er sieht. Er spielt durch fünf Beine hindurch einen Pass auf den eingewechselten El-Bilal Touré. Der chipt sich den Ball selbst als Vorlage in den Lauf und „Jaaaaaaaaaaaaaaa!“ (sorry), da ist das Tor dann endlich. Selbst der unbezwingbar wirkende Perin hatte keine Chance.

Ein aberkannter Treffer von Deniz Undav. Ein verschossener Elfmeter von Enzo Millot. Der gegnerische Torhüter mal wieder der beste Mann auf dem Platz. Der VfB blieb trotzdem unerschütterlich, ließ sich nie aus der Ruhe bringen, glaubte immer an sein Spiel und an den Sieg. Die Abwehr ohne Fehler, immer am Gegner dran, der Büffel Dusan Vlahovic schnaufte nur, hatte keine einzige Aktion. Auch der hochgelobte Kenan Yıldız gewann wohl keinen Zweikampf gegen Josh Vagnoman.

Die Statistiken: erdrückend. Mehr Ballbesitz, mehr Spielwitz, mehr Schüsse, mehr Ecken, mehr Energie. Aber es sind nicht nur die Fakten. Der VfB überzeugte mit seiner Spielweise, trat angstfrei auf, es sah nie so aus, als ob ein Team mit einer schlechten Serie gegen den großen 36-maligen italienischen Meister spielte. Augenhöhe? Mehr als das! Juve wurde kleiner und kleiner, während der VfB immer selbstsicherer wurde und letztlich hochverdient gewann.

Artikelbild:Der VfB lässt Juve alt aussehen

Dieses Mal gab es nicht nur Lob für das Team von Sebastian Hoeneß. Ich glaube, der Trainer ruft hier “Jaaaaaaaaaaa!”

„Absolut unvergesslich“ schrieb Felix zum Schluss, bevor er zum Feiern ging. „Ich habe keine Stimme mehr.”

Nach dem Feiertag wartet mit Kiel der Alltag. In diesem Spiel wird sich zeigen, wie gefestigt die Mannschaft ist und ob sie so seriös auftreten kann wie ich diesen Text dann doch zu Ende gebracht habe.

Aber was ich noch sagen wollte: „Jaaaaaaaaaaaaaaa!“

Zum Weiterschauen: Zum Genießen, hier die Highlights.

Bilder: Valerio Pennicino/Getty Images

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